Wie zu befürchten war

Von Daniel Paczulla
Tim Wiese
© Getty

München - Es war eine symbolische Szene nach dem Schlusspfiff im Weserstadion. Tim Wiese ging bei Dauerregen mit hängendem Kopf aus seinem Tor.

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Das Wetter und die Körpersprache des Keepers passten zum Bremer Spiel: trist und ohne Selbstvertrauen. Einzig Wiese hob sich mit einer grandiosen Leistung von einer schwachen Werder-Elf ab.

Klaus Allofs brachte es nach dem 0:1 gegen den VfL Wolfsburg auf den Punkt. "Die Mannschaft hat es versucht, nach vorne zu spielen. Aber in vielen Situationen haben wir einfach nicht die Konsequenz gezeigt", kritisierte der 51-jährige Sportdirektor.

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Ohne Inspiration

Vorne mangelte es an Inspiration und entsprechend an griffigen Spielzügen. Mesut Özil war überfordert, Frank Baumann konnte das Spiel von hinten heraus nicht lenken.

Weder Sebstian Boenisch auf links, noch Patrick Owomoyela oder Clemens Fritz auf rechts konnten Druck über die Außenpositionen erzeugen.  

Zwar standen die Wolfsburger in der Defensive sicher, wenn aber schnell und direkt gespielt wurde, kamen auch sie durchaus ins Wackeln.

Fehler im Defensivverhalten 

Doch das zeigten die Werderaner zu selten. Sie wirkten zu behäbig, zu statisch und nicht spritzig genug. Hinzu kamen die Fehler im Defensivverhalten. Wie bereits in der Vorwoche beim 3:6 in Stuttgart kassierten sie nach einer eigenen Ecke einen Gegentreffer. 

Das 0:1 (50.) durch Grafite bedeutete nicht nur die zweite Niederlage in Folge, sondern auch das Abrutschen aus den Champions-League-Rängen.

Bremen ist nur noch Tabellen-Vierter mit 43 Punkten, Hamburg (45) und Leverkusener (44) sind vorbei gezogen. 

"Wir stoßen an Grenzen" 

So weit die Fakten. Was bleibt, sind aber die Fragen nach den Gründen und den Konsequenzen der momentanen grün-weißen Talfahrt.

"Die letzten Wochen haben eine Menge Substanz und Kraft gekostet. Gerade was das Verkraften von Ausfällen angeht, stoßen wir an Grenzen", begab sich Allofs nach dem Spiel auf Ursachenforschung.

Damit hat der Sportdirektor natürlich recht. Diego und Per Mertesacker waren rot-gesperrt. Dazu fehlten die verletzten Torsten Frings, Tim Borowski und Pierre Wome. Neustes Mitglied im Lazarett ist Daniel Jensen, der nach 40 Minuten ausgewechselt werden musste. Hinzu kommen die Rekonvaleszenten, die noch nicht ihre hundertprozentige Form erreicht haben.

Diego und Frings unersetzbar 

Unter dem Strich aber laufen die Bremer mittlerweile doch Gefahr, ihre - zweifellos fast unheimliche - Verletztenmisere als Alibi zu benutzen. Bereits in der Hinrunde hatte der Verein personelle Probleme. Doch in der Winterpause hatte man nicht reagiert, man war überzeugt, die Qualität würde reichen und die Verletzten kämen schnell wieder in Form.

Zwar wurde Özil verpflichtet, aber im Gegenzug verließen zwei Spieler den Verein: Carlos Alberto (ausgeliehen an Sao Paulo) und Leon Andreasen (Fulham).

Und nun droht die eigene Überzeugung zum Boomerang zu werden, denn die aktuelle Verfassung zeigt, dass die Substanz im Kader möglicherweise nicht aussreicht. Und so macht sich auch das Fehlen der zwei Schlüsselspieler immer deutlicher bemerkbar. Es fehlen die Geniestreiche von Diego und die Führungs-Qualitäten von Torsten Frings. In einer Phase, in der es nicht läuft, wären gerade solche Spieler gefragt. 

Nur UEFA-Cup? 

Und die Konsequenzen daraus sind einfach: der UEFA-Cup droht. Werder läuft Gefahr sich nicht für die attraktive Champions League zu qualifizieren. "Das wäre schon bitter für uns, weil wir glauben, dass wir das vom Potential her schaffen könnten", sagte Allofs.

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Und wenn nicht? Dann könnte das möglicherweise eine ganze Lawine lostreten könnte. Denn neben den großen finanziellen Einbußen riskiert Werder, einige seiner Stützen zu verlieren. Überlegt es sich Per Mertesacker nochmal, vielleicht doch zu Bayern zu wechseln? Hat Diego wirklich Lust auf den UEFA-Cup, wenn er mit Real Madrid in der Königsklasse spielen könnte?

"Wir hatten uns in dieser Saison sehr viel vorgenommen, und es ist bitter, dass wir das nicht umsetzen konnten. Ein Klub mit so einem Potenzial wie Werder muss eigentlich einen Titel holen", sagte der Brasilianer selbst, der seine sportlichen Ambitionen in Bremen offenbar gefährdet sieht.  

"Einen neuen Anlauf starten"

Werder steht in den kommenden Spielen unter Druck und darf den Anschluss an Rang drei nicht verlieren.

"Nächste Woche wollen wir einen neuen Anlauf starten. Das haben wir bislang immer gut hinbekommen", blieb Allofs optimistisch.

Jedoch ist Vorsicht geboten, sonst stehen die Bremer am Ende der Saison im Regen.

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