"Und dann war ich sauer!"

Von Interview: Bernd Schmidt
streit, pantelic
© Getty

München - Im Sommer gab's Theater, im Herbst kam der Erfolg. Trotz der Schwierigkeiten während der Vorbereitung - durchwachsene Testspiele und die vermeitlich zögerliche Personalpolitik sorgten für Unrhue - ist Eintracht Frankfurt eine der positiven Überraschung der noch jungen Saison.

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Nach dem letzten Spieltag lagen die Hessen auf Platz vier, drei Punkte Rückstand auf die Bayern. Mit einem Sieg am Mittwoch im Heimspiel gegen der Karlsruher SC (20 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER und bei Premiere) winkt der Eintracht sogar Platz zwei - und wenn die Bayern patzen, möglicherweise die Tabellenführung.

Und immer mittendrin: Albert Streit. Schon vor der Saison stand der  27-Jährige im Fokus: Streit wollte weg, war sich mit Schalke auch schon über einen Wechsel einig, löste bereits seine Frankfurter Wohung auf - und musste am Ende doch bleiben. Die Eintracht wollte sehr viel Geld. Für die Schalker Verantwortlichen zu viel.

Palermo und Rom an Streit interessiert

Trotzdem spielte Streit nicht den Beleidigten - im Gegenteil: Seit Beginn der neuen Saison ist er der überragende Mann im Eintracht-Mittelfeld. Und schon gibt es neue Interessenten, diesmal aus Italien: Palermo und Lazio Rom schielen neuerdings nach Frankfurt.

Im Interview mit SPOX.com spricht Streit über die Gründe für seine gute Form, seinen Ärger mit dem Trainer, seine neue Wohnung und die zweideutige Begegnung mit Thimothee Atouba. 

SPOX: Die "Bild" schrieb zuletzt: "Alles, was Funkel anpackt, gelingt." Können Sie dieses Lob im Moment teilen, auch wenn Sie letzte Saison manchmal mit dem Trainer über Kreuz lagen?

Albert Streit: Friedhelm Funkel und sein Assistent Armin Reutershahn machen einen super Job. Sie haben das neue Image der Eintracht bis heute nachhaltig mitgeprägt und gehen konsequent ihren Weg. Ich lag mit dem Trainer nur über Kreuz, als er mich auf die Tribüne gesetzt hat. Dafür bin ich aber auch Fußballer durch und durch. Es wäre ja schlimm gewesen, wenn mir so was egal wäre. Jeder will spielen. Ich wollte spielen, durfte aber nicht. Das habe ich damals nicht verstanden und war sauer. Doch das ist Schnee von vorgestern. Jetzt spiele ich - und nicht schlecht. In dieser Mannschaft macht es ungeheuren Spaß. Auch dank des Trainerteams.

SPOX: Frankfurt ist Vierter, die Fans träumen bereits vom Europapokal. Ist die Euphorie berechtigt?

Streit: Unsere Fans sind sehr realistisch und wissen, dass die aktuelle Tabelle nur eine Momentaufnahme ist. Wir werden weiter nur von Spiel zu Spiel denken und sehen, so schnell wie möglich die berühmten 40 Punkte zusammenzubekommen. Danach sehen wir weiter, was noch geht.

SPOX: Nach dem 0:0 in Bochum gab es leise Kritik an der Mannschaft. Wie gefährlich kann die gestiegene Erwartungshaltung sein?

Streit: Die Kritik war berechtigt, was die ersten 45 Minuten anging. Da haben uns die Bochumer mit ihrer Aggressivität ganz klar den Schneid abgekauft, und wir haben nicht ins Spiel gefunden. Nach der Pause waren wir einen Tick stärker. In solchen Spielen muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein. Letzte Saison haben wir viel besser gespielt in Bochum und sind dennoch mit fliegenden Fahnen untergegangen.

SPOX: Am Mittwoch spielt Frankfurt gegen Karlsruhe. Sie können mit dabei sein, weil Sie vom Vorwurf der schweren Unsportlichkeit freigesprochen wurden. Haben Sie sich schon bei Hamburgs Thimothee Atouba bedankt, der Sie bei der Verhandlung entlastete, obwohl Sie ihn doch immerhin an einer empfindlichen Stelle berührt hatten?

Streit: Atouba hat nur die Wahrheit gesagt, denn ich habe ihn dort nicht berührt. Außerdem wurde mein "Trikot zupfen" vom Schiedsrichter mit einem Freistoß für den HSV geahndet und somit wurde mein Vergehen bereits im Spiel bestraft.

SPOX: Karlsruhe kassierte gegen Bayern eine Klatsche, hat aber wie die Eintracht bereits drei Siege auf dem Konto. Wie ist der KSC einzuschätzen?

Streit: Das wird ein ganz schweres Spiel, denn der KSC hat ja am Sonntag nicht gegen irgendjemanden verloren, sondern gegen die wohl besten Bayern, die es je gegeben hat. Wir wissen genau, wie schwer das Spiel wird. Ich schätze den KSC auswärts stärker als zuhause ein. Sie werden aus einer sicheren Defensive agieren und versuchen, uns auszukontern. Wir müssen also auf der Hut sein. Unser Vorteil wird es sein, dass unsere Fans wieder wie eine Wand hinter uns stehen werden. Das kann viel ausmachen.

SPOX: Sie sind bei der Eintracht einer der herausragenden Kräfte. Nach dem Sommer-Theater war das nicht unbedingt zu erwarten, jetzt scheint sogar eine Vertragsverlängerung möglich. Wie kam es bei Ihnen zum Sinneswandel?

Streit: Wir alle haben Fehler gemacht - und die haben wir wie Männer ausgeräumt. Es macht hier einfach wieder Spaß. Wir haben eine tolle Truppe, super Fans und ein top-professionelles Umfeld. Hier entsteht etwas Großes und es ist reizvoll, dabei sein zu können. Mal abwarten, was noch passiert - mit mir und mit der Eintracht.

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