"Ich will wichtig sein"

Von Interview: Roger Stilz
Kompany, Hamburg
© Imago

Hamburg - Vincent Kompany hat in seiner kurzen Zeit beim Hamburger SV schon so einiges mitgemacht.

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Im Sommer 2006 wechselte der Belgier vom RSC Anderlecht zum HSV und war mit acht Millionen Euro Ablöse der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte.

Wegen einer Verletzung an der Achillessehne fiel er gleich zu Beginn rund zehn Monate aus. Erst in der laufenden Saison hat er sich im erfolgreichen Kollektiv etabliert.

Für SPOX.com nahm sich der 21-jährige Akteur Zeit und sprach über den HSV, die Einsamkeit bei Inter Mailand und seinen Wunschverein.

SPOX: Herr Kompany, wie war das Trainingslager in Dubai? Worauf hat Trainer Huub Stevens besonders wert gelegt?

Vincent Kompany: Wir haben anstrengende Tage in Dubai verbracht und können mit dem Trainingslager und der momentanen Verfassung zufrieden sein. Wir haben wenig Verletzte, sind physisch schon weit.

SPOX: Was trauen sie dem HSV in dieser Saison zu?

Kompany: Wir haben in der Hinrunde gezeigt, dass wir eine athletische, kompakte Mannschaft haben, aber zugleich auch guten Fußball spielen können. Es wird entscheidend sein, wie wir unsere Kräfte einteilen: Bis zum Winter haben wir viele Spiele bestreiten müssen (29 Pflichtspiele Anm. d. R.). Echten Top-Mannschaften gelingt es, Spiele auch früh zu entscheiden. Wir müssen oft bis zur 90. Minute kämpfen, um einen Erfolg einzufahren. Wenn es uns gelingen sollte, Siege früher ins Trockene zu bringen, dann traue ich uns in allen drei Wettbewerben vieles zu.

SPOX: Der HSV hat mit dem belgischen Talent Vadis Odjidja-Ofoe  einen Landsmann...

Kompany: ...ich kenne Vadis seit er zehn ist. Er spielte mit meinem Bruder in einer Mannschaft und ist mir meiner Familie dadurch sehr nahe.

SPOX: Hat Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer vor seiner Verpflichtung ihre Meinung eingeholt?

Kompany: Ja, aber das ist schon lange her. Ich war verletzt in der Zeit. Es war vor rund einem Jahr, als mich Didi Beiersdorfer gefragt hat, was ich zu Vadis meine. 

SPOX: Und was haben sie Sie ihm gesagt?

Kompany: Der HSV wird an ihm viel Freude haben. Das ist ein Spieler, dem die Zukunft gehören kann. Er ist gut in Eins-gegen-Eins-Situationen, spielt intelligent. Ich freue mich, dass er hier ist und dass ich ihm helfen kann.

SPOX: Wie haben Sie selbst den Wechsel von der belgischen in die deutsche Liga erlebt? Wo liegen die Unterschiede?

Kompany: Die deutsche Liga ist physischer, ganz klar. Auf jeder Position, ob im Mittelfeld, vorne oder als Verteidiger, läufst du als Spieler mehr als in Belgien. Die Duelle sind härter. In Deutschland sind die Spiele offener. Jeder muss bis zum Schluss aufpassen. Auch Mannschaften wie Schalke, Bremen oder Bayern sind du auswärts fast nie Favorit. Und das Reservoir an guten Spielern ist größer. 

SPOX: Im Alter von 18 Jahren wurden Sie in Belgien zum Fußballer des Jahres gewählt. Viele europäische Spitzenklubs, unter anderem der FC Chelsea, wollten Sie verpflichten. Sie schlugen die Angebote aus und wollten stattdessen das Gymnasium zu Ende bringen. Warum?

Kompany: Ich hatte Zeit und Geduld und es war gut, dass ich mich so entschieden hatte. Ich habe mich in der Phase schwer an der Schulter verletzt und hatte Rückenprobleme. Ich war 18 und jetzt kann man sich die Frage stellen, ob es besser ist, eine solche Verletzung in einem vertrauten Umfeld bei seinem Stammverein auszukurieren oder zum Beispiel bei Inter Mailand, wo man alleine und jung ist, vielleicht vergessen wird und dann bei den Amateuren spielt.  

SPOX: Haben Sie sich deshalb auch für den Wechsel zum HSV entschieden? Aus Angst, höheren Ansprüchen und härteren Bandagen noch nicht zu genügen?

Kompany: Ich hatte und habe Zeit. Es musste und muss nicht der ganz große Name sein.

SPOX: Die belgische Presse hatte damals trotzdem einen Wechsel in eine andere Liga und zu einem anderen Verein erwartet. Haben Sie den Transfer zum HSV nie bereut?

Kompany: Nein, nie. Ich bin noch jung und wenn ich gesund bleibe, dann werde ich hier von Tag zu Tag besser.

SPOX: Was wäre denn Ihr Wunschverein?

Kompany: Die Frage werde ich Ihnen nicht beantworten. Wenn ich jetzt sage, dass ich einmal zum FC Barcelona wechseln will und ich dann "nur" ein Angebot von Real Madrid bekomme, dann habe ich mich doch unnötig festgelegt. Ich habe keinen Wunschverein. Ich wollte nicht zu einem Klub und da ein junger Spieler sein. Ich wollte ein wichtiger Spieler sein. Ich bin sehr glücklich und zufrieden in Hamburg.

Kompany über Fahrgemeinschaften, seine Sturm- und Drangphase auf der Straße und über den Tod seiner Mutter: Hier geht es zum zweiten Teil!

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