Besser, Du gehst

Von Stefan Moser
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© Imago

München - Lukas Podolski zerbricht sich seinen Kopf, das ist kaum zu übersehen - und inzwischen auch nicht mehr zu überhören.

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Seit Ottmar Hitzfeld den 22-Jährigen im Trainingslager in Marbella offiziell zur Nummer vier in der Stürmer-Hierarchie der Bayern degradierte, gelangen Podolskis Gedankengänge von Tag zu Tag mehr in die Öffentlichkeit - und sie werden immer konkreter.

"Ich bin nun an einem Punkt angekommen, an dem ich mir schon ernsthafte Gedanken mache. Wenn sich an meiner Situation nichts ändert, macht es hier keinen Sinn mehr. Dann muss ich weg!", sagte der Youngster am Freitag in der "Bild".

Kurz zuvor hatte Hitzfeld erklärt, Podolski, der aufgrund einer Erkältung in Spanien hauptsächlich Reha-Einheiten absolvierte, habe noch erheblichen "Trainingsrückstand und wertvolle Tage hier verloren. Auch ein Jan Schlaudraff ist physisch besser drauf."

Hoffen auf Klinsmann - oder gehen

Ob der Ex-Kölner überhaupt noch viele Chancen bekommen wird, hängt nach Aussage des Trainers "davon ab, wie sich die Situation entwickelt." Heißt im Klartext: Podolski spielt fürs Erste nur, wenn sich einer seiner Kollegen verletzt.

Bereits in der Hinrunde spielte Poldi bestenfalls eine Nebenrolle: Elf Einsätze, allerdings nur einer über mehr als eine halbe Stunde. Noch habe er seinen Spaß am Fußball nicht verloren, versicherte der 44-malige (!) Nationalspieler in der "Welt am Sonntag", aber: "Wenn man nicht spielt, ist die Gefahr groß, dass das passiert."

Damit steht Podolski also vor einer Entscheidung, die vermutlich den Verlauf seiner gesamten Karriere beeinflussen wird. Die Bayern im Sommer verlassen, oder das kommende halbe Jahr irgendwie durchhalten und anschließend auf einen Klinsmann-Effekt hoffen?

Hitzfelds Ego-Trip

Ein Wechsel oder ein Leihgeschäft bereits im Winter scheitert am Veto der Vorstands-Etage, und dass Podolski unter Hitzfeld noch viele Chancen bekommen wird ist eher unwahrscheinlich. Denn der scheidende Bayern-Trainer hat kein gesteigertes Interesse mehr daran, junge Spieler perspektivisch aufzubauen.

Für ihn geht es in seinem wohl letzten Halbjahr  als Vereinstrainer alleine darum, sich mit möglichst vielen Titeln von der ganz großen Bühne zu verabschieden. Hitzfeld kann es sich leisten, ausschließlich auf den kurzfristigen Erfolg zu schielen.

Und so räumte er auch bereits ein, dass sich Podolski besser keine allzu großen Hoffnungen auf regelmäßige Einsätze machen sollte - zumindest solange Hitzfeld Trainer ist. Aber: "Wenn Klinsmann nach München kommt, steigt natürlich auch die Hoffnung für Podolski wieder."

Keine Klinsmann-Garantie

Dass Klinsi und Poldi gut miteinander können, ist spätestens seit der WM bekannt. Allerdings weiß Podolski nur zu genau: "Es gibt ja auch unter Klinsmann keine Garantie für mich."

Luca Toni und Miroslav Klose sind in ihrer Entwicklung deutlich weiter als der Jungstar - und beide haben Vertrag bis 2011. Zudem werden die Bayern wohl spätestens im Sommer noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden.

Und so legte selbst Hitzfeld zuletzt seinem Schützling einen Wechsel nahe: "Vielleicht ist ein kleiner Schritt zurück für Lukas doch das Richtige."

"Klinsmann hat sich nicht gemeldet"

Podolski jedenfalls wirkte in den letzten Tagen in Marbella nicht nur nachdenklich sondern bisweilen auch leicht resigniert. Entgegen seiner Hoffnungen kam auch Klinsmann noch nicht auf seinen Lieblingsschüler zu.

"Klinsmann hat sich noch nicht bei mir gemeldet", sagt Podolski leicht enttäuscht. Ob der kommende Bayern-Trainer mit dem 22-Jährigen rechnet? Podolski tappt im Dunklen. Und wird sich weiterhin den Kopf zerbrechen müssen.

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