Mentor gegen Manager

Von Stefan Moser
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© Imago

München - Ein Seufzer, ein Blick zum Himmel, ein Achselzucken: Dass ein Typ wie Bayern-Manager Uli Hoeneß ratlos ist - und das auch noch öffentlich eingesteht -, ist ein eher seltener Anblick.

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Doch auch nach den spektakulären Verpflichtungen von Jürgen Klinsmann und Tim Borowski sowie dem rundum gelungenen Trainingslager der Münchner in Marbella steckt der 56-Jährige noch ganz tief in einem persönlichen Dilemma.

Es geht um den Fall Lukas Podolski. Der 22-Jährige Bayern-Stürmer ist der große Verlierer der Winterpause: Trainer Ottmar Hitzfeld sieht ihn nur noch als Stürmer Nummer vier und legte dem Youngster sogar einen Wechsel nahe - allerdings erst im Sommer (SPOX.com berichtete).

Und nun denkt Hoeneß darüber nach, Podolski bereits im Winter auf Leihbasis für ein halbes Jahr abzugeben - bislang jedoch ohne Ergebnis: "Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung."

Manager oder Mentor

Als kühl kalkulierender Manager kann er es sich eigentlich nicht leisten, auf den Nationalstürmer zu verzichten. "Ein Verein wie Bayern München braucht vier starke Stürmer", argumentiert Hoeneß durchaus schlüssig.

Sollten sich Luca Toni oder Miroslav Klose früh in der Saison eine längerfristige Verletzung einhandeln, "dann wäre es vom Management her eine Katastrophe."

Das sieht schließlich auch Hitzfeld so: "Wir haben nur vier Stürmer - und wie schnell ist etwas passiert", sagte er am Montag in
München: "Ich gehe davon aus, dass wir mit diesem Kader in die Rückrunde gehen."  

Als väterlicher Mentor dagegen würde Hoeneß seinem Schützling gerne wieder auf die Beine helfen: "Ich will ihm helfen, zur Europameisterschaft zu fahren", menschelt der Bayern-Boss in der Montagsausgabe des "Kicker".

"Wir müssen uns unterhalten"

Dafür aber braucht Podolski dringend Spielpraxis - die er in München wohl nicht bekommen wird. "Ich bin hin- und hergerissen", sagt Hoeneß, "aber wir müssen uns unterhalten, was wir da machen."

Noch in dieser Woche soll eine Entscheidung über Poldis nähere Zukunft fallen. "Es ist eine unheimlich schwierige Entscheidung", räumt Hoeneß ein, hält es aber für "wahrscheinlich, dass er bleibt."

Allerdings: "Wenn wir ihn jetzt ausleihen, und es geht gut - dann haben wir alles richtig gemacht. Dann haben wir ihm Spielpraxis verschafft, und er kommt am 1. Juli wieder zurück."

Jürgen Klinsmann  jedenfalls ließ, laut Hoeneß, wohl schon durchblicken, dass er Podolski im Sommer "unbedingt haben" will. Wenn möglich frisch gestärkt durch Spielpraxis und neues Selbstvertrauen.

Angebote liegen vor

Interessenten für Podolski gibt es indes genügend, eine kurzfristige Lösung liegt also durchaus um Bereich des Möglichen.Manchester City hat bereits offiziell ein Angebot für ein Leihgeschäft in der Winterpause vorgelegt.

Weniger wahrscheinlich scheint, dass Hoeneß seinen talentierten Stürmer zu einem Liga-Konkurrenten ziehen lassen wird. Vor allem Stuttgart und Werder Bremen haben bereits Interesse signalisiert.

"Wenn von der anderen Seite ein Signal kommt", sagt Werder-Manager Klaus Allofs, "kann man sich damit beschäftigen." Bislang aber kam noch kein eindeutiges Signal - nur ein Seufzer, ein Blick zum Himmel und ein Achselzucken.

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