Kleine Dramen und große Gesten

Von Stefan Moser
bordon, schalke
© Getty

München - Es ist hart, es ist traurig, es ist ungerecht! Den wahren Helden wird nur allzu oft die Anerkennung verwehrt.

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Während sich Wichtigtuer, Hochstapler und Betrüger mit Taschenspielertricks ins Rampenlicht mogeln, fristen die wirklichen Macher ein Schattendasein.

Das ist im Fußball nicht anders wie im richtigen Leben - und es muss aufhören! Aus diesem Grund präsentiert SPOX die wahren elf Helden des 5. Spieltags in der Alternativen Liste.

1. Dusko Tosic: Der Bremer Verteidiger steht schon allein deshalb in der Liste, weil er den ekelhaften Tritt das Dortmunders Jakub Błaszczykowski überlebte: Mit vollem Anlauf und den Stollen voraus voll in die Leiste. Tosic stand tatsächlich wieder auf und spielte die Partie zu Ende. Knallhart, Herr Tosic!

2. Albert Streit: Apropos Leisten: Streits Griff an den kleinen Atouba war wohl keine Absicht. Sein Coming-Out nachher schon: "Ich bin ja nicht schwul", ließ der Frankfurter wissen. Dann wäre das also geklärt!

3. Bibiana Steinhaus: Als vierte Offizielle gab die erste Frau im deutschen Schiedsrichterwesen ihr Debüt - und brachte Thomas Doll gehörig aus der Spur. Aus schierer Gewohnheit sprang der Coach nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung

auf, um an der Seitenlinie zu randalieren. Im Angesicht von Frau Steinhaus aber erwachte der Gentleman in ihm - und Doll verlor den Faden. Sie anbrüllen? Sie umarmen? Eine Flasche werfen oder kräftig ausspucken? Heraus kamen eine leicht ordinäre Verbeugung und ein einfacher Handschlag. So gehört sich das, Herr Doll!

4. Armin Veh: Stuttgarts Trainer hatte mit seinem Team gerade Cottbus vom Platz gefegt. Doch anstatt sich selbstgefällig abfeiern zu lassen, ergriff er auf der anschließenden Pressekonferenz Partei für seinen in die Kritik geratenen Kollegen aus Cottbus: "Petrik Sander leistet seit Jahren hervorragende Arbeit. Ich kann nicht verstehen, warum das jetzt plötzlich alles verkehrt sein soll." Das hatte schon Klasse!

5. Mladen Petric: Der Dortmunder schoss zwei Tore gegen Bremen, doch seinen eigentlichen Auftritt hatte er erst später, während seines ersten großen Interviews im deutschen Fernsehen. Denn Petric heißt wie ein Kroate, sieht aus wie ein Kroate, ist auch ein Kroate und parlierte nach dem Spiel völlig akzentfrei in perfektem - Schwitzerdütsch. Wer nicht weiß, dass Petric in der Schweiz groß wurde, der hatte sein Aha-Erlebnis. Das hatte was!

6. Enrico Kern: Der Kapitän verlor mit Hansa Rostock klar mit 2:4. Sein Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 war für den Ausgang der Partie völlig belanglos. Aber sehenswert war der Fallrückzieher allemal. Starkes Stück!

7. Markus Häcker: 16.08 Uhr am Samstag in Nürnberg. Hannovers Mike Hanke köpft, Club-Torhüter Blasek fälscht ab, und der Ball trudelt Richtung Tor. Nürnbergs Verteidiger Glauber versucht per Grätsche noch zu klären. Aber Linienrichter Häcker marschiert strikt Richtung Mittellinie und signalisiert: Tor für Hannover! Die Zeitlupe zeigt: Der Ball war in der Tat wenige Zentimeter hinter der Linie. Hut ab, Herr Häcker!

8. Der Rasen in Nürnberg: Die schönste Wiese Deutschlands! Gepflegt, saftig, frisch und grün. Glückwunsch an den Green-Keeper in Nürnberg!

9. Marcelo Bordon: Der Schalker Kapitän kann anerkanntermaßen schießen - leider aber ausschließlich fest. Als der Brasilianer gegen die Bayern beim Versuch, präzise zu flanken, den Ball vom linken Flügel aus über das rechte Stadiondach drosch, machte Kevin Kuranyi in der Mitte drei Kreuzzeichen, dass er da nicht mit dem Kopf ran musste. Ein echter Hammer!

10. Ivan Rakitic: Der Schalker hatte gegen die Bayern kurz vor der Halbzeit das 2:0 und damit wohl die Vorentscheidung

auf dem Fuß. Der Youngster vergab die 100-Prozentige und verzichtete damit auf eine Menge Ruhm. Sehr bescheiden!

11. Lukas Podolski: Samstagabend im "Aktuellen Sportstudio", das obligatorische Torwandschießen. Franck Ribery war zu Gast. Der Franzose hielt beherzt drauf und zack - ein großes Stück der Torwand ging in die Brüche. Der Franzose hatte ein Heiligtum des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zerstört und war schon im Begriff, sich mächtig dafür zu schämen, als das "ZDF" den Streich auflöste und einen Einspieler von Lukas Podolski zeigte. 

Riberys Kollege strahlte rotzfrech in die Kamera und gestand die Sabotage: "He Franck, mein Freund! Das mit der Torwand war isch. Und wenn du wieder nach Münschen kommst, gibt's noch mehr Streische!" Sehr unterhaltsam!