Der Kämpfer will's nochmal wissen

Von Thomas Gaber
Bundesliga, Bayern, Hitzfeld
© Getty

München - "Ich habe das Gefühl, dass ich nie weg war." Mit diesen Worten eröffnete Ottmar Hitzfeld am 1. Februar 2007 seine zweite Amtszeit als Trainer des FC Bayern München.

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Exakt ein Jahr vor dem Rückrundenstart bei Hansa Rostock (ab 20.30 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER und bei Premiere) präsentierte sich Hitzfeld angriffslustig und bestens erholt nach zweieinhalbjähriger Abstinenz vom Stressjob Bundesligatrainer. Natürlich wolle er noch deutscher Meister werden, natürlich in der Champions League am liebsten ins Finale einziehen und natürlich den Fans Offensivspektakel en masse bieten.

Die Mission ging bekanntlich daneben. Einer peinlichen 0:3-Abfuhr zum Auftakt in Nürnberg folgte eine wilde Achterbahnfahrt mit wenigen Highlights und umso mehr Tiefschlägen. Bayern verpasste sogar das Minimalziel Champions League.

Traumelf für Hitzfeld

Doch die Bayern-Bosse gewährten Gentleman Hitzfeld eine weitere Chance und stellten für ihn eine Traumelf zusammen. Nach einem phantastischen Saisonstart fielen die Münchner in ihr altes Phlegma zurück und stolperten im Spätherbst von einem 0:0 ins nächste.

Die Kritik prasselte von allen Seiten auf Hitzfeld ein, der daraufhin Mitte Dezember völlig entnervt seinen Abschied zum Saisonende ankündigte.

Hitzfeld hat genug vom Bundesligageschäft, "das nicht mehr meins ist" (Hitzfeld). In vier Monaten ist Schluss bei Bayern und es sei Hitzfeld vergönnt, dass er die Zeit schadlos durchhält.

Erfolgreicher Rückrundenauftakt enorm wichtig 

Der Rückrundenauftakt ist für ihn beinahe so wichtig wie ein Champions-League-Finale. Hitzfeld ist auf seiner persönlichen Zielgeraden mehr denn je von Erfolgen abhängig. Niederlagen schwächen seine Position und erhöhen den öffentlichen Druck. Nachfolger Jürgen Klinsmann scharrt in Kalifornien bereits mit den Hufen.

Hitzfeld weiß um die latente Gefahr, blendet sie aber völlig aus.

"Ich werde die Rückrunde genießen", sagte er in einem Interview mit Premiere. Was zählt ist einzig und allein der Meistertitel. "Ich bin hier angestellt, um erfolgreich für den Verein zu sein und Titel zu holen. Aber ich setze auch hohe Ansprüche an mich selbst. Daher wäre ich sehr enttäuscht, wenn ich den Fans auf dem Marienplatz nicht die Meisterschale präsentieren könnte", so Hitzfeld.

"Mit Haut und Haaren"

Für den Erfolg setzt sich Hitzfeld noch einmal "mit Haut und Haaren ein". "Nur dadurch kann man erfolgreich sein. Wenn ich alles lockerer nehmen und mich nicht so über Niederlagen aufregen würde, hätte ich keine Chance", sagte der 58-Jährige.

Hitzfelds Aussagen klingen authentisch. Er bezeichnete sich in der Vergangenheit oft als "Kämpfer" und bündelt ein letztes Mal sämtliche Kräfte für einen versöhnlichen Abschied als Vereinstrainer.

Von seiner Mannschaft erwartet Hitzfeld Gefolgschaft und bedingungslosen Einsatz: "Wir haben hohe Ziele. Um die zu erreichen, muss die Truppe aber lebendiger werden als beim 5:2 in Wuppertal. Nur mit Gelassenheit geht es nicht. Da müssen mehr Emotionen kommen."

Hitzfeld ist so angriffslustig wie vor einem Jahr. Über sein Schicksal entscheidet aber ausschließlich die Mannschaft. 

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