Sicherheitsrisiko Ribery

Von Daniel Börlein
Ribery, Wolf
© Getty

München - Manchmal machen es einem diese Bayern wirklich nicht leicht.

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Ein 4:0 wäre doch was gewesen, wahlweise auch eine 0:3-Niederlage. So aber gab es beim Abstiegskandidaten in Nürnberg ein müdes 1:1. Nicht gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Weder Fisch noch Fleisch. So halb eben.

Was soll man da großartig erzählen? Dass sich die Münchner bei einem vermeintlich Kleinen der Liga mal wieder teilweise selbstgefällig und über weite Strecken pomadig präsentierten? Ist ja nichts Neues, hatten wir zuletzt erst vor zwei Wochen in Cottbus.

Konkurrenz zu dusselig

Dass die Konkurrenz zu dusselig ist, diese wenigen schwachen Momente der Münchner zu nutzen? Ist auch bekannt. Hamburger, Bremer und Leverkusener bewiesen dies schließlich nicht zum ersten Mal.

Und selbst, wenn man nach dem 26. Spieltag prognostiziert, die Bayern werden in dieser Saison Deutscher Meister, ist das eher ein alter Hut. Denn letztlich ist doch seit Wochen schon klar, dass die Schale einmal mehr nach München gehen wird.

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Die einfachste Lösung

Maßgeblich daran beteiligt ist Franck Ribery, der "französische Ausnahmekönner", der "Figaro in kurzen Hosen", der derzeit beste Spieler der Bundesliga und einer der besten weltweit. Regelmäßig geraten Mit- und sogar Gegenspieler ins Schwärmen ob der außerordentlichen Fähigkeiten des 24-Jährigen. Völlig zu Recht.

Völlig recht hat Manager Uli Hoeneß auch, wenn er sagt, die 25-Millionen-Euro-Ablöse habe sich für die Bayern jetzt schon ausgezahlt. Ribery ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Bayern, die erste Option im Offensivspiel des Rekordmeisters und häufig auch die einfachste Lösung.

Kluges Zuspiel auf Podolski

"Ribery ist in der Lage, drei Entscheidungen in einer Tausendstelsekunde zu treffen - und zwar die richtigen", brachte es Club-Coach Thomas von Heesen vor dem bayrischen Derby auf den Punkt.

Umso überraschender war deshalb, dass Nürnbergs Jan Kristiansen Ribery in Halbzeit eins - wenn auch nicht immer mit fairen Mitteln - weitestgehend im Griff hatte, so dass der Bayern-Star nach der Pause vom linken Flügel ins zentrale Mittelfeld flüchtete.

Dass man einen Ribery, zumindest in der Bundesliga, nicht über die kompletten 90 Minuten ausschalten kann, lehrte der bisherige Saisonverlauf. Und so war es denn auch der Franzose, der mit einem klugen Zuspiel den Ausgleichstreffer durch Podolski vorbereitete.

Der wunde Punkt

Ribery ist Bayerns ganz großer Pluspunkt, keine Frage. Ribery ist allerdings auch Bayerns wunder Punkt.

"Ich will immer angreifen", sagt der Franzose. "Ich will bei zehn Möglichkeiten zehnmal angreifen." Bei Bayern darf er angreifen. Bei Bayern hat Ribery alle Freiheiten. Bei Bayern darf er machen, was er will. Und verteidigen will Ribery nicht.

Auch in Nürnberg schlug er nur selten den Rückwärtsgang ein, blieb nach Ballverlusten zumeist stehen, überließ die Defensivarbeit den anderen und brachte damit vor allem Marcell Jansen, der Ribery auf der linken Seite absicherte, immer wieder in arge Bedrängnis. Häufig sah sich Jansen zwei Nürnbergern ausgesetzt.

Und da der Ex-Gladbacher seine Stärken selbst eher in der Offensive hat, offenbarte sich die linke Abwehrseite der Bayern nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit als Schwachpunkt.

Vorsicht vor Ronaldo und Messi

Mit dem defensiv stärkeren Philipp Lahm und dem in Nürnberg Gelb-gesperrten Mark van Bommel, der aus der Zentrale immer wieder geschickt nach links verschiebt, ließen sich Riberys Defensivschwächen im bisherigen Saisonverlauf meist kompensieren.

Nicht auszudenken allerdings, was in der kommenden Saison in der Champions League gegen Mannschaften passiert, die auf rechts stärker besetzt sind als der Club mit Jan Kristiansen und Robert Vittek. Man denke nur an Manchester United oder den FC Barcelona.

Dort stürmen auf rechts die Herren Ronaldo und Messi. Und die werden es diesem FC Bayern nicht wirklich leicht machen.

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