Kampfansage mit Wermutstropfen

Von Florian Bogner
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© Getty

München - Bayern-Jäger Nummer eins oder doch wieder nur "Best of the Rest"? Geht es nach den Spielern und der sportlichen Leitung von Werder Bremen, zählt für die Rückrunde nur der Angriff auf die Meisterschaft.

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Gut gelaunt sahen sie alle aus beim Trainingsauftakt am Donnerstag - und dass obwohl die Temperaturen unter Null nicht gerade zum angesetzten Laktattest einluden.

Überraschend hatte sich auch Torsten Frings nach seiner Innenbandverletzung eingefunden und formulierte anschließend gleich mal knackige Saisonziele. "Trotz unserer vielen Verletzten stehen wir ganz oben. Ich glaube deshalb fest daran, dass wir Meister werden", meinte der Nationalspieler nassforsch.

Zur guten Stimmungslage meinte der 31-Jährige: "Logisch sind wir heiß, wieder zu spielen. Wir haben genug Ziele, die wir noch erreichen können. Wenn man punktgleich mit dem Ersten ist, muss es das Ziel sein, Meister zu werden."

Diego fehlt noch zwei Wochen

Nicht dabei waren allerdings wieder einmal die Brasilianer - ein altbekanntes Problem. Diesmal hatten Diego, Naldo und Carlos Alberto allerdings gute Ausreden. Alberto musste die erste Trainingseinheit mit Mandelschmerzen absagen, Naldo hatte einen Anschlussflug aus der Heimat verpasst. Und Spielmacher Diego weilt zur Behandlung von Leistenproblemen noch zwei Wochen in Brasilien.

"Er hat schon seit Ende der Hinrunde immer wieder über Beschwerden geklagt. Deshalb absolviert er in Sao Paulo mit dem Physiotherapeuten der brasilianischen Nationalmannschaft ein spezielles Trainingsprogramm", erklärte Trainer Thomas Schaaf.

Diego hatte sich das so gewünscht, Bremen hatte nachgegeben. "Er hat fast ein ganzes Jahr durchgespielt und viel einstecken müssen", so Schaaf zu den Beweggründen, Diego dieses Bonbon zukommen zu lassen.

Das Trainingslager in der Türkei (8. bis 16. Januar) wird der kleine Wirbelwind zwar verpassen, zum DFB-Pokalspiel in Dortmund am 29. Januar soll er aber wieder fit sein. "Ich habe da keine großen Sorgen. Wir kennen es ja schon, dass uns Diego in der Vorbereitung fehlt. Und er hat immer gezeigt, dass er seine Qualitäten schnell wieder einbringen kann", meinte der Coach.

Schaaf sicher: Allofs bleibt

In der letzten Woche des alten Jahres hatten Spekulationen über Klaus Allofs die Schlagzeilen in Bremen bestimmt. Der Werder-Geschäftsführer soll angeblich heißer Kandidat auf die Nachfolge von Uli Hoeneß beim FC Bayern nach dessen Vertragsende 2009 sein.

Alles nur Gerede, meint Schaaf: "Klaus fühlt sich in Bremen wohl, und wir arbeiten gerne zusammen. Ich glaube, dass er nicht mit dem Gedanken spielt, etwas anderes zu machen. Er ist in Bremen tief verwurzelt. Ich gehe daher davon aus, dass er weiterhin bleibt."

Dem Geschäftsführer soll bereits eine Vertragsverlängerung angeboten worden sein. Gehaltserhöhung: angeblich 500.000 Euro. Doch Allofs will abwarten: "Ich bin nicht erpicht darauf, so schnell zu verhandeln."

Verhandelt werden muss auch mit sieben Spielern, deren Verträge in diesem Sommer auslaufen. Die prominentesten Namen sind dabei der in Ungnade gefallene Pierre Wome und Comebacker Ivan Klasnic.

Während Allofs bald handeln will ("Wir müssen diese Dinge jetzt möglichst schnell angehen"), nimmt es Schaaf gelassen. "Ich mache mir da keine Sorgen", meinte der Coach: "Jeder weiß, was er an Werder hat. Und wer unbedingt weg will, den können wir sowieso nicht halten."

Sanogo reist zum Afrika-Cup

Gerne halten würde Schaaf wohl auch Boubacar Sanogo - doch der Stürmer von der Elfenbeinküste wird wohl am Afrika-Cup teilnehmen und so die ersten zwei Saisonspiele verpassen.

"Bouba hat zwar die Papiere noch nicht bekommen, doch wir gehen davon aus, dass er ab Sonntag weg ist", erklärte Schaaf am Donnerstag. Anfang der Woche war Sanogo in seinem Heimatland bei der Wahl zum Fußballer des Jahres hinter Chelsea-Star Didier Drogba auf Platz zwei gelandet.

Neben Sanogo und Diego werden auch Clemens Fritz (Leistenoperation), Patrick Owomoyela (Oberschenkelprobleme), Peter Niemeyer (Sprunggelenksverletzung) und Sebastian Boenisch (Aufbautraining nach Knieoperation) nicht mit ins Trainingslager reisen. Von Entspannung der Personalsituation also keine Spur, wie auch Schaaf bemerkte: "Alles geht so weiter wie bisher."

Er habe der Mannschaft deshalb bereits ins Gewissen geredet und gesagt, "dass wir jeden brauchen, jeder muss sich einbringen. Wir müssen alles rausholen, um das zu zeigen, für was wir stehen: Schöner, aber vor allem erfolgreicher Fußball."

Neben dem Pokalspiel wartet am 10. Februar gleich der ultimative Härtetest auf Bremen - das Auswärtsspiel in München. Keeper Tim Wiese: "Danach werden wir sehen, wo wir stehen."

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