Abgeklärte Bayern-Jäger

Von dpa
frankfurt, bochum
© Getty

München - Die Fachwelt staunt, der Anhang schwärmt - doch der Trainer bleibt cool. Friedhelm Funkel lässt die Aussicht auf die erste Bundesliga-Tabellenführung von Eintracht Frankfurt seit neun Jahren kalt.

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Obwohl seine zu Saisonbeginn für vergleichsweise wenig Geld verstärkte Mannschaft mit einem Sieg beim VfL Bochum (Freitag, 20.30 Uhr im SPOX-Live-Ticker und bei Premiere) zumindest für 19 Stunden an Spitzenreiter FC Bayern München vorbeiziehen kann, hält sich der Fußball-Lehrer mit Lobreden auf seine Profis zurück.

"Dass wir Tabellenführer werden können, interessiert mich nicht. Wir wollen gewinnen, alles andere zählt nicht", sagte Funkel.

Reifeprüfung

Die Bescheidenheit des 53-Jährigen macht Sinn. Schließlich muss der Tabellen-Dritte erst noch beweisen, dass er auch in der Fremde höheren Ansprüchen genügt.

Der makellosen Heimbilanz mit Siegen über Berlin, Rostock und Hamburg steht nur ein glücklicher Punktgewinn in Bielefeld gegenüber. Zudem bereiten die Erinnerungen an die beiden vorigen Duelle mit Bochum Kopfzerbrechen: Gegen kein Team kassierte die Eintracht in der Saison 2006/07 (3:4, 0:3) mehr Gegentore.

Nicht zuletzt deshalb sieht Funkel die Partie als Gradmesser für den Reifeprozess seiner Profis: "Wir schauen nicht zurück. Die Mannschaft wirkt jetzt gefestigter. Ich hoffe, der Fortschritt setzt sich fort."

Streit gibt grünes Licht

Erfreuliche Personalien lassen zusätzlich auf eine Fortsetzung des überraschenden Höhenflugs der Frankfurter hoffen.

Neben den genesenen Ioannis Amanatidis und Patrick Ochs steht auch Albert Streit zur Verfügung. Dagegen fällt Michael Thurk (Hexenschuss) aus.

Als Bayern-Jäger sieht er seine Mannschaft jedoch nicht. "Das ist lachhaft und wird von uns nicht ernst genommen", sagte der Coach in Anspielung auf die Schlagzeilen nach dem 2:1-Sieg gegen den HSV.

Frankfurt in Bestbesetzung

Mit Genugtuung vernahm Funkel dagegen die frohe Kunde aus dem Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der das Verfahren gegen Mittelfeldspieler Streit eingestellt hatte. Anders als für seinen Hamburger Gegenspieler Thimothee Atouba blieb das Scharmützel beider Profis für Streit ohne Folgen.

Funkel kann damit auf seine Bestbesetzung zurückgreifen. Trotz des gelungenen Saisonstarts mit zehn Punkten aus fünf Spielen und der reichen Auswahl an gesunden Profis warnte der Trainer davor, die Partie in Bochum auf die leichte Schulter zu nehmen:

"Die Öffentlichkeit neigt dazu, den einen oder anderen Gegner zu unterschätzen. Wir werden das nicht tun."

Offensive ist Trumpf

Im Gegensatz zu Funkel stehen VfL-Coach Marcel Koller nicht alle Profis zur Verfügung. Martin Meichelbeck fällt wegen eines Muskelfaserrisses weiter aus, Marc Pfertzel wurde beim 0:2 in Leverkusen des Feldes verwiesen. Immerhin kehrt Philipp Bönig ins Team zurück und soll die Abwehrreihe verstärken.

Nach zuletzt zwei Auswärtsniederlagen drohen die Erinnerungen an den guten Saisonstart zu verblassen. Unter allen Umständen will Koller einen weiteren Rückschlag vermeiden und denkt deshalb über eine Umstellung auf ein etwas offensiveres Spielsystem nach.

Eine ähnliche Variante hatte auch schon im vorigen Heimspiel gegen Frankfurt positive Wirkung gezeigt. Koller: "Da haben wird das Spiel nach frühem Rückstand von zwei Toren noch gedreht. Mit einer ähnlichen Leistung werden wir auch diesmal den Platz als Sieger verlassen."