Handbuch der Liebe

Von Stefan Moser/Stefan Rommel/Thomas Gaber
Barbarez, Adler
© Imago

München - Am 14. Spieltag gab es nur Sieger und Verlierer, etwas Astrologie und Science Fiction und jede Menge Erotik. Das alles hat die Alternative Liste für Sie zusammengefasst. 

Anzeige
Cookie-Einstellungen

1. FC Barcelona: Geschätzte 1,57 Milliarden Menschen spielen Fußball. In Berlin, in Buenos Aires, auf Bora Bora oder in Bichihuahua, am schönsten aber in Barcelona. Dort spielt ein Typ namens Ronaldinho, der schon als 5-jähriger die 16-Jährigen mit Beinschüssen traktierte. Spätestens 2009 wird Philipp Lahm wohl zum elitären Kickerkreis von Barcelona gehören. Gegen Wolfsburg spielte der Bayern-Verteidiger schon mal vor. Mitte der zweiten Halbzeit legte er Franck Ribery den Ball via schmuckem Ferserl-Pass chirurgisch genau aufs Füßchen. Dafür gibt's bei Bayern Beifall, bei Barca Bussis von Ronaldinho.

2. Sergej Barbarez: Am 6. November 1991 hörte das Komitet Gossudarstwennoy Besopasnosti (KGB) auf zu existieren. Viele Spione des sowjetischen Geheimdienstes arbeiteten später für die Nachfolgeorganisation FBR in Mütterchen Russland. Einer von ihnen spielt mittlerweile Fußball in Leverkusen und besuchte am Sonntag die alten Kollegen vom HSV - inkognito. Im bestem Inspektor-Gadget-Style (Go-Go und so) gekleidet mit dunklem Trenchcoat, aufgestelltem Kragen und dem ultimativen Nachfolger von Schlappis Pepita-Hut saß Barbarez auf der Tribüne und dachte an die guten alten Zeiten aus Glasnost und Perestroika.

3. Mexikanische Revolution: Erstmals in der Bundesliga-Geschichte tanzten drei Mexikaner gleichzeitig auf einem grünen Rechteck. Frankfurts Aaron Galindo traf seine Stuttgarter Landsleute Ricardo Osorio und Pavel Pardo. Vier Tage zuvor wurde in Mexiko der Revolutionstag gefeiert. SPOX meint: "Mechico, Mechico, RA-RA-RA!"

4. Langkamp im Fluxkompensator: Leinwandheld Marty McFly reist in "Zurück in die Zukunft" mittels Fluxkompensator durch die Jahre. So weit muss es Matthias Langkamp ja gar nicht bringen. Aber wäre der Bielefelder bei den beiden ersten Gegentoren in Bochum noch langsamer gelaufen, wäre er ganz von selbst durch die Zeit gereist - und zwar rückwärts. Wie in Super-Zeitlupe steuerte Langkamp zweimal dem Ball hinterher. Erwischt hat er ihn natürlich nicht.

5. Der Astro-Man: Der Pandinus Imperator, der Königsskorpion, ist ein gefährliches Tier. Marcell Jansen findet ihn aber trotzdem knorke. Jansen hat Anfang November Geburtstag und ist somit im Sternzeichen Skorpion geboren. Der geneigten Öffentlichkeit zeigt er dies mit einer respektablen Körperbemalung am Unterarm und am Samstag ganz schick mit Skorpion-Käppi im Stadion. Als bevorzugte Berufe des Skorpion-Mannes nennt die einschlägige Literatur Hypnotiseur, Höhlenforscher oder Angestellter im Hygiene- und Sanitärbereich.

6. Lausitzer Mysterium: Dringender Aufruf: Im Stadion der Freundschaft in Cottbus steht eine weiße Werbebande. Darauf steht in hellblauen Großbuchstaben: KSC. Was soll das? Eine heimliche Liebe zum Karlsruher Sport Club? Wo doch Energie mit dem VfB Stuttgart eine innige Fanfreundschaft pflegt. Das wollen wir einfach nicht glauben. Also, wer des Rätsels Lösung weiß, bitte hier posten! Danke.

7. Flirten für Anfänger: Gerald Asamoah ist ein Mann ohne Berührungsängste, der gern auf Tuchfühlung geht. Wie Meister Petz an der Borke schubbert sich Schalkes Nummer 14 für gewöhnlich an seinen Gegenspielern. Das ist bekannt. Zuletzt wurde seinem Drängen aber immer seltener nachgegeben, weshalb er sich in Hannover besonders bemühte - mal hart und mal zart. Erst nahm Asa den Schiri-Assi auf die Hörner, dann versuchte er Halil Altintop zu küssen. Allerdings wurde sein Verlangen nicht erwidert, weder vom Assi noch vom Halil. Deshalb ein Tipp der AOK: "Blickkontakt suchen. Hinschauen, bis er oder sie sich umdreht. Wenn sich die Blicke treffen, kurz zu Boden blicken. Aber den Flirtpartner schnell wieder anvisieren. Dieses Spielchen drei- bis viermal wiederholen. Schaut er oder sie immer wieder her, sollte jetzt der Blickkontakt ausgedehnt werden. Lässt sich das Gegenüber zu einem Blickkontakt von länger als zwei Sekunden hinreißen, ist er oder sie ebenfalls interessiert."

8. Flirten für Fortgeschrittene: Apropos Missverständnisse bei der Balz! Im Überschwang der Gefühle passierte am Sonntag in Nürnberg gleich das nächste Malheur. Als griechischer Eroberer hatte sich Angelos Charisteas einen besonders stürmischen Willkommensgruß für Gegenspieler Sebastian Kehl vorgenommen, der nach monatelanger Verletzungsmisere sein Comeback für Dortmund gab. In den ersten fünf Minuten suchte Charisteas, gemäß AOK-Anleitung, vorsichtig den Blickkontakt - und Kehl erwiderte. Mindestens dreimal! Folgerichtig ging der Club-Stürmer nun aufs Ganze, nahm Anlauf, breitete die Arme aus, spitzte die Lippen zum Kuss - und donnerte mit seinem  Schädel voll ins Gesicht des verdutzten Rückkehrers. Ein durchschlagender Erfolg! Beide brauchten ärztlichen Beistand, Kehl musste blutverschmiert an die Seitenlinie und tatenlos mit ansehen, wie Tomas Galasek das 1:0 für Nürnberg erzielte. Willkommen zurück in der Bundesliga!

9. Drum prüfe...: Blutgrätschen statt Umarmungen, schwere Kopfverletzungen dank einfacher Küsschen: Bundesliga-Profis sind nicht für die Liebe gemacht. Für längere Beziehungen schon gar nicht. Denn dazu gehört angeblich auch, die Schwächen des anderen zu akzeptieren, Kompromisse einzugehen und das Gefühl fürs Miteinander zu pflegen. Doch anstatt einmal gnädig über Stellungsfehler in der Abwehr hinwegzusehen, einem unpässlichen Stürmer eine zweite Chance zu geben oder sich zur Abwechslung auf ein versöhnliches 0:0 zu einigen, legten die Spieler an diesem Wochenende schonungslos die Finger in jede offene Wunde. Und einer musste immer das letzte Wort haben: Kein einziges Remis an Spieltag Nummer 14 - das spricht Bände! Dafür Duisburg, Dortmund, Rostock und Bielefeld schön mit der Nase auf die eigenen Unzulänglichkeiten gestoßen. Bis einer weint - oder absteigt!

10. ...wer sich ewig bindet: Unter Trainern ist das alles anders! Schalkes Slomka und Hannovers Hecking etwa pflegen seit Jahren eine funktionierende Beziehung. Am Samstag verrieten sie auch ihr Rezept. Slomka strahlend: "Wir waren jetzt länger nicht mehr zusammen in der Sauna". Hecking ganz duselig vor Vorfreude: "Ich habe Mirko lange nicht mehr nackt gesehen." So ist's richtig: Etwas Distanz zur rechten Zeit erzeugt Spannung und hält das Feuer am Lodern. Mal sehen, wie lange es in Leverkusen zwischen Rene Adler und Sergej Barbarez noch lodert. Beide leben ihre Triebe hemmungslos aus. "Ich weiß, dass er geil auf meinen Arsch ist", meinte Barbarez am Samstag. Nanana!

11. Gauner und Betrüger: Wir fordern: Gefängnis für Erika und Max Mustermann wegen Urkundenfälschung und Betrug! Und wo wir schon dabei sind: Die Goldene Himbeere und ein Andi-Möller-Tatoo an exponierter Stelle für den Dortmunder Dede! Denn dessen Betrugsversuch im Nürnberger Strafraum war derart plump, dass Schiedsrichter Babak Rafati ihn schon gar nicht mehr als Schwalbe ernst nehmen konnte und vor lauter Mitleid darauf verzichtete, den verhinderten Schauspieler mit Gelb-Rot vom Platz zu stellen.

Artikel und Videos zum Thema