Zwanziger verteidigt Schiedsrichter

SID
Fußball, Zwanziger
© DPA

Düsseldorf  - Elfmeter, Abseits, Platzverweise - schon zu Beginn der Rückrunde ist in der Bundesliga eine neuerliche Schiedsrichter-Debatte entbrannt. Viele Vorwürfe prasseln auf die Unparteiischen ein - mal mehr, mal weniger gerechtfertigt.

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Dortmunds Trainer Thomas Doll schimpfte zuletzt nach dem 2:3 gegen Schalke über eine klare Rote Karte für Dede, eine Woche zuvor verlor Bremen wegen eines Abseitstores 1:2 gegen Bochum. Bayern München monierte mehrere vermeintlich falsche Pfiffe und witterte gar eine Verschwörung.

Dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, geht das zu weit. "Eine solche Kritik ist absolut nicht zu akzeptieren", klagte er in der "Bild"-Zeitung.

Für die markanteste Schiedsrichterschelte sorgte Bayern-Manager Uli Hoeneß nach dem Top-Spiel gegen Werder Bremen: "Die sind im Zweifelsfall immer daran interessiert, Bayern München keinen Vorteil zu verschaffen, weil sie dann in der nächsten Woche Telefonterror haben und nicht zur Arbeit gehen können."

Nicht alles muss auf die Goldwaage 

Damit spielte er auf mehrere Abseitspfiffe während der Partie an. Cottbus beschwerte sich gar in einem Offenen Brief über zwei Entscheidungen und einen Elfmeterpfiff von Referee Lutz Wagner im Duell mit Bayer Leverkusen. Darin forderte Verwaltungsratsmitglied Dieter Friese den DFB-Chef Zwanziger auf, seinen Einfluss zur gerechteren Bewertung von Fußballspielen geltend zu machen.

Der Präsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer, Horst Zingraf, erklärt manch überzogene Kritik mit dem hohen Druck, dem die Trainer ausgesetzt sind: "Sie kommen mit unglaublicher Hochspannung aus dem Spiel." Einige Reaktionen nach gravierenden Fehlern seien daher verständlich.

"Man sollte aber nicht alles auf die Goldwaage legen, was nach dem Spiel gesagt wird", sagte er. Auch Doll habe die Rote Karte gegen Dede nicht so beurteilt, wie das ein Fachmann und wohl auch er selbst mit Distanz tun würden.

Ähnlich wie Zwanziger rief der beim DFB als Vizepräsident für Schiedsrichter zuständige Rainer Koch zu mehr Sachlichkeit und Fairness auf. Permanente Kritik dürfe nicht zum psychologischen Handwerkszeug der Vereinsverantwortlichen werden.

Nicht mehr "falsche Pfiffe" als früher 

"Die öffentliche Verunglimpfung international anerkannter und leistungsstarker Schiedsrichter dient weder der Sache, noch ist sie inhaltlich gerechtfertigt", sagte er. Nun soll ein runder Tisch mit Vertretern der Vereine, des DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) klären, wie Emotionen nach Spielende aufgearbeitet werden können.

Auf diesen runden Tisch hofft auch Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell. "Wir werden die Dinge da klären, wo die Emotionalität des Spiels weg ist." Seiner Meinung nach haben falsche Pfiffe nicht zugenommen. "Die Fälle werden nicht mehr, sondern spektakulärer", befand der ehemalige FIFA-Unparteiische. Das liege an den technischen Mitteln, die bei den Nachberichten im Fernsehen genutzt würden. Bei der Masse der Entscheidungen sei die Fehlerquote "relativ niedrig".

Fakt ist aber auch, dass DFB-Schiedsrichterlehrwart Eugen Strigel in seiner Saison-Halbzeitbilanz feststellte, dass die Einzelfehler "in der Summe zu viel waren". "Besonders beim Abseits gab es etliche Fehler", monierte er.

Das liege weniger an der Qualität der Referees als an Eigenarten des modernen Fußballs. "Durch die Abwehrketten sind viele knappe Abseitsentscheidungen zu beurteilen." Grundsätzlich gehören emotionale Äußerungen nach dem Spiel jedoch für ihn dazu. "Ansonsten ist Thomas Doll ja auch ein eher ruhiger Trainer."