Club schickt Hertha in den Abstiegskampf

SID
Berlin, Nürnberg
© Getty

Nürnberg - Aus der Traum von Spitzenfußball und Champions League: Für Hertha BSC Berlin hat der Abstiegskampf in der Bundesliga begonnen.

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"Wir kommen der Abstiegsregion näher, das muss in die Köpfe der Spieler rein, denn in unserer jetzigen Situation kommen wir nur mit totalem Engagement weiter", machte Herthas Sportdirektor Michael Preetz seine Mannschaft nach dem 1:2 (0:2) beim 1. FC Nürnberg auf die bedrohliche Lage aufmerksam.

Sogar Nürnbergs Trainer Hans Meyer macht sich bei aller Freude darüber, dass der FCN erstmals seit dem elften Spieltag die Abstiegsränge verlassen hat, ernsthafte Sorgen über seinen ehemaligen Club und wünschte dem enttäuschten Berliner Kollegen Lucien Favre fast schon mitleidig "weiterhin viel Glück".

Drei Pleiten hintereinander und sieben Niederlagen in acht Auswärtsspielen - die Mängel auf der "Großbaustelle Hertha" werden immer größer. Willenlos überließen die Berliner die erste Halbzeit dem Gastgeber, der durch Angelos Charisteas (5.) und Zvjezdan Misimovic (39.) spielerisch in Führung ging.

"Erste Halbzeit eine Katastrophe" 

Ein Malik Fathi oder der Brasilianer Gilberto, der sich offenbar mit Abwanderungsgedanken trägt, glänzten durch geistige Abwesenheit. Auf der Bus-Heimreise hatte Favre die Niederlage per Video studiert, eine Analyse der Hinrunde wird es erst in der Winterpause geben.

"Die erste Halbzeit war eine Katastrophe. Wir waren nicht präsent", schimpfte Favre am Sonntagabend. Der Anschlusstreffer durch das erste Bundesligator des 19-jährigen Schweizers Fabian Lustenberger (65.) konnte den miserablen Auftritt in den ersten 45 Minuten nicht vertuschen.

Berlins zweites Tor durch Marko Pantelic in der Nachspielzeit, das wegen Abseitsstellung von Fahti zu Recht nicht gegeben wurde, hätte die Kräfteverhältnisse total verdreht. "Nürnberg hat verdient gewonnen", stellte Favre fest.

Samstag kommen die Bayern 

Manager Dieter Hoeneß, der unter der Woche die Spieler in einer 20-Minuten-Ansprache auf den Ernst der Lage eingeschworen hatte, ging auch am Sonntagabend der Öffentlichkeit aus dem Weg.

Samstag kommen die Bayern 

Andere dagegen ließen ihrem Frust freien Lauf. "Das ist schon erschütternd", klagte Abwehrspieler Andreas Schmidt, "bei uns ist keine Bereitschaft da, einander zu helfen und zu kämpfen."

Am Samstag, wenn Spitzenreiter Bayern München im ausverkauften Olympiastadion zu Gast ist, will man sich bei all den schönen Visionen wieder auf den Alltag besinnen. "Die Mannschaft muss sich selbst pushen und kämpferisch alles geben", forderte Preetz.

"Jetzt müssen wir alle Kräfte mobilisieren", sagte Nationalspieler Arne Friedrich und hofft auf ein halbwegs versöhnliches Hinrundenfinale: "Warum sollen wir gegen Bayern nichts holen?"

Nürnberg atmet durch

Beim deutschen Pokalsieger, der erstmals in dieser Saison zwei Siege in Serie holte, ist die Welt vorerst wieder in Ordnung. Das Minimalziel, ein Nichtabstiegsplatz, ist vor dem letzten Spiel am Samstag bei Schalke 04 erreicht.

"Wir kommen mit einem blauen Auge in die Winterpause", sagte Sportdirektor Martin Bader, "aber da unten raus sind wir noch lange nicht." Trainer Meyer nahm erstaunt zur Kenntnis, dass seine Schützlinge trotz der enormen Strapazen von zuletzt fünf Spielen binnen zwei Wochen eine starke Leistung boten.

"Ich wundere mich, dass die noch so beherzt und gut aufgespielt haben", meinte der Coach, der die schwächere zweite Halbzeit seiner Mannschaft verzieh: "Wir hatten Angst vor der eigenen Courage."

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