Die Suche nach dem roten Faden

Von Daniel Börlein
meyer-hans
© Getty

München - Will man mal einen anderen Hans Meyer erleben, dann muss man den 64-Jährigen nach Bernd Bauchspieß fragen oder nach Alfred Kunze, auch Täve Schur oder Waldemar Cierpinski wären ratsam.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Allesamt waren das Sportlegenden der ehemaligen DDR, und über die spricht Meyer, wie es sonst von ihm wohl nur die wenigsten kennen: Ohne jegliche Ironie.

Denn grundsätzlich werden Antworten des Fußball-Lehrers mit einer Brise eben dieser Ironie garniert. Dass dies die Betrachter mitunter amüsiert, bisweilen aber auch nervt, ist Meyer schlichtweg egal.

Erste Krise

Für Späßchen ist der Club-Coach natürlich auch dieser Tage noch gut, deren Frequenz allerdings hat Meyer doch erheblich zurückgeschraubt.

Denn momentan muss sich Nürnbergs Trainer erstmals in seiner Amtszeit bei den Franken mit einer Krise auseinandersetzen. Nur sechs Punkte weist der Club nach neun Spieltagen auf und rangiert damit auf dem vorletzten Platz.

Euphorie unnötig gebremst

Dass sie beim Pokalsieger nach einer grandiosen letzten Spielzeit für diese Saison Schwierigkeiten prognostiziert haben, spricht zum einen für Sachverstand, zum anderen ist es aber auch ein Teil des Problems.

Immer wieder hatten Meyer und Manager Martin Bader betont, dass ein durchwachsener Start nach einer guten Saison völlig normal sei und aufkommende Euphorie damit schon im Keim erstickt.

So ist bislang von einer souveränen Art eines Pokalsiegers und UEFA-Cup-Teilnehmers nichts zu sehen. Der Club macht sich seit Saisonbeginn, vielleicht sogar schon seit dem Finale in Berlin, kleiner als er eigentlich ist. Logisch ist das nicht.

Lange Verletztenliste

Hinzu kommt, dass die Franken derzeit mit einer langen Verletztenliste zu kämpfen haben. Robert Vittek ist und Ivan Saenko war lange außer Gefecht. Auch Angelos Charisteas, Lars Jacobsen, Marco Engelhardt und Javier Pinola schlagen sich dauerhaft mit Blessuren herum.

Meyer fehlen schlichtweg die Säulen, um das System, mit dem der FCN im letzten Jahr als eines der spielstärksten Teams glänzte, durchzuziehen. Dennoch zieht der Club-Coach dieses System weiter durch. Noch immer agieren die Nürnberger - mal offensiver, mal defensiver - mit einer 4-3-3-Variante, obwohl die Spieler dafür eigentlich fehlen. Logisch ist das nicht.

So musste zuletzt Zvjezdan Misimovic, gelernter Spielmacher, auf den linken Flügel ausweichen. Seinen Gegenpart auf links bildete bis zum Derby gegen die Bayern Allrounder Jan Kristiansen, der seinen bislang letzten (und vielleicht auch einzigen) hellen Moment im Club-Trikot im DFB-Pokalfinale hatte.

Viele Abwehrvarianten

Doch das Angriffsspiel ist derzeit nicht Meyers einziges Sorgenkind. Aus der einstmals besten Abwehr der Liga ist eine anfällige Defensive geworden. Und um das richtige Rezept gegen diese wackelige Hintermannschaft zu finden, probiert Meyer kräftig aus. Jeder Abwehrspieler durfte sich schon versuchen - in wechselnden Varianten.

Mal lässt Meyer mit Viererkette im Raum verteidigen, mal mit Viererkette und Manndeckung, mal mit Tomas Galasek als freiem Mann. Wie gesagt, aus der Not geboren - aber logisch ist das nicht.

Die Lösung auf all die Probleme hat Meyer bislang noch nicht gefunden und bei der Suche danach geht er momentan nicht unbedingt nachvollziehbare Wege. Dennoch ist Meyer der richtige Mann für den Club, denn Meyer wird die Lösungen finden. Und dann gibt's auch wieder mehr Zeit für Späßchen. Logisch!

Artikel und Videos zum Thema