"Mei, wenn der so schnell ist..."

Von Thomas Gaber
klose, mertesacker
© Imago

München - 26 Titel haben Bayern München und Werder Bremen in den vergangenen 20 Jahren gewonnen, den Ligapokal mal außen vor gelassen.

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Freilich hinkt Werder in Sachen Trophäensammlung etwas hinterher, aber immerhin gehen acht Titel auf das Konto der Norddeutschen - keine deutsche Mannschaft kam dem glorreichen FCB so nah.

Und dennoch prallen am Sonntag (17 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere) wieder zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite die Bayern: Glamour, Extravaganz, "Mir san mir". Auf der anderen Seite Bremen: Beschaulichkeit, Understatement, Bodenständigkeit.

Der gegenseitige Respekt vor der sportlichen Leistung war stets vorhanden. Doch ab und an regiert auch die Antipathie. Es knallt immer wieder, wenn die beiden Vereine aufeinandertreffen. 

Der Startschuss fiel am 23. November 1985 nach einem groben Foul von Klaus Augenthaler an Werder-Stürmer Rudi Völler.

Auge rasiert Völler

Völler hatte den Ball Mitte der ersten Halbzeit in vollem Lauf am etwas hüftsteifen Auge vorbeigespitzelt. Der Bayern-Kapitän rasierte Deutschlands Topstürmer daraufhin mit voller Absicht.

Völler erlitt einen Adduktorenanriss, musste zwei Mal operiert werden und fiel ein halbes Jahr aus. Augenthaler mimte das Unschuldslamm: "Mei, was kann ich dafür, wenn der so schnell ist". In den restlichen Auswärtsspielen der Saison wurde Augenthaler gnadenlos ausgepfiffen.

Bayern-Manager Uli Hoeneß sprach von einem Allerweltsfoul und entfachte damit eine Dauerfehde mit seinem ewigen Rivalen Willi Lemke. Der Werder-Manager führte fortan einen ständigen Kleinkrieg gegen das Establishment aus dem Süden der Republik.

"Lemke versteht nichts vom Fußball" 

Lemke warf Hoeneß vor, in raffgieriger Manier der Bundesliga-Konkurrenz laufend die besten Spieler abspenstig zu machen. Auch als sich Lemke 1999 aus dem operativen Geschäft zurückzog und Bildungssenator des Landes Bremen wurde, ging der Streit weiter.

Hoeneß sagte, es sei "erstaunlich, dass ein Mann mit einem solchen Charakter Minister eines Bundeslands werden kann und für die Erziehung zuständig ist." Er stelle fest, "dass das Land Bremen in der Pisa-Studie an letzter Stelle ist" und generell bekäme Lemke nicht mit, "was in Deutschland läuft". Lemke soll sich eher "darum kümmern als um die Fußball-Probleme. Davon hat er früher nichts verstanden und versteht er jetzt schon lange nichts mehr", so Hoeneß.

In der Drogen-Affäre um Christoph Daum im Herbst 2000 griff Lemke wiederum Hoeneß scharf an und hetzte die Werder-Fans beim Heimspiel gegen Bayern auf.

Im Meisterkampf 2004 zwischen Bayern und Werder bezeichnete Lemke Hoeneß und die Bayern als "Pappnasen, die nur noch in den Medien eine Rolle spielen." Er schalte aber immer ab, wenn Hoeneß im Fernsehen ist. "Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der sich immer so negativ über mich geäußert hat", klagte Lemke.

Bayerns Geheimtreffen mit Klose

Auch mit Lemkes Nachfolger Klaus Allofs lieferte sich Hoeneß das eine oder andere Scharmützel. Vor der laufenden Saison gab es großen Ärger um den Wechsel von Miroslav Klose zum FC Bayern.

Hoeneß und Trainer Ottmar Hitzfeld hatten sich Ende April 2007 heimlich mit Klose getroffen und dabei gegen ein Gentleman Agreement zwischen Fußballvereinen verstoßen.

Allofs verurteilte die Aktion scharf. Nach Bekanntwerden des Wechsels warf Hoeneß den Bremern vor, Klose öffentlich diskreditiert und die Bremer Fans nicht daran gehindert zu haben, Klose beim Ligapokalspiel zwischen beiden Teams sowie beim 4:0 der Münchner am 2. Spieltag aufs Übelste zu beschimpfen (VIDEO: Allofs und Hoeneß gehen vor laufender Kamera verbal aufeinander los).

Borowski pfeift auf Kloses Ratschläge

Grund genug für Klose, seinen ehemaligen und kommenden Mitspieler Tim Borowski vor dessen Restzeit in Bremen zu warnen. "Es wird hart für Boro. Mir haben die Fans vor die Füße gespuckt. Sogar in der Kabine gab es den einen oder anderen blöden Spruch", sagte Klose.

Borowski verzichtet auf Kloses Ratschläge: "Ich brauche keine Tipps von Kollegen. Ich bin erfahren genug, mit der Situation umzugehen."

Für Zündstoff ist also auch diesmal gesorgt. 

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