"Haste Scheiße am Fuß..."

Von Stefan Moser
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© Getty

München - Der Vergleich bietet sich an: Vor einem Jahr steckte der Hamburger SV in eben jener Eigendynamik des Misserfolgs, gegen die der kommende Gegner im Moment verzweifelt ankämpft.

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Denn genau wie der HSV damals verliert der VfB Stuttgart in dieser Saison nicht nur die Punkte, sondern immer wieder auch seine Hauptakteure durch Verletzungen oder Sperren - und letztlich auch sukzessive den Glauben an sich selbst.

"Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß", brachte Fußball-Philosoph Andreas Brehme diese eigenwillige Abwärtsspirale einmal präzise auf den Punkt. Das galt vor einem Jahr für Hamburg und gilt in dieser Saison für Stuttgart. 

Nicht einmal die zweiwöchige Länderspielpause konnte daran etwas ändern. Im Gegenteil: Mit Ludovic Magnin und Ciprian Marica brachten zwei VfB-Profis jeweils einen Muskelfaserriss von ihren Nationalmannschaften mit nach Stuttgart zurück.

Sarkasmus und Galgenhumor

"Aber dafür ist ja Fernando Meira gesperrt", flüchtete sich Trainer Armin Veh angesichts der Personalmisere in Sarkasmus. Mit Magnin, Meira, Arthur Boka (Innenbandriss im Knie) und Matthieu Delpierre (Aufbautraining) fällt eine komplette Viererkette für das Spiel in Hamburg aus. Dazu quält sich mit Serdar Tasci noch ein weiterer Verteidiger mit einer Erkältung.

"Wenn man schon mal den Vorteil hat, so viele Verletzte zu haben, dass der Gegner nicht weiß, wie man dann spielt, werde ich auch nichts zur Aufstellung sagen", blieb Veh seinem Galgenhumor bei der abschließenden Pressekonferenz am Freitag treu.

Bastürk vor Comeback

Einzig erfreuliche Nachricht aus dem Stuttgarter Lager: Dauerpatient Yildiray Bastürk ist endlich fit und wird gegen Hamburg wohl von Beginn an auflaufen: "Er ist so stabil wie noch nie in der Saison", so Veh.

Etwas Hoffnung macht vielleicht noch die Tatsache, dass auch der HSV arg gebeutelt aus der Länderspielpause kommt. Einhellige Diagnose: Überbelastung.

Denn mit Rafael van der Vaart, Nigel de Jong und Paolo Guerrero handelten sich gleich drei Akteure langwierige Muskelverletzungen ein. Letzter jedoch nicht bei einem Länderspiel, sondern beim Sprint durch den Münchener Flughafen.

"Eine Verletzung fürs Guiness-Buch"

"Ich habe schon viel erlebt, doch diese Verletzung gehört ins Guiness-Buch der Rekorde", machte HSV-Coach Huub Stevens am Donnerstag noch erstaunlich gute Miene zum bösen Spiel.

Doch selbst die Profis, die gesund nach Hamburg zurückkamen, hatten reichlich schlechte Laune im Gepäck. David Jarolim etwa musste 90 Minuten lang auf der Bank mit ansehen, wie seine tschechischen Kollegen Deutschland vorführten. Guy Demel durfte für die Elfenbeinküste zwar spielen, verlor aber mit 2:3 - gegen Österreich.

Doch vor allem das Fehlen von van der Vaart dürfte Stevens erhebliches Kopfzerbrechen bereiten. Der "kleine Engel" war im Verlauf der bisherigen Saison nämlich mehr oder weniger der Alleinunterhalter der hanseatischen Offensive.

Auf der Suche nach Alternativen

Zwölf Tore erzielte Hamburg in den ersten neun Spielen, sieben davon gehen alleine auf das Konto von van der Vaart.  

"Es gibt wahrscheinlich auf der ganzen Welt keinen zweiten Rafa. Aber wir haben einige Spieler, die diese Position spielen können. Und denen schenken wir natürlich das Vertrauen", versicherte van der Vaarts Landsmann Joris Mathijsen.

Kandidat Nummer eins ist vermutlich Piotr Trochowski. Der allerdings kam auch leicht angeknackst von der Nationalmannschaft zurück. Während Jarolim zusah, wurde Trochowski von dessen tschechischen Kollegen vorgeführt. 

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