Es hat sich ausgewundert

Von Stefan Rommel
Brzenska, Weidenfeller, Olic
© Getty

München - Kleine Faustregel für den Deutschunterricht: Zahlen von eins bis zwölf schreibt man aus. Eine tolle Prämisse, die sogar diese völlig nichtsnutzige Rechtschreibreform überlebt hat.

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Borussia Dortmund muss sich jetzt schon, nach sieben Spieltagen, von der Buchstabenschreibweise verabschieden. Die 13 steht. So oft schlug es schon im Kasten ein.

Keine schöne Quote, so viele Gegentore nach so wenigen Spieltagen. Noch finsterer wird sie, wenn man bedenkt, dass der BVB schon dreimal in dieser Saison zu null gespielt hat. Der Torwächter jedes Mal: Marc Ziegler.

Staunender Beobachter auf der Tribüne: Roman Weidenfeller. Dementsprechend fällt das Zwischenergebnis fürchterlich aus für Weidenfeller: Roman 13, Marc 0. Die ernüchternde 0:3-Klatsche gegen den HSV am Keeper festzumachen, wäre natürlich viel zu billig.

Die Spieler rannehmen!

Dennoch lügen die Zahlen eben nicht, ob sie nun ausgeschrieben sind oder nicht. Vor dem Spiel in Berlin (2:3) hatte Dortmund die Chance auf die einstweilige Tabellenführung. 72 Stunden und zwei Niederlagen später belegt der BVB Rang neun. Tendenz weiter fallend.

"Ich erwarte, dass die Spieler nach dieser Niederlage ohne Wenn und Aber rangenommen werden! Es gibt kaum Spieler, die so geschützt werden, wie unsere. Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem man Klartext sprechen muss", war Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach der Partie leicht erzürnt.

Sein erster Angestellter Thomas Doll bat sogar bei den Fans um Verzeihung. "Das hat weh getan. Vor allem wie wir in der ersten Halbzeit aufgetreten sind, war sehr enttäuschend. Da haben wir alles, was wir uns vorgenommen haben, nicht umsetzen können. Wir haben alle Zuschauer enttäuscht. Dafür kann ich mich nur entschuldigen."

Unerklärliches Auf und Ab 

Das Auf und Ab der Borussia ist wahrlich kaum zu erklären. Vor zehn Tagen erst zerlegte Dortmund den CL-Teilnehmer Bremen. Danach setzte es völlig verdiente Niederlagen. Viele sahen die Borussia nach ihrer Miniserie schon auf einem guten Weg. Die Ernüchterung fällt jetzt dafür umso heftiger aus.

Ähnlich sieht die Lage in der Hauptstadt aus. Hertha BSC träumte schon von Kaka, Ronaldinho und Messi - und wurde von Rahn, Hähnge und Dorn wieder auf Normalmaß gestutzt.

Fatalerweise hatte die Mannschaft gegen Hansa Rostock Lucien Favres Regel Nummer eins schon früh mit Füßen getreten: Mach keine Fehler! Marco Pantelic traf alsbald ins Netz und zeigte damit seiner Mannschaft den Weg der Untugend: Den Weg der Überheblichkeit.

Pantelic trifft zu früh

"Wir haben früh geführt und dann unsere Konzentration verloren. Das soll aber keine Entschuldigung sein", sagt der Trainer deshalb auch. Er meinte damit die lasche Einstellung seiner Profis gegen hoch motivierte Rostocker.

Die Tabellenführung für einen Tag blieb also ein Wunschtraum. Schade für das bisweilen zur Hysterie neigende Berliner Publikum. Vielleicht aber ganz gut für die weitere Arbeit Favres.

Der erste Teil des 7. Spieltags hat eindrucksvoll gezeigt: Die Sache mit den Wundern im Fußball ist eine sehr zufällige und überhaupt nicht inflationär. Und ganz so schnell geht's von 0 (in Worten: null) auf 100 (in Worten: hundert) auch nicht. Schon gar nicht in der Bundesliga.

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