Bin Hammam: 3,7 Mio. Bestechung?

SID
Mohamed Bin Hammam trat 2012 von allen Ämtern zurück
© getty

Der ehemalige Vize-Präsident der FIFA, Mohamed Bin Hammam, soll mit umgerechnet 3,7 Millionen Euro (5 Millionen Dollar) geschmiert haben, damit sein Heimatland Katar die WM-Endrunde 2022 erhält. Dies berichtet die britische Zeitung "Sunday Times".

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Überraschend setzt der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger, Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee, nun den Weltverband nach den neuen Korruptionsvorwürfen gegen Katars Bewerbung unter Druck. Der Jurist aus Altendiez fordert schnellere Ermittlungsergebnisse.

"Die Sache drängt. Spätestens nach der WM in Brasilien erwartet die Öffentlichkeit Aufklärung, damit wir uns endlich von den vielen Spekulationen befreien können", sagte Zwanziger der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag-Ausgabe).

Im Dezember 2010 hatte das Exekutivkomitee der FIFA in Zürich völlig überraschend dem Emirat am Persischen Golf den Zuschlag für die WM-Ausrichtung erteilt. Wiederholt war Bin Hammam bereits in der Vergangenheit mit Schmiergeldzahlungen in Verbindung gebracht worden, unter anderem auch im Zusammenhang mit seiner Bewerbung um das FIFA-Präsidentenamt 2011.

Seit 2012 ist der steinreiche Katarer von allen Ämtern im internationalen Fußball zurückgetreten. Bin Hammam war Präsident der Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC).

Zwanziger will schnellere Ergebnisse

Derweil drückt Zwanziger aufs Tempo und will schnellere Ergebnisse der Ermittlungsgremien. Das Bemühen der FIFA, eine neue Glaubwürdigkeit zu erlangen, drohe zu scheitern.

Zwanziger sieht die FIFA-Ethikkommission unter Zugzwang, die über ihren Chefermittler Michael Garcia schon seit Monaten Material zu der umstrittenen WM 2022 in Katar sammelt und dazu auch Zeugen innerhalb des FIFA-Vorstandes vernommen hat.

Bisher hat der Vorsitzende der FIFA-Spruchkammer, der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert aus München, aber augenscheinlich keine Ergebnisse aus dieser Investigationstätigkeit vorliegen.

Zwanziger: "Zur Unabhängigkeit der Ethikkommission gehört auch die Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen. Und die erreichen wir jetzt nur durch eine zeitnahe Entscheidung durch die Vorlage des Untersuchungsberichts und ein daraus möglicherweise resultierendes Verfahren. Dafür sind Herr Garcia und Herr Eckert zuständig."

Schmiergelder auch in Afrika?

Die "Sunday Times" hatte versucht, von Bin Hammam eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zu erhalten. Doch blieb er Antworten auf entsprechende Fragen der Zeitung schuldig.

Das katarische WM-Bewerbungskomitee spielte auf Anfrage die Rolle Bin Hammans herunter, außerdem habe dieser keine Kenntnis von Geldzahlungen gehabt.

Nach Angaben der Gazette soll Bin Hammam Zahlungen von bis zu 140.000 Euro auf Konten angewiesen haben, die von den Präsidenten von 30 afrikanischen Fußball-Verbänden kontrolliert werden. Außerdem initiierte er Hospitality Events in Afrika und soll die Gelegenheit genutzt haben, dort ebenfalls Schmiergeldzahlungen vorzunehmen.

Allein 1,1 Millionen Euro sollen von Bin Hammam auf ein Konto, das unter der Kontrolle des langjährigen Chefs der Konföderation von Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik CONCACAF, Jack Warner (Trinidad/Tobago), überwiesen worden sein. Warner war 2011 von seinen Ämtern im internationalen Fußball zurückgetreten.

WM-Quali-Spiele 2010 im Manipulationsvisier

Zuletzt hatte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (Schweiz) erklärt, die Vergabe der WM-Endrunde an Katar sei ein Fehler gewesen.

Die FIFA ist unterdessen auch an einer anderen Baustelle tätig. Der Weltverband untersucht offenbar mindestens fünf Vorbereitungsspiele zur WM 2010 wegen des Verdachts der Manipulation. Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf einen FIFA-Untersuchungsbericht, der der Zeitung vorliegt.

Beim Spiel zwischen Südafrika und Guatemala (5:0) soll Schiedsrichter Ibrahim Chaibou aus Niger demnach 100.000 Dollar erhalten haben. Chaibou hatte in der Begegnung zwei fragwürdige Handelfmeter gepfiffen. Der Referee streitet ab, die Partie verschoben zu haben.

Insgesamt soll die Wettmafia sogar 15 Spiele ins Visier genommen haben, darunter eine Partie zwischen den USA und Australien. Nach Ansicht der New York Times wirft der Bericht auch "einen Schatten" auf die WM in Brasilien.

Artikel und Videos zum Thema