Winter-WM findet immer mehr Fürsprecher

SID
Mohamed Bin Hammam (M.) steht dem AFC seit 2002 als Präsident vor
© Getty

Seit der Vergabe der Fußball-WM 2022 an den Wüstenstaat Katar gibt es hitzige Diskussionen um den Zeitpunkt der Austragung. Der Fußball-Weltverband FIFA will das Turnier nur in den Winter verlegen, wenn Katar diesen Wunsch selbst äußert.

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Die Sonne scheint von einem strahlend blauen Himmel, die Temperatur liegt bei 25 Grad, ein laues Lüftchen weht - der Winter in Katar kann paradiesisch sein. Bayern München genießt derzeit im Trainingslager in Doha perfekte Bedingungen.

Doch im Sommer wird es im kleinen Emirat, das 2022 die WM ausrichten wird, höllisch heiß. Bis zu 50 Grad Celsius, dazu eine hohe Luftfeuchtigkeit: Fußball würde zur Tortur werden.

Entsprechend mehren sich seit der WM-Vergabe die Stimmen, das Turnier erstmals in die Wintermonate zu verlegen. Selbst FIFA-Präsident Joseph S. Blatter verschließt sich nicht mehr dieser Idee, die angesichts der extremen Belastungen für die Spieler im katarischen Sommer sinnvoll ist.

Hammam: "Win-Win-Situation für alle Beteiligten"

Erst zu Beginn der Woche haben sich die beiden Münchner Nationalspieler Philipp Lahm und Thomas Müller in Doha für eine Verlegung der WM ausgesprochen - und dabei in Präsident Mohamed Bin Hammam vom asiatischen Fußball-Verband AFC einen prominenten Fürsprecher gefunden.

"Wenn die WM im Juni oder Juli stattfindet, wird sie perfekt organisiert. Sollte die WM in den Januar verlegt werden, wird es eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten", sagte das FIFA-Exekutiv-Mitglied Hammam. Die Spieler würden im Falle eines Wintertermins ausgeruhter ins Turnier gehen, da sie noch keine komplette Saison gespielt hätten. Außerdem könne man so der Sommerhitze im Land ausweichen.

"Im Sommer bei diesen Temperaturen zu spielen, ist absolut grenzwertig", betonte WM-Torschützenkönig Müller. "Ich bin froh, dass ich dann als Aktiver nicht mehr spielen muss. Im Sommer bei über 40 Grad macht das nicht wirklich Spaß und ist nicht vorstellbar", sagte der 27 Jahre alte Lahm.

Mit der Nationalmannschaft habe er im Juni 2009 in Dubai gespielt: "Da waren es noch am späten Abend über 40 Grad, dazu war die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Das war sehr, sehr anstrengend und der Wahnsinn."

FIFA auf Kurs

Franz Beckenbauer war einer der Ersten, die sich für eine Winter-WM begeistern. Zunächst stand Beckenbauer mit seinem Vorschlag ziemlich alleine da, doch inzwischen ist selbst die FIFA auf Kurs. "Ich unterstütze definitiv die Pläne, hier im Winter zu spielen. Es sollte bei angemessenen Temperaturen gespielt werden, dabei denke ich vor allem an die Fußballer", sagte Blatter zuletzt.

Zuvor hatte schon FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke signalisiert, dass eine Verschiebung denkbar sei: "Das bedeutet, dass man die Weltmeisterschaften auch für Länder öffnet, in denen man nicht im Juni oder Juli spielen kann, weil es nicht die richtige Zeit dafür ist. Erst einmal müsste Katar den entsprechenden Wunsch äußern, sie haben es in der Hand. Sollte eine entsprechende Anfrage kommen, so wird diese im Exekutivkomitee behandelt." Noch gibt es aber keinen offiziellen Vorstoß aus Katar.

Europas Top-Ligen müssen überzeugt werden

Größtes Problem ist derzeit, die großen Ligen in Europa, vor allem in Spanien, Italien und England, von einer Winter-WM zu überzeugen. Während Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball "eine signifikante Verbesserung der klimatischen Bedingungen durch die Verschiebung des WM-Turniers in den Winter" sieht, führte Sportdirektor Umberto Gandini vom AC Mailand "unlösbare Terminschwierigkeiten" ins Feld. Auch aus der Primera Division und der Premier League gab es schon kritische Stimen.

Doch die Anpassung des internationalen Spielkalenders hält selbst Blatter für möglich. "Wenn man es wirklich will, sollte es möglich sein. In elfeinhalb Jahren sollte man das regeln können." Die Spieler sorgten für das Spektakel und es sei sehr wichtig, sie zu schützen. Laut Beckenbauer müssten die Spielpläne der "großen westeuropäischen Ligen 2012 verändert werden. Das wäre kein allzu gravierender Einschnitt. Es wäre eine Alternative dazu, Stadien und Fanzonen mit Riesenaufwand zu klimatisieren".

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