Jubel in Russland und im Katar

SID
David Beckham ist nach der WM-Vergabe an Russland niedergeschlagen - England scheitert erneut
© Getty

Freudentaumel und Jubelarien in Russland und im Emirat Katar, blankes Entsetzen und Trübsinn bei den großen WM-Verlierern - vor allem im Fußball-Mutterland England und in den USA.

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Als FIFA-Präsident Sepp Blatter in Zürich um 16.37 Uhr Ortszeit zunächst die Russen als Gastgeber der WM-Endrunde 2018 verkündete und kurz darauf den Wüstenstaat Katar als Ausrichter der Weltmeisterschaft 2022 bekanntgab, brandeten fast zeitgleich in den jeweilige Hauptstädten Moskau und Doha Jubelstürme auf den Plätzen und Hauptstraßen aus, lagen sich die Fans vor Freude in den Armen.

Zeitgleich herrschte bei den Mitbewerbern Tristesse. Vor allem in London und Washington, den Hauptstädten der beiden Favoriten, flossen Tränen der Enttäuschung.

Am persischen Golf herrschte dagegen bei 27 Grad plus ebenso überschäumende Freude wie in der Kältekammer Moskau und anderen russischen Metropolen bei minus 18 Grad. Russlands Regierungschef Wladimir Putin, der der WM-Vergabe ferngeblieben war und erst am Donnerstagabend von Moskau nach Zürich reiste, um sich bei der FIFA-Exekutive in Zürich persönlich zu bedanken, war ebenso wie seine Landsleute aus dem Häuschen.

Medwedew: "Hurra, Sieg"

"Die Entscheidung zeigt, dass Russland vertrauenswürdig ist und sagt viel aus über unsere wirtschaftliche Möglichkeiten und unsere politische Stabilität", sagte Putin, dessen Land vier Jahre vor der WM bereits die Olympische Winterspiele in Sotschi ausrichtet.

"Hurra, Sieg", twitterte unterdessen der russische Präsident Dmitri Medwedew kurz nach dem Sieg, und sein Finazminister Alexej Kudrin versicherte, dass Russland problemlos in der Lage sei, Olympische Spiele und die Fußball-WM zu stemmen: "Wir haben einen klaren Plan, es muss an keinem Ende gespart werden." In den Millionen-Metropolen Moskau und Sankt Petersburg wurde deshalb ebenso mit Wodka angestoßen wie im eisigen Nowosibirsk, wo die Menschen trotz klirrenden Kälte auf der Straße feierten.

Ein grandioses und vor allem geschichtsträchtiges Event kündigte Katars Staatsoberhaupt Scheich Mohammed bin Chalifa Al Thani. "Die erste WM auf arabischem Boden wird etwas ganz Besonderes. Der Fußball wird die Kulturen weiter verbinden. Dass wir so eine Veranstaltung organisieren können, haben wir bei den Asien-Spielen 2006 bewiesen", sagte Al Thani. Und sein OK-Chef Hassan al Thawadi versprach für 2022 "hochmoderne Stadien und eine perfekte Infrastruktur."

Großer Jubel in Katar

Unterdessen versammelten sich in seiner Heimat Tausende Menschen spontan an der Uferstraße Corniche und den wichtigsten Plätzen in Doha, um die Sensation gebührend zu feiern. Immer wieder brüllte die Menge "Katar, Katar", die meisten Kataris schwenkten dabei die Landesflagge, und auf einem Plakat, das von einer Gruppe junger Menschen aus verschiedenen Nationalitäten in die Höhe gehoben wurde, stand: "Wir sind alle für Katar".

Jung und Alt veranstalteten in der täglich wachsenden Stadt zudem mit den aus Südafrika bekannten Vuvuzelas einen Höllenlärm. "Das ist eine tolle Party und vor allem eine Ehre für alle Araber", sagte ein in Doha lebender Ägypter, und auch ein libanesischer Einwohner sagte: "Die WM wird allen Menschen auch in wirtschaftlicher Hinsicht etwas bringen."

Beckham desillusioniert

Untergangsstimmung herrschte dagegen in England und bei den anderen Verlierer-Staaten. "Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht. Es hat leider nicht gereicht", sagte ein desillusionierter David Beckham, eines der Gesichter der englischen WM-Bewerbung. Und Verbands-Generalsekretär Alex Home rang um Fassung: "Wir sind maßlos enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben."

Der Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2012, der angeblich schon im ersten Wahlgang scheiterte, erwies sich aber als fairer Verlierer. "Wir gratulieren Russland, sie werden eine tolle WM auf die Beine stellen", sagte Home, und Beckham meinte süffisant: "Dann müssen wir 2018 halt sportlich von uns reden machen."

In den USA war man nicht ganz so amused. "Das ist eine politische Verrücktheit", kritisierte der frühere Nationalspieler Alexi Lalas und fügte herablassend hinzu: "Wenn Katar es nicht kann, kommt die WM doch noch zu Recht in die USA."

Russland und Katar bekommen den Zuschlag

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