"Habe mein Outing nie bereut"

SID
Für sein Outing hat Hitzlsberger viel Anerkennung von allen Seiten bekommen
© getty

Dass er schwul ist, hat Anton Hysén früh gewusst. "Ich habe mich nie wirklich für Frauen interessiert", sagt er. Sich zu verstecken, war für ihn aber kein Thema. "Mit 18 oder 19 habe ich es meinen Freunden und meiner Familie gesagt", berichtet er im "SID"-Interview: "Den Schritt in die Öffentlichkeit habe ich dann relativ schnell durchgezogen. Beim Outing war ich 20."

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Ein mutiger Schritt, als Fußball-Profi, Sohn der Liverpool-Ikone Glenn Hysén und Bruder des Nationalspielers Tobias Hysén. Doch Anton hat überraschend gute Erfahrungen gemacht und würde es "auf jeden Fall wieder tun. Ich bereue es nicht im Geringsten und bin glücklich mit meinem Leben".

Drei Jahre später ist in Schweden dennoch niemand seinem Beispiel gefolgt. Umso mehr freut ihn die Kunde vom Outing des ehemaligen Nationalspielers Thomas Hitzlsperger. "Wir brauchen solche Männer wie ihn", erklärt Hysén: "Jetzt gibt es auch in Deutschland endlich einen prominenten Spieler, der ich geoutet hat. Jetzt kommt die Diskussion in Gang."

Aus diesem Grund ermutigte ihn auch Vater Glenn, als Aktiver zweimal UEFA-Cup-Sieger und später TV-Star, zum Schritt an die Öffentlichkeit. "Er hat gesagt, zieh es durch und scher dich nicht drum, was irgendwer dazu sagen wird", berichtet der Sohn: "Und wenn irgendwer ein Problem damit hat, ist es umso wichtiger, dass man darüber spricht."

"Idioten gibt es überall"

Insgesamt sei sein Outing dann auch positiv aufgenommen worden, "aber Idioten gibt es überall", so Hysén. Er wisse, dass es Trainer, Manager oder Präsidenten gebe, die Probleme mit schwulen Spielern haben: "Aber ein Trainer, der ein Problem mit einem guten Spieler hat, der 20 Tore pro Saison schießt oder ein sehr guter Verteidiger ist, ist einfach ein Idiot."

Auch ihm ist solche Ablehnung begegnet, "aber ich weiß nicht, ob ich ohne mein Outing heute in der ersten Liga spielen würde", sagt er. Dabei bescheinigen ihm Experten ein ähnliches Talent wie Bruder Tobias, der im Oktober zwei Tore im WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland (3:5) schoss.

Von den Fans habe er nur "einige wenige Gesänge vernommen. Aber das ging mir ins eine Ohr rein und zum anderen wieder raus. Nur wenn ich Russland spielen würde, wüsste ich nicht, ob ich es getan hätte".

"Und dann war Ruhe"

Es habe auch nur einen einzigen Gegenspieler gegeben, der ihn mit einem Spruch provoziert habe. "Also habe ich ihm in einem harten Zweikampf den Ball abgenommen, und dann war Ruhe", sagt Hysén schmunzelnd.

Überhaupt ließ er sich durch Nichts und Niemanden irritieren. "Es wäre mir auch scheißegal gewesen, wenn in der Bundesliga oder der Premier League mehrere Zehntausend Zuschauer komische Dinge über mich singen würden", versichert er: "Die Idioten unter den Fans singen doch sowieso irgendwelche Spottlieder über dich, egal wegen was."

Grundsätzlich jedem zu einem Outing raten könne er aber nicht, meint der Schwede: "Es gibt zwei Grundvoraussetzungen. Erstens muss man seine Leistung bringen. Und zweitens braucht man sehr viel mentale Stärke. Die hat nicht jeder. Wer sie hat, der soll es durchziehen."

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