Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Von Daniel Paczulla
Kuranyi, Meira, Bordon, Stuttgart, Schalke
© Imago

München - Wer hoch hinaus will, kann ziemlich tief fallen. Diese Gefahr besteht beim FC Schalke 04.

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"Ich bin durchaus der Meinung, dass wir unsere Ziele sehr hoch stecken müssen. Ich erwarte Höchstleistungen", hatte Präsident Josef Schnusenberg vor Kurzem in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" gemeint.

Der mittelfristige Plan sieht vor, die Meisterschale bis spätestens 2012 nach Gelsenkirchen zu holen. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir in den nächsten zwei, drei Jahren schaffen können", meinte Manager Andreas Müller in einem Interview mit der "Financial Times Deutschland".

"In anderen Größenordnugnen investieren"

Langfristig wollen die Königsblauen zu den reichsten Klubs der Welt gehören. "Ab 2015, wenn das Stadion abbezahlt ist, werden wir in ganzen anderen Größenordnungen investieren können", hatte Schnusenberg betont.  

Die Zukunft scheint aus Sicht der Macher rosig auszusehen für den Vize-Meister.

Dagegen läuft es in der Gegenwart eher stockend. Den möglichen Titel im DFB-Pokal haben die Schalker bereits leichtfertig im ersten Spiel des Jahres verspielt - 4:6 n.E. in Wolfsburg. In der Champions League sind sie im Soll, aber der Titel ist utopisch.

Den Meister-Titel haben sie bereits abgeschrieben. "In dieser Saison wird es mit der Meisterschaft jedoch absolut schwer", sagte Müller. Bleibt als Ziel die erneute Teilnahme an der Champions League. Dort steht man aktuell auf Rang sechs mit vier Zählern Rückstand auf den Dritten und einem Spiel weniger.

Verlieren verboten

Nach dem verkorksten Auftakt im Pokal stehen die Schalker aber bereits im zweiten Pflichtspiel des Jahres unter Erfolgsdruck. Beim Rückrundenstart gegen Stuttgart (ab 17 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER und Premiere) droht der Fehlstart ins Jahr 2008 - verlieren verboten. 

Trainer Mirko Slomka versucht den Ball flach zu halten: "Was heißt, wir müssen gewinnen? Klar, wir wollen unter allen Umständen gewinnen. Aber dieses Spiel hat mit dem Pokal nichts zu tun. Das ist Bundesliga."

Personelle Konsequenzen?

Doch die Pokal-Pleite offenbarte dieselben Schwächen, die bereits in der Hinrunde ein besseres Abschneiden verhindert haben. In der VW-Stadt war es bereits das achte Mal in dieser Saison, dass die Knappen nach einer 1:0-Führung nicht gewannen.

Die Hauptgründe liegen in den schwachen Kontern, der schlechten Chancenauswertung, den wenigen Torabschlüssen und den Blackouts in der Abwehr.

Slomka kündigt für das Spiel personelle Konsequenzen an: "Einige Spieler haben mich mit ihren Leistungen in Wolfsburg enttäuscht. Ich werde in den letzten Trainingseinheiten ganz genau hinschauen, wie sich jeder einzelne Spieler präsentiert."

Slomka schützt Neuer

Davon ausgenommen ist Keeper Manuel Neuer, der bei den Wölfen beim Ausgleichstreffer nicht schuldlos war und eine Unsicherheit zeigte. "Manuel hat souverän gespielt", nimmt Slomka den 21-Jährigen in Schutz und ergänzt: "Das 1:1 als Torwartfehler zu interpretieren, halte ich für weit hergeholt."

Dagegen dürfte Halil Altintop um seinen Platz zittern. Der 25-Jährige versäumte es erneut auf seiner geliebten Position im Sturmzentrum auf sich aufmerksam zu machen.

Der türkische Nationalstürmer spielte genau so unglücklich wie im Vorjahr und sorgte kaum für Tor-Gefahr. "Wir waren im Offensivzentrum nie präsent", stellt Slomka fest.

Hoffnungsträger Kuranyi 

Nach dem schlechten Auftakt ins neue Jahr ruhen die Hoffnungen nun auf Kevin Kuranyi, der seine Lugenentzündung auskuriert hat. "Kevin hat sehr gut trainiert. Ich tendiere dazu, ihn von Anfang an zu bringen", sagt der Coach. Kuranyi selbst ist bereit: "Ich fühle mich fit."

Aber kann der Nationalstürmer mit seinem Kampfeswillen alleine für die Kehrtwende sorgen? Nein! Er braucht die Unterstützung seiner Mitspieler, die nicht nur mit spielerischen Mitteln und fußballerischen Qualitäten auftrumpfen können, sondern 90 Minuten marschieren müssen.

Zudem fehlt dem Team der Killerinstinkt nachzulegen, um ein Spiel vorzeitig zu entscheiden. "Die Spieler müssen einfach noch mehr an sich glauben", forderte Müller. "Doch das können wir ihnen nicht wie mit einer Spritze einimpfen."

Potenzial ausschöpfen

Das ist ein Entwicklungsprozess, aber dringend notwendig, um die ehrgeizigen Ziele des Vereins umzusetzen. Und das ist nur möglich, wenn alle Höchstleistungen bringen.

"Wenn wir die alle gemeinsam erbringen, müssen wir mit unserem Potenzial - sowohl finanziell, sportlich als auch mit unserem riesigen Gelände - dahin gelangen, ein ganz großer Klub zu werden", hatte Schnusenberg gesagt.