"Abstiegskampf kenne ich ja"

SID
Der ehemalige Flügelflitzer Odonkor probiert nun sein Glück auf der Trainerbank
© getty

Wie ein Trainer das Blut einer Mannschaft so richtig zum Brodeln bringt, hat David Odonkor aus dem Spiel seines Lebens gelernt. "Die Ansprache von Jürgen Klinsmann vor dem WM-Duell gegen Polen 2006 werde ich niemals vergessen", sagt der damalige Held für einen Tag im Gespräch mit dem "SID". "Nun halte ich als Trainer selbst die Ansprachen und kann hoffentlich auch etwas vermitteln."

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David Odonkor, 30, frühzeitiges Karriereende wegen einer Reihe von Verletzungen, darf sich seit Samstag Cheftrainer nennen - es ist seine erste Station in Hauptverantwortung. Zunächst einmal ist es der TuS Dornberg geworden, 13. in der sechstklassigen Westfalenliga 1, aber: Es ist ein Posten als Cheftrainer! Mit Vertrag bis 2016 und allem Pipapo.

"Dornberg ist ein kleines Dörfchen"

"Dornberg ist ein ganz kleines Dörfchen am Bielefelder Stadtrand", sagt Odonkor, der in Bielefeld-Steinhagen wohnt, "aber man kann sich hier wohlfühlen. Wir haben einen Rasenplatz, einen Kunstrasenplatz und ein schönes Vereinsheim." Dort verbringt Odonkor viel Zeit, "ich trinke dort meinen Kaffee und esse", dabei macht er sich Gedanken, wie er seine Mannschaft aus Studenten und jungen Männern in der Ausbildung entwickeln kann.

In Dornberg hat Odonkor sich gegen Ende seiner Spielerkarriere schon einmal fitgehalten, "2011, der Onkel meiner Frau war Trainer", es gab also noch freundschaftliche Verbindungen. Dennoch gibt der Verein ein klares Ziel vor: den Klassenerhalt.

"Abstiegskampf kenne ich ja"

"Abstiegskampf kenne ich ja von Betis Sevilla und Alemannia Aachen, aber als Trainer ist das eine ganz andere Situation", berichtet Odonkor. Ist der Kampf bestanden, will er im Sommer "von null an" sein Team auf die neue Saison vorbereiten. Zunächst ist alles auf den 15. März ausgerichtet: Odonkors Punktspieldebüt gegen den 12., VfB Fichte Bielefeld.

Mit 20, zu einer Zeit, in der ihm wahrscheinlich mehr Talent zugeschrieben wurde, als er tatsächlich jemals hatte, habe er sich eine derartige Tätigkeit kaum vorstellen können. "Da habe ich an so etwas nicht gedacht. Ich hatte meine ganze Karriere vor mir und wollte nur Fußball spielen. Es ist eben anders gelaufen, und jetzt bin ich halt in Dornberg."

Odonkor hat B-Lizenz

Die Trainer-B-Lizenz hat Odonkor, der einst eine Ausbildung zum Briefträger zugunsten des Fußballs abbrach, schon in der Tasche. Die A-Lizenz soll folgen, "da reicht es, eine Mail mit den Unterlagen an den DFB zu schicken, dann ist man dabei".

Einer seiner neuen Spieler ist ihm in den ersten Tagen auch bereits besonders aufgefallen, "ein Zehner, der hat's drauf, der hat in der Regionalliga gespielt". Ansonsten versammeln sich Talente aus dem näheren Umfeld: "Die Studenten finanzieren sich mit dem Fußball ihr Studium."

Odonkor kämpft mit dem Engagement auch gegen das Loch, das sich nach einer Fußball-Karriere auftut. Er hat erste Erfahrung als Co-Trainer in Verl und Herford, aber ob es das nun sein soll für den Rest seines Lebens? Er weiß es selbst nicht. "Ich habe kein Fernziel", sagt er: "Ich will erst einmal die Aufgabe hier erfolgreich abschließen."

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