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Frankreich Gastgeber der EURO 2016

SID
Zidane (l.) und Sarkozy (r.) unterstützten den französischen Verband in Genf
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Frankreich ist Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft 2016. Diese Entscheidung traf das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Freitag in Espace Hippomene von Genf.

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Favorit Frankreich hat sich dank der Unterstützung von Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Weltstar Zinedine Zidane die EM-Gastgeberrolle 2016 gesichert. Diese Entscheidung traf das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Freitag in Espace Hippomene von Genf.

Die Franzosen setzten sich allerdings nur hauchdünn gegen den Mitkonkurrenten Türkei im zweiten Wahlgang (7:6) durch. Italien war im ersten Wahlgang mit 23 Punkten an Frankreich (43) und der Türkei (38) gescheitert.

Ein freudestrahlender UEFA-Präsident Michel Platini, einst genialer Spielmacher der Equipe Tricolore und EM-Champion von 1984, gab das Ergebnis am Genfer See höchstpersönlich bekannt.

"Es waren drei außergewöhnliche Bewerber. Ich bin ein großer Freund der Türkei, trage einen italienischen Namen und bin französischer Bürger. Ich bin sehr glücklich, aber es ist als Präsident der UEFA nicht ganz einfach. Wären wir ein despotischer Verband, wäre das Abstimmungsergebnis 13:0 ausgegangen. Das Exekutivkomitee hat gezeigt, dass es echte Demokratie gibt", sagte der französische UEFA-Boss.

Sichere Variante Frankreich

DFB-Präsident Theo Zwanziger, der zu den 13 stimmberechtigten Mitgliedern im Exekutivkomitee gehörte, ergänzte: "Wir freuen uns auf Frankreich. Die UEFA kann ruhig schlafen."

Offenbar setzte die Mehrheit im Exko auf die sichere Variante Frankreich, "als ins Risiko zu gehen" (Zwanziger). Die erstmalige Austragung einer EM mit 24 Mannschaft sei ein Risiko.

Der französische Staatspräsident Sarkozy war eigens nach Genf gereist, um an der 30-minütigen französischen Präsentation für die 13 stimmberechtigten Exko-Mitglieder, darunter DFB-Präsident Theo Zwanziger, am Freitagvormittag teilzunehmen.

Der WM-Gastgeber von 1998 hatte außerdem den Weltmeister von 1998, Zidane, auf der Bühne des Espace Hippomene aufgeboten. Frankreich will insgesamt 1,7 Milliarden Euro in zwölf Stadien investieren, neun davon werden für die EM-Endrunde in sechs Jahren berücksichtigt.

Sarkozy: "Fußball mit menschlichem Antlitz"

Sarkozy untermauerte bei seiner Ansprache an die Exko-Mitglieder nochmals, dass die französische EM-Bewerbung als nationale Angelegenheit anzusehen sei: "Der französische Staat gibt die Garantien für alle Verpflichtungen. Es ist das Engagement eines ganzen Volkes. Ganz Frankreich wartet auf diesen Anlass."

Er nahm zudem Bezug auf die Weltwirtschaftskrise: "Der Sport kann eine Antwort auf die Krise geben, wenn ein ganzes Land mobilisiert wird." Frankreich wolle 2016 Fußball mit einem menschlichen Antlitz präsentieren, die EM als Fest, als Begegnungsstätte für verschiedene Kulturen und Rassen.

Als Motto hatte die Grande Nation "Fußball wie wir ihn lieben" gewählt. Die Präsentation der Franzosen war eindeutig die beste. Ein zehnjähriger Junge namens Nathan stand im Mittelpunkt.

Er stellte wie ein Schüler alle relevanten Fragen zur EM 2016, die Verbands-Präsident Jean-Pierre Escalettes, Frederic Thiriez, der Chef der Profiliga, und Verbands-Generaldirektor Jacques Lambert beantworteten. Die Trumpf-Asse waren dann Sarkozy und Zidane.

Zidane: "Das alles möchte ich noch einmal in Frankreich erleben"

Da konnte Italien mit Fußball-Ikone Paolo Maldini nichts ausrichten, die Türkei setzte auf die Politik. Staatspräsident Abdullah Gül war nach Genf gekommen, von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wurde eine Videobotschaft eingespielt. Dies half aber nicht, Frankreich wurde seiner Favoritenrolle gerecht.

Zidane schlug einen Bogen zur erfolgreichen WM 1998 in Frankreich, als die Equipe Tricolore dank zweier Tore von "Zizou" im Endspiel im Stade de France gegen Brasilien (3:0) erstmals WM-Champion wurde. Zidane: "Damals gab es keine Unterschiede, keine Hautfarben mehr. Das alles möchte ich noch einmal in Frankreich erleben."

Escalettes wies in seinen Ausführungen "auf den Stolz einer ganzen Nation" hin und sieht offenbar in Frankreich keinen Risikobewerber wie die EM-Gastgeber Polen und die Ukraine für 2012: "Es wird eine EURO ohne Sorgen, weil die Infrakstruktur bereits vorhanden ist. Wir leben in einem stabilen Land." Außerdem liege Frankreich "im Herzen von Europa", sei eine Drehscheibe. "Wir wollen lieben und teilen, das ist das Geschenk, das wir Europa machen wollen", sagte Escalettes pathetisch.

EURO erstmals mit 24 Teams

Erstmals wird die EURO mit 24 Mannschaften (bisher 16) ausgetragen. Die Grande Nation ist damit zum dritten Mal nach 1960 und 1984 EM-Gastgeber.

Die erste EURO wurde vor 50 Jahren in Frankreich ausgetragen. Platini, UEFA-Vize-Präsident Senes Erzik (Türkei) und Exekutivkomitee-Mitglied Giancarlo Abete (Italien) hatten als persönlich Involvierte kein Stimmrecht im Exko der UEFA.

Zwanziger stimmte wohl für Frankreich

DFB-Präsident Zwanziger dürfte bei der geheimen Abstimmung ebenfalls für Frankreich votiert haben, denn es bestand ein Gentlemen's Agreement.

Weil Frankreich im August 2007 seine Kandidatur als Mitkonkurrent Deutschlands im Ringen um die Frauenfußball-WM 2011 zurückgezogen hatte, wurde damals im Gegenzug eine deutsche Unterstützung der französischen EM-Bewerbung für 2016 vereinbart.

Vier komplett neue Stadien sollen in Lille, Lyon, Bordeaux und Nizza errichtet werden. Die Arenen von Marseille und Straßburg werden komplett renoviert - Frankreich spricht deshalb selbst von sechs neuen EM-Stadien. Alle Arenen sollen den Standard des Stade de France in St. Denis erfüllen. Bei den EM-Spielen 2016 sollen 2,8 Millionen Fans Platz in den Stadien finden.

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