Eine Frage von Stunden

SID
Jens, Lehmann, Dortmund,
© Getty

Dortmund - Die Rückkehr von Jens Lehmann zu Borussia Dortmund rückt näher. Der Schlussmann vom englischen Spitzenclub Arsenal London schürte Spekulationen über eine unmittelbar bevorstehende Einigung mit seinem ehemaligen Club.

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"Wenn ich die private Situation einigermaßen zufriedenstellend geregelt habe, kann es sein, dass ich komme", sagte er dem "Kicker". Der momentan auf die Ersatzbank verbannte Keeper, der mit einem Vereinswechsel seine Aussichten auf einen Stammplatz in der DFB-Elf bei der EM 2008 verbessern will, strebt allerdings eine nur halbjährige Zusammenarbeit mit dem BVB an: "Was darüber hinaus kommt, weiß ich nicht. Ich möchte im Sommer die völlige Freiheit haben zu entscheiden, was ich dann mache."

Dementis aus Dortmund und London

Meldungen über eine bereits erfolgte Zusage des 38 Jahre alten Lehmann sorgten jedoch sowohl in Dortmund als auch in London für Befremden. "Er ist noch nicht mit Dortmund einig, und Dortmund hat noch überhaupt nichts mit uns vereinbart", sagte Arsene Wenger. Gleichwohl legt der Arsenal-Coach seiner einstigen Nummer 1 keine Steine in den Weg: "Die Entscheidung liegt bei ihm." Auf eine Ablöse für den bis Saisonende vertraglich gebundenen Profi will Arsenal verzichten.

Auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke relativierte die Meldung umgehend. "Es gibt keine Zusage von Jens Lehmann." Allerdings ist sich Watzke auch "ziemlich sicher, dass sich Jens in den nächsten zwei, drei Tagen entscheiden wird."

BVB-Sprecher Josef Schneck sagte, die Situation sei unverändert. "Wir warten nach wie vor auf eine Entscheidung von Jens Lehmann", so Schneck. Sportdirektor Michael Zorc bestätigte indes laut "Bild", dass "zwischen uns und Lehmann alle Dinge vollständig geklärt sind. Wir stehen in ständigem Kontakt".

Das Blatt wertete dies als Bestätigung einer Zusage. Watzke widersprach: "Das heißt es eben nicht. Michael Zorc wollte damit nur sagen, dass die Sache ausverhandelt ist."

Löw rät zur Ruhe

Noch während der Termingespräche in Frankfurt/Main für die WM-Qualifikationsspiele informierte Lehmann Bundestrainer Joachim Löw telefonisch über den Stand der Dinge. "Er will sich aber noch den ein oder anderen Tag Zeit nehmen, um dann eine Entscheidung zu treffen. Ich habe ihm gesagt, er soll sich in Ruhe Gedanken machen, was er möchte", kommentierte Löw.

Viel spricht dafür, dass der 38 Jahre alte Lehmann der Borussia schon bald in das Trainingslager nach Marbella folgt. In grundsätzlichen vertraglichen Fragen kamen beide Parteien laut Sportdirektor Michael Zorc schon vor Tagen überein: "Zwischen uns und dem Spieler ist inzwischen alles weitgehend geklärt." Dem Vernehmen nach soll der Umworbene für sein halbjähriges Engagement rund eine Million Euro und damit weniger als bei Arsenal erhalten.

Spielpraxis für die EM

Den Verdienstausfall nimmt Lehmann gern in Kauf. Denn ohne regelmäßige Spielpraxis gerät seine Stellung als Stammkeeper der Nationalmannschaft zunehmend in Gefahr.

Obwohl der BVB nach dem Ausfall von Roman Weidenfeller unter Zugzwang steht, nimmt er die zögerliche Haltung des gebürtigen Esseners in Kauf. "Sie haben Verständnis, dass es ein nicht so einfacher Wechsel wird. Es wäre der größte Fehler, mich zeitlich unter Druck zu setzen. Ich spreche zurzeit nur mit der Borussia", sagte Lehmann, der im Juli 2003 für 3,5 Millionen Euro von Dortmund nach London gewechselt war.

Kein Kommentar von Weidenfeller

Die Geduld der BVB-Führung ist nachvollziehbar. Sie geht von einer schnellen Integration des Wunschspielers aus. Nach den Profi-Stationen beim Reviernachbarn FC Schalke 04, mit dem er 1997 den UEFA-Cup gewann, und AC Mailand trug Lehmann immerhin viereinhalb Jahre das schwarz-gelbe Trikot.

Er soll zu einer Stabilisierung der mit 30 Gegentoren zweitschlechtesten Abwehr der Bundesliga-Hinrunde beitragen.

Zum Leidwesen von Weidenfeller, der nach einer Schulteroperation drei Monate ausfällt. Der zuletzt gehandicapte und formschwache Schlussmann verfolgt die Transfer-Bemühungen seines Clubs mit Argwohn. In ihrer gemeinsamen Zeit bei der Borussia in der Saison 2002/2003 pflegten beide Torhüter ein distanziertes Verhältnis. Ein kritischer Kommentar kommt Weidenfeller jedoch nicht über die Lippen: "Ich halte mich da raus."

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