"Die Fans haben mir nie eine Chance gegeben"

Von SPOX
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© Getty

München - Wer kämpft mit den Bayern um die Herbstmeisterschaft? Wer hat den besten Spielmacher der Liga? Und wer ist die Nummer eins im Norden? Bremen oder Hamburg?

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Boubacar Sanogo hat den direkten Vergleich. Der 24-Jährige spielte in der letzten Saison für den HSV, seit diesem Sommer geht er für Werder auf Torejagd.

Und seine Antwort auf alle offenen Fragen zum Nordderby (15.30 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER und bei Premiere) fällt denkbar eindeutig aus: "In Bremen ist alles besser als in Hamburg."

"Beim HSV war alles schlecht"

Aus Sanogos Sicht ein durchaus nachvollziehbares Urteil. In Bremen mauserte sich der Stürmer von der Elfenbeinküste in kürzester Zeit zum Leistungsträger, in Hamburg dagegen war er der Sündenbock für eine verkorkste Saison.

"Beim HSV war alles schlecht - unser Spiel und die Reaktionen der Zuschauer", erinnert sich Sanogo an die härteste Zeit seiner Laufbahn: "Die Fans haben mir nie eine Chance gegeben. Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich persönlich ausgepfiffen wurde. Immer wieder. Ich kann bis heute nicht verstehen, warum die Zuschauer das gemacht haben."

Der 24-Jährige zog die Konsequenzen und wechselte nach Bremen: "Was sollte ich in einer Stadt spielen, in der die Leute mich nicht mögen", sagte Sanogo während der Woche in einem Interview mit der "Sport Bild".

Hoffen auf Genugtuung

Für Hamburg kam er im letzten Jahr auf die magere Bilanz von nur vier Toren in 31 Spielen. Mit Werder will er dem Ex-Klub am Samstag beweisen, dass er mehr kann: "Das wird ein besonders emotionales Spiel für mich. Gegen meinen alten Verein zu spielen, ist eine große Motivation."

Die Chancen, dass Sanogo sich tatsächlich Genugtuung verschafft, stehen dabei gar nicht schlecht. Der Torjäger ist in Topform. Elf Tore in 18 Pflichtspielen sprechen eine deutliche Sprache: Er fühlt sich wohl bei Werder.

"Die Atmosphäre ist besser als in Hamburg, im Stadion und in der Mannschaft. Es macht Spaß, in Bremen zu spielen", erklärt Sanogo selbst seine Leistungsexplosion. Und sein Sportdirektor Klaus Allofs gibt das Lob postwendend zurück: "Die tolle Trefferquote ist Beleg für seine super Arbeit."

Bremer Auffangbecken für Sorgenkinder

Dabei ist die Entwicklung, die Sanogo in den letzten Wochen nahm, kein Einzelfall an der Weser. Vielmehr scheint die sportliche Führung in Bremen ein echtes Händchen für vermeintliche Sorgenkinder zu haben.

Immer wieder holten Allofs und Trainer Schaaf in den letzten Jahren Spieler in die Hansestadt, die anderswo schon als gescheitert galten. In Bremen aber zeigten sie dann ihr wahres Potential.

Das gilt für etwa für Pierre Wome, der in Italien nie wirklich über die Rolle des Bankdrückers hinauskam. Das gilt auch für Torsten Frings, der bei den Bayern die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte und erst in Bremen zu einem Mittelfeldspieler von europäischem Format reifte.

Diegos Explosion

Und das gilt ganz besonders für Diego. Als 20-jähriger Rohdiamant kam der Brasilianer 2006 nach Bremen, nachdem er beim FC Porto zwei Jahre lang vergeblich auf den Durchbruch wartete.

Für acht Millionen holte ihn Trainer Luigi Del Neri 2004 als Nachfolger für Spielmacher Deco nach Portugal. Zwei erfolglose Jahre später verkaufte ihn Porto für nur mehr sechs Millionen nach Bremen. Und dort steigerte er in knapp anderthalb Jahren seinen Marktwert auf stolze 20 Millionen.

Diego gilt als einer der besten Spielmacher der Liga. Sein härtester Konkurrent um diesen Titel heißt Rafael van der Vaart - am Samstag mit Hamburg zu Gast in Bremen (Die Spielmacher im Porträt - hier geht's zum VIDEO / den ganzen Beitrag gibt es ab 15 Uhr bei Premiere).

Boubacar Sanogo kennt beide, er hat auch hier den direkten Vergleich. Und wie sonst sollte sein Urteil ausfallen: "Diego hat ein sehr gutes Auge für den letzten Pass. Er ist eine echte Nummer 10. Für einen Stürmer ist er der wichtigere Mitspieler als van der Vaart - der ist selbst ein halber Stürmer."

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