Stevens bestürzt: "HSV ohne Leidenschaft"

SID
Fußball, Bundesliga, HSV, van der Vaart
© DPA

Hamburg - Erst wies Huub Stevens alle Titelträumereien zurück, dann ging der Trainer des Hamburger SV mit seinem Team hart ins Gericht. "Das war ein HSV ohne Leidenschaft, wie ich ihn nicht sehen will", kritisierte er nach dem 1:1 (0:1) im Nordderby gegen Angstgegner Hannover 96.

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Dem kollektiven Blackout seiner Elf in der ersten Halbzeit, durch den der HSV auf den vierten Tabellenplatz abrutschte, ließ Stevens eine Wutrede in der Halbzeit folgen: "Wenn deine Mannschaft so spielt, du aber als Trainer nichts sagst, dann hast du den falschen Job", sagte der Niederländer nach dem verpatzten Start seiner Abschiedstour in der Bundesliga.

Es passte ins trübe Hamburger Bild, dass dem HSV für das Pokal-Viertelfinale auch noch eine Reise zum VfL Wolfsburg zugelost wurde. "Es hätte mit Sicherheit besser laufen können, sowohl das Ergebnis als auch die Auslosung", gab Sportchef Dietmar Beiersdorfer zu.

Eigentlich hatten die Hanseaten aber sogar Glück, dass sie einen Punkt retten konnten. Denn Hannover hatte außer Szabolcs Husztis Elfmeter-Treffer (40.) weitere gute Chancen, ehe der Kroate Ivica Olic (70.) ausglich. "Wir haben nahtlos an die gute Vorrunde angeknüpft", stellte 96-Coach Dieter Hecking zufrieden fest. Mit 28 Punkten bleibt Hannover in Tuchfühlung zum HSV (33), der bereits sechs Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München hat.

Dämpfer zur rechten Zeit 

Mutlos, kraftlos, ideenlos - gegenüber dem 3:0-Pokalsieg in Essen waren die Hamburger zunächst nicht wiederzuerkennen. "Wir waren nicht richtig auf dem Platz, Hannover war in allen Belangen überlegen", monierte Beiersdorfer. Vor allem Kapitän Rafael van der Vaart, den Stevens als Stoßstürmer aufgeboten hatte, hing völlig in der Luft.

Während Stevens jegliche Kritik an der Aufstellung barsch zurückwies, gab van der Vaart zu, dass ihm diese Rolle nicht behagte: "Das hat gar nicht geklappt. Ich hatte kaum einen Ballkontakt." Erst als der niederländische Topscorer im zweiten Durchgang als hängende Spitze agierte, wurde er besser eingebunden und bereitete den Ausgleich durch Olics achten Saisontreffer vor.

Für Stevens dürfte der Dämpfer zur rechten Zeit gekommen sein. Schon in der Winter-Vorbereitung hatte der strenge Mahner vor Nachlässigkeiten gewarnt. Und während fast ganz Hamburg 21 Jahre nach dem DFB-Pokalsieg wieder von einem großen Coup träumt, will Stevens vor seinem Wechsel zum PSV Eindhoven keine Euphorie aufkommen lassen: "Über Titel werde ich nicht reden. Den Titel gewinnt man auf dem Platz, nicht in der Zeitung."

Hannover gut entwickelt 

Derartige Sorgen hat Hecking in Hannover nicht. Vielmehr nahm der 43-Jährige erfreut zur Kenntnis, dass sein Team in einem packenden Derby die guten Leistungen der Hinrunde bestätigte: "Das Erfreuliche ist, dass wir defensiv sehr gut standen und hervorragende Angriffe gefahren haben. Wir haben eine Entwicklung genommen."

Dass eine Reise nach Hamburg schon zum fünften Mal nacheinander ohne Niederlage blieb, hatte Hannover auch Serientäter Huszti zu verdanken: Der Ungar verwandelte nach einem umstrittenen Rempler von Guy Demel an Christian Schulz seinen siebten Elfmeter in der Bundesliga.

Nur die Rote Karte für den eingewechselten Sergio Pinto (89.), der gegen Nigel de Jong nachtrat, trübte etwas die Stimmung. "Dazu darf er sich nicht hinreißen lassen", kritisierte Hecking.

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