Auf leisen Sohlen

Von Christian Bernhard
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© Getty

München - Wie nach jedem Bundesligaspiel üblich standen Thomas Doll und Mirko Slomka auch nach dem 131. Revierderby bei der Analyse artig nebeneinander. 

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Doll nutzte diese Plattform für einen Generalschlag gegen Schiedsrichter Peter Gagelmann. Er solle sich Gedanken über seine heutige Leistung machen, er habe seine Spieler die ganze Zeit angegrient und so eine Leistung kann man eben nicht einfach so akzeptieren, wütete Doll.

Mirko Slomka stand währenddessen ganz ruhig daneben und meinte nach dem Ende von Dolls Wutausbruch ganz lässig: "Der Verlierer sieht das Spiel eben meistens etwas anders."

Seit sieben Spielen ungeschlagen

Schalke kennt das Gefühl des Verlierens in der Bundesliga schon lange nicht mehr. Die letzte Niederlage gab es am 2. November in Cottbus, danach folgten sieben Spiele mit fünf Siegen und zwei Unentschieden. Heimlich, still und leise haben sich die Knappen nach der Winterpause von Platz fünf auf Rang drei der Tabelle vorgeschoben.

Während ganz Fußball-Deutschland von Bayern und Werder, Ribery und Diego, Hoeneß und Allofs redete, sind die Schalker jetzt nur noch fünf Punkte hinter den Bayern und wieder mittendrin im Titelkampf.

Dafür reichte beim Erzrivalen eine abgezockte Vorstellung. Die Königsblauen ließen sich weder von der Höllenstimmung im Signal Iduna Park, noch vom zweimaligen Ausgleich der Hausherren aus dem Konzept bringen. Außerdem verkrafteten sie den Ausfall von Toptorjäger Kevin Kuranyi.

Asamoah führt entschlossene Schalker an

"Wir haben Fehler erzwungen und sie auch ausgenutzt", sagte Slomka nach der Partie. In der Tat war das Spiel von vielen individuellen Fehlern geprägt, die meisten davon gab es allerdings auf Dortmunder Seite. So leistete BVB-Verteidiger Martin Amedick bei den ersten beiden Schalker Toren tatkräftige Unterstützung und Marc Ziegler strahlte ebenfalls keine große Sicherheit aus.

Trotzdem, Geschenke hin, Dortmunder Schwächen her: Slomkas Jungs hielten über die gesamten 90 Minuten dagegen und boten eine reife Vorstellung. Allen voran Gerald Asamoah. Der 29-Jährige wurde von der ersten Minute an bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen, die Dortmunder Fans hatten seine Auseinandersetzung mit Roman Weidenfeller im Hinspiel nicht vergessen.

Asamoah schien die Sonderbehandlung aber zu beflügeln. Er kämpfte und rackerte um jeden Ball, erzielte den Führungstreffer und leitete schließlich kurz vor Schluss den Siegtreffer von Fabian Ernst mit einer herrlichen Einzelaktion ein. "Ich wusste, dass ich bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen werde. Alle waren gegen mich, aber ich habe mit meiner Leistung die beste Antwort gegeben", nahm es Asamoah gelassen.

Defensives Mittelfeld eine Bank

Es war kein Zufall, dass ausgerechnet Ernst mit seinem ersten Saisontor die Entscheidung herbeiführte. Es war vielmehr die Krönung einer starken Leistung im defensiven Mittelfeld an der Seite von Jermaine Jones. Das ganze Spiel über hatte sich der BVB die Zähne an den beiden Sechsern der Schalke ausgebissen, durch die Mitte ging so gut wie nichts. Ein klarer Verdienst von Ernst und Jones.

Daneben wusste Ivan Rakitic mit stets gefährlichen Standards zu gefallen und zudem feierte Albert Streit in den letzten Minuten sein Debüt im königsblauen Trikot. Alles in allem also ein rundum gelungener Sonntag.

Und vielleicht auch der Ausgangspunkt für ein weiteres Überholmanöver. Mit einem Sieg gegen Wolfsburg am Freitag würden die Knappen vorübergehend auch an Werder vorbeiziehen. Das würde dann aber nicht mehr heimlich, still und leise klappen.

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