Ein Neuer, viel Kohle und trotzdem Probleme

Von Daniel Börlein
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© Getty

München - Das runde Leder mochte Raffael Caetano de Araujo, kurz Raffael, schon immer.

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Fußball allerdings, so wie man ihn hierzulande bevorzugt - auf Rasenplätzen und mit Stollenschuhen, war erstmal nichts für den Brasilianer. Raffael spielte lieber Futsal, eine Form des Hallenfußballs, in der es mehr um technische Finesse denn um solide Arbeit geht.

Mittlerweile hat sich das allerdings geändert. Der Budenzauberer von einst ist längst im "richtigen" Fußball angekommen. Und, er ist die neue Hoffnung von Hertha BSC Berlin. Eine äußerst kostspielige allerdings.

Fünf Millionen Ablöse

Knapp fünf Millionen Euro überwies der Hauptstadtklub angeblich an den FC Zürich, nach langem Hin und Her und endlosem Geplänkel. Die Hertha hat also mal wieder richtig zugeschlagen auf dem Transfermarkt.

Da die Berliner allerdings eigentlich notorisch klamm sind, will das Geld gut angelegt sein. Aus der Schweiz hört man über Raffael, dass er schnell und technisch versiert sei. Allerdings, so ist von den Eidgenossen auch zu vernehmen, fehle es dem Brasilianer bisweilen an Durchschlagskraft, was eher mäßige Auftritte auf europäischer Bühne belegen.

25 Millionen von Sportfive

Fragt sich also, warum Hertha für einen Angreifer, der offenbar nicht über alle Zweifel erhaben ist, stolze fünf Millionen Euro ausgibt? Die Antwort: Weil sie es können!

Die Berliner stehen kurz vor einer Vertragsverlängerung mit dem Sportrechte-Vermarkter Sportfive. Der bereits bestehende Kontrakt soll demnach um vier Jahre bis 2018 ausgedehnt werden. Die Hertha hätte dann auf einen Schlag 25 Millionen Euro mehr auf dem Konto.

Nicht lange allerdings, denn dieses Geld ist längst wieder verplant. 15 Millionen sollen genutzt werden, um die momentane Schuldenlast von 45 Millionen auf ein für Hertha-Verhältnisse erträgliches Maßzu drücken. "Ich sehe Verbindlichkeiten von 30 Millionen Euro als unproblematisch an", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Werner Gegenbauer jüngst.

Drei-Jahres-Plan

Blieben noch weitere zehn Millionen für die Verstärkung der Mannschaft - wovon nun allerdings auch schon wieder fünf Millionen für Raffael weg sind. Fragt sich nur, warum die Hertha Geld, das eigentlich einen Zeitraum von vier Jahren finanzieren soll, so schnell ausgibt? Die Antwort: Weil Sie es müssen!

"Wir haben bei Hertha BSC eine klare Vereinbarung" so Gegenbauer. "Wir befinden uns im ersten Jahr eines Drei-Jahres-Planes." Dieser Plan sieht vor, dass die Berliner diese Saison auf einem einstelligen Platz beenden, kommendes Jahr um die UEFA-Cup-Plätze spielen und im Jahr darauf den Kampf um die Champions-League-Ränge in Angriff nehmen.

Hoeneß in der Kritik

Hehre Ziele für einen Verein, der, was die Punkteausbeute angeht, das schlechteste Kalenderjahr seit dem Aufstieg 1997 hinter sich hat. Und dennoch glaubt man sich in der Hauptstadt auf dem richtigen Weg, hofft sogar, die Zielsetzung noch unterbieten zu können. "Wir wollen die drei Jahre gerne verkürzen", so Gegenbauer.

Der Mann, der Herthas Aufschwung seit jeher bewerkstelligen soll, heißt Dieter Hoeneß. Da der Aufschwung allerdings seit jeher auch ausbleibt ist der Manager in Berlin alles andere als unumstritten. "Hoeneß-raus-Rufe" der Fans gehören zum jedem Hertha-Spiel wie das Marathon-Tor zum Berliner Olympiastadion. Bei Gegenbauer genießt der Manager allerdings das uneingeschränkte Vertrauen, denn "Dieter Hoeneß lebt 24 Stunden für Hertha BSC und ordnet dem alles unter."

Die Rufe, die Ex-Profi Michael Preetz als sofortigen Hoeneß-Ersatz fordern, werden dennoch immer lauter. Gegenbauer dazu: "Michael Preetz ist 2010 sicher die erste Option." Und dann ist Hertha ja in der Champions League.

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