"Podolski passt zu Schalke"

Von Interview: Haruka Gruber
Podolski, Lukas, Bayern, Schalke, Neuer, Manuel
© Getty

München - Schalke 04 schnupperte an der Sensation. Den FC Chelsea an die Wand gespielt, etliche Großchancen erarbeitet, Latte und Pfosten getroffen. Dennoch reichte es am Ende nur zu einem gemessen am Spielverlauf enttäuschenden 0:0.

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Eine Tendenz, die sich in den letzten Wochen abgezeichnet hat. In den letzten sechs Partien traf Königsblau nur zweimal das gegnerische Tor (alle Highlights von Schalke - Chelsea als Video bei SPOX.TV).

Im SPOX.com-Interview spricht Aufsichtsratsmitglied Olaf Thon über die Abschlussschwäche der Schalker Stürmer, mögliche Neuverpflichtungen und einen Wunschkandidaten, der in München nur auf der Bank sitzt.

SPOX: Wie erklären Sie sich die gute Vorstellung Ihrer Mannschaft gegen den FC Chelsea?

Olaf Thon: In erster Linie haben wir kämpferisch überzeugt, der eine hat für den anderen alles gegeben. Die richtige Einstellung kann manchmal Berge versetzen. Was Spieler wie Heiko Westermann geleistet haben, war überragend. Jetzt heißt es aber, den eingeleiteten Aufwärtstrend auch gegen Hamburg zu bestätigen.

SPOX: Sie sprechen die Einstellung an. Warum war diese nicht schon in Cottbus zu erkennen?

Thon: Man darf nicht unterschätzen, wie schwer es ist, gegen einen Außenseiter spielen zu müssen. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass dieser unbedingte Siegeswille auch in Cottbus zu sehen gewesen wäre.

SPOX: Wie sind die Chancen auf das Champions-League-Achtelfinale?

Thon: Ich denke, Platz eins ist an Chelsea vergeben, aber durch das 0:0 haben wir eine gute Ausgangsposition. Vier Punkten aus den letzten zwei Partien sollten reichen. (Probieren Sie selbst aus, wie Schalke weiter kommen kann: der Champions League Rechner)

SPOX: In den letzten Tagen wurde Trainer Mirko Slomka von Präsident Josef Schnusenberg öffentlich kritisiert. Brachte es nicht unnötig Unruhe in den Verein?

Thon: Es gibt klare Ziele auf Schalke: In der Bundesliga Platz drei und in der Champions League sowie im Pokal überwintern. Letzteres haben wir geschafft, die ersten zwei Ziele sind nach einem Drittel der Saison schwer zu erreichen. Dass dann der Präsidenten den Trainer und die Mannschaft kritisiert, gehört dazu.

SPOX: Aber musste das öffentlich geschehen?

Thon: Die Leistung ist entscheidend. Und wenn die nicht stimmt, ist es gut, dass es auch öffentlich mit harten Worten zur Sprache gebracht wird. Dass es der eine oder andere nicht mag, ist natürlich legitim. Entscheidend ist, dass wir im Verein alle an einem Strang ziehen, um gemeinsam wieder aus der Krise rauszukommen.

SPOX: Diese Saison genügt also nicht den eigenen Ansprüchen?

Thon: Ja. Derzeit steht eher die Note 4 als eine 2.

SPOX: Vor allem die Leistung der Stürmer dürfte Ihnen nicht gefallen.

Thon: Es stimmt, dass die Durchschlagskraft fehlt und wir dadurch zu selten treffen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Sören Larsen, Peter Lövenkrands und Halil Altintop lange verletzt waren. Dem Trainer sind immer wieder wichtige Spieler weggebrochen.

SPOX: Gegen Chelsea gab es genügend Chancen.

Thon: Leider treffen wir derzeit häufiger die Latte oder den Pfosten als das Tor. Das wichtigste ist jedoch, dass sich die Mannschaft überhaupt Möglichkeiten erarbeitet. Irgendwann mal wird das Glück schon zurückkehren.

SPOX: Unter dem Strich bleiben nur zwei Tore in den letzten sechs Partien...

Thon: Es ist klar, dass wir uns nach Stürmern umschauen. Ich bin mir sicher, dass sich etwas bei Schalke tut.

SPOX: Bereits nach der Hinrunde?

Thon: Das kann im Winter oder im Sommer sein. Wenn es nicht so läuft, sind Verstärkungen immer ein Thema.

SPOX: Bei den Bayern sitzt ein gewisser Lukas Podolski auf der Bank.

Thon: Ihn habe ich schon länger im Hinterkopf. Ich weiß natürlich, dass ein Transfer von Podolski sehr schwer zu stemmen wäre, das haben im Sommer schon die Bremer erfahren. Aber es wäre ein Traum von mir: Podolski auf Schalke. Er würde als Typ wie auch mit seiner Art, Fußball zu spielen, zu uns passen und den Geschmack der Fans treffen.

SPOX: Es würde sich zum Beispiel anbieten, ihn im Winter auszuleihen.

Thon: Ich glaube nicht, dass sich der FC Bayern auf ein Ausleihgeschäft einlässt. Und ob wir genug bieten könnten, um ihn fest zu verpflichten - ich weiß es nicht.

SPOX: Im offensiven Mittelfeld konnten sich weder Mesut Özil, noch die Neuzugänge Ivan Rakitic und Carlos Grossmüller durchsetzen. Fehlt Lincoln?

Thon: Man darf nicht vergessen, dass wir auf dieser Position mit den beiden Transfers sehr viel getan haben. Vor allem Grossmüller wird in der Zukunft eine herausragende Position einnehmen, davon bin ich felsenfest überzeugt. Von daher sind wir im Mittelfeld sehr gut bestückt, da sehe ich keine Probleme.

SPOX: Es wird bemängelt, dass bei Schalke dominante Persönlichkeiten fehlen, an denen sich die Mannschaft aufbäumen kann.

Thon: Das finde ich ganz und gar nicht. Marcelo Bordon hatte gegen Chelsea vielleicht ein, zwei Wackler gehabt, aber wer viel Verantwortung trägt, macht auch mal Fehler. Generell sind wir mit der Achse Bordon, Fabian Ernst, Jermaine Jones und Kevin Kuranyi sehr gut aufgestellt.

SPOX: Vor dem Spitzenspiel gegen den Hamburger SV hat Schalke zehn Punkte Rückstand auf die Bayern. Dennoch: War es nicht zu früh von Manager Müller, den Titel bereits abzuschreiben?

Thon: Wenn man die Meisterschaft als Ziel ausruft, muss man dementsprechend dastehen. Und so, wie wir jetzt dastehen, kann man nicht vom Titel reden. Wie bereits erwähnt: Mit Platz drei wären wir zufrieden.

SPOX: Besteht die Gefahr, dass die Chelsea-Partie nur ein Ausreißer nach oben war?

Thon: Es hat Hoffnung gemacht, wie wir aufgetreten sind. Aber ich lasse mich nicht von einem Spiel blenden. Wir müssen diese Leistung drei, vier Partien in Folge bestätigen und richtig Gas geben, um die verlorenen Punkte wiederaufzuholen. Ein Strohfeuer muss immer weiter geschürt werden.

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