Sparwasser: Meister aus dem Osten sei Utopie

SID
Jürgen Sparwasser spielte von 1964 bis 1977 für die DDR
© Getty

Ex-DDR-Auswahlspieler Jürgen Sparwasser hält einen Deutschen Meister aus dem Osten in den nächsten Jahren für unrealistisch. "Das werden wir nicht mehr erleben", so der 62-Jährige.

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20 Jahre nach der Wiedervereinigung hat der frühere DDR-Auswahlspieler Jürgen Sparwasser die Hoffnung aufgegeben, dass in den kommenden Jahrzehnten ein deutscher Meister aus dem Osten kommen könnte. "Das werden wir nicht mehr erleben", sagte der 62-Jährige im Interview mit der "Sport-Bild".

Der ehemalige Stürmer macht dafür nicht nur die rückständige Wirtschaft in der Region, sondern auch die Mentalität der ostdeutschen Fußballer verantwortlich: "Die haben jetzt zwar Bananen, können nach Spanien fahren, haben die Reisefreiheit. Aber sie haben im jugendlichen Alter kein Durchsetzungsvermögen."

WM-Siegtreffer brachte kein Glück

Sparwasser wurde durch seinen 1:0-Siegtreffer im WM-Spiel 1974 in Hamburg, dem einzigen Aufeinandertreffens mit der BRD, berühmt. Doch dieses Tor habe ihm im Osten, wo damals viele Bürger bereits gegen das DDR-Regime gewesen seien, nicht viel Glück gebracht.

"Nach dem Tor wurde ich ausgepfiffen. Es gab Schmährufe", sagte er: "Der Hass gegen mich wurde in der DDR immer größer." Später erzählte Sparwasser immer wieder, auf seinem Grabstein müsse später nur "Hamburg '74" stehen - dann wüssten alle Bescheid.

Auch am Tag des Sieges gegen den "großen Bruder" lernte Sparwasser (53 Spiele und Tore für die DDR) die Schattenseiten des Ruhms kennen. Als er und zwei Teamkollegen zur Feier des Tages auf die Hamburger Reeperbahn wollten, schickte ein Beamter des Bundesgrenzschutzes den Torschützen zurück aufs Hotel.

"Er sagte: 'Stell dir vor, du gehst auf die Reeperbahn. Die erkennen dich doch. Wenn es dann Theater gibt, bin ich meinen Job los.' Ich bin auf's Zimmer, die anderen haben gefeiert", berichtete Sparwasser.

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