Nach dem Fußball ist vor der EM

Von Benno Seelhöfer
Das Jahr 2016 bot alles, was das Fußball-Herz begehrte
© getty

Das Jahr 2016 ließ sämtliche Fußball-Herzen höher schlagen. Von der überraschenden Meisterschaft der Foxes über eine formidable Europameisterschaft bis hin zur Geburt von Sepp Hundehuus war alles dabei. Und ganz nebenbei haben sich Sandro und Zlatan mit der ganzen Welt angelegt.

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Januar

Messi mal schlicht

11.1.: Es gibt sie einfach, diese Glaubensfragen, in denen auch objektive Argumente einen Streit unmöglich beenden können. PES oder FIFA? Schalke oder Dortmund? Und natürlich: Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo - wer ist besser? Im Januar entschieden sich die Stimmberechtigten bei der Vergabe des FIFA-Ballon-d'Or für den Floh. Der konnte sich den Goldenen Ball damit zum fünften Mal schnappen und verwies seinen portugiesischen Dauerrivalen auf den zweiten Platz.

Das eigentliche Highlight der Gala? Lionel Messis feiner schwarzer Smoking. Sonst trug der kleine Mann gerne mal etwas auffälligere Zwirne auf. Pünktchen-Anzug und glänzendes Rot? Alles schon dagewesen. Fehlt nur noch Guido Maria Kretschmer, der seinen Senf dazugibt und irgendwelche Zahlen hochhält.

Was sonst noch los war:

16.1.: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze? Testspiele auch. Bochum überrollte Gladbach 5:2 und dem KSC gelang mit einem 2:1-Sieg die Sensation gegen die Bayern.

Februar

Die Losfee als Präsident

26.2.: Große Besorgnis in Nyon! Die UEFA hat ein Krisenstab einberufen und muss sofort die dringendste aller Fragen klären: Wer soll denn jetzt die Champions-League-Auslosungen so charmant und glatzköpfig moderieren wie Gianni Infantino? Der ist ab sofort FIFA-Präsident und eine Doppelfunktion kam leider nicht infrage. Er war doch der Einzige, der stets wusste, wie sich die kleinen Plastik-Bällchen problemlos öffnen ließen.

Der ehemalige Generalsekretär trat damit die Nachfolge von Sepp Blatter an, der sich für sechs Jahre keiner Aktivität im Zusammenhang mit Fußball auf weniger als 20 Meter nähern darf. Gut für die FIFA: Viel schlechter als sein Landsmann wird es Infantino auch nicht machen. Gut für die UEFA: Auch ohne Infantino wird Bayern wie immer gegen Arsenal spielen.

Was sonst noch los war:

1.2.: Manchester City gab den Wechsel von Pep Guardiola in die bezaubernde englische Metropole offiziell bekannt. Frei nach Jürgen Klinsmann will der Coach bei seinem neuem Klub jeden seiner Spieler jeden Tag ein bisschen spanischer machen.

März

DFB alias Transparency International

4.3.: Wie war das denn jetzt eigentlich genau mit der WM 2006? Wer hat wem wann Geld überwiesen? Und warum eigentlich? Der DFB hat für schlappe fünf Millionen Euro die renommierte Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer beauftragt, diesen Fragen nachzugehen. Dabei ging es um ominöse Zahlungen und Franz Beckenbauers Verwicklungen in die ganze Geschichte.

Zwar veröffentlichten die Ermittler an diesem Tag den Freshfields-Bericht, doch wie genau die WM 2006 nach Deutschland geholt wurde, weiß bis heute keiner so genau. Außer eben den Beteiligten selbst, die sich nicht gerade als gesprächige Zeitgenossen entpuppten. Der Journalist Günter Klein brachte das Ganze sehr gekonnt auf den Punkt: "Eine Partie Memory zwischen Franz Beckenbauer und Wolfgang Niersbach wäre ein Desaster."

Was sonst noch los war:

5.3.: Einen Tag später stieg in der Bundesliga das absolute Topspiel: BVB gegen Bayern. Zweiter gegen Erster. Die beiden besten Offensiven gegeneinander. Das Ende? 0:0. Na, tolle Wurst.

April

Sandro gegen den Rest der Welt

23.4.: Die Bomben-Saison bei den Lilien hat einen schlafenden Riesen geweckt. Sandro Wagners Interviews haben mittlerweile fast so viel Kult-Potenzial wie die von Donis Avdijaj. Das bewies "Deutschlands mit Abstand bester Stürmer" an diesem denkwürdigen Tag einmal mehr. Denn der gute Sandro hält die Berufsgruppe der Fußballprofis für "teilweise unterbezahlt". "Gemessen an all dem, was man aufgibt, finde ich, dass auch die bei Bayern zu wenig verdienen - selbst zwölf Millionen oder so", sagte er der Bild.

Doch damit nicht genug: Im selben Atemzug erörterte er seine Leidenschaft für den Frauen-Fußball: "Ich finde, Frauen und Fußball, das passt nicht. Aber vielleicht finden die Damen auch meinen Spielstil schlimm - völlig in Ordnung." Die deutsche Übercorrectness ist für Sandro Wagner ein Fremdwort.

Was sonst noch los war:

6.4.: Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gewann der VfL Wolfsburg 2:0 gegen Real Madrid. Schaut der gemeine Bundesliga-Fan derzeit auf die Tabelle, ist das kaum vorstellbar. Das Rückspiel verloren die Wölfe dann ja bekanntlich doch noch gegen Cristiano Ronaldo. Interessant dabei: Alle Viertelfinalspiele in der Saison endeten nach Hin- und Rückspiel 3:2, ein Novum in der CL-Geschichte.

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