Der "Balldieb von Wembley" wird 70

SID
Helmut Haller erzielte in 33 Spiele für Deutschland 13 Tore
© Getty

Er wurde Vize-Weltmeister, löste einen "Ballkrieg" aus und wurde als erster Ausländer Italiens "Fußballer des Jahres". Heute feiert Helmut Haller 70. Geburtstag.

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Nach dem Schlusspfiff des legendären WM-Finals schnappte er sich den Ball, den er zum 1:0 für Deutschland in die Maschen gesetzt hatte, und gab ihn nicht wieder her.

Helmut Haller schmuggelte die Lederkugel vorbei an Königin Elizabeth, die nach dem Trubel um das umstrittene "Wembley-Tor" und Englands 4:2-Triumph 1966 die Spieler der beiden besten Mannschaften der Welt ehrte. Haller, der heute 70 wird, schenkte den Ball damals seinem Sohn Jürgen.

1996 "Ballkrieg" im Boulevard

30 Jahre danach wurde das symbolträchtige Relikt im Vorfeld der EM 1996 im Fußball-Mutterland plötzlich ganz fürchterlich vermisst. "Niemand hatte sich damals dran gestört, als ich den Ball nahm. Beim Bankett ließ ich mir sogar Autogramme drauf schreiben", sagt Haller. Die historische Episode löste 1996 in englischen Boulevard-Blättern einen "Ballkrieg" aus, der wochenlang andauerte. Er endete erst, als Helmut Haller die Lederkugel auf die Insel zurückbrachte.

Nun wird er 70, der Mann, der schon mit 19 zum Nationalspieler aufgestiegen war und für Deutschland bei drei Weltmeisterschaften (1962/66/70) eine wichtige Rolle spielte. Die Stadt Augsburg gibt am Dienstag einen Empfang für ihren Sohn, der zusammen mit Jakob Fugger und Berthold Brecht zu ihren Großen zählt. Und ein Freund organisiert dann ein Fest für Helmut Haller, der 1962 nach der WM in Chile als einer der ersten deutschen Fußballer nach Italien gewechselt war.

Als erster Ausländer Italiens "Fußballer des Jahres"

1964 wurde er mit dem FC Bologna Meister, erhielt eine Privataudienz beim Papst, wurde als erster ausländischer Spieler Italiens "Fußballer des Jahres". "Il Biondo" - der Blonde - tauften sie den Mann, der 1972 und 1973 mit Juventus Turin den Titel holte und 1973 im Finale um den Europacup der Landesmeister stand. Er sagt: "In Italien bin ich heute noch bekannter als in Deutschland."

Doch auch in der Heimat wussten sie den 33-maligen Nationalspieler zu schätzen. Franz Beckenbauer bezeichnete Helmut Haller als "Genie, das vor den Spielen nervös war wie ein Rennpferd und dann eiskalt Tore schoss."

Ein Punkt zu wenig

Später auch wieder in der Heimat. 1973 kehrte Helmut Haller zurück zum FC Augsburg, entfachte dort große Euphorie, doch der Traum von der Bundesliga blieb für ihn und den Verein unerfüllt: Ein Punkt fehlte zum Aufstieg. 1979 hängte Haller die Schuhe an den berühmten Nagel, war vorübergehend noch Vizepräsident seines Klubs.

Privat hatte er weniger Glück. 1977 ging die Ehe mit seiner ersten Frau Waltraud, Mutter von Karin und Jürgen, in die Brüche. Auch von Kerstin (Sohn Sascha) trennte er sich später, heiratete 2003 die 42 Jahre jüngere Kubanerin Noraimy, die inzwischen in Paris lebt.

2006 "dem Tod von der Schippe gesprungen"

Nach einer Hüftoperation spielte Helmut Haller noch Fußball, doch nach dem Herzinfarkt am 2. Weihnachtstag 2006 ("Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen") ist daran nicht mehr zu denken.

Anfang August steht eine Herzoperation bevor. Doch erst einmal erfährt Helmut Haller am 70. Geburtstag, welch großes Ansehen er sich durch sein Lebenswerk Fußball erworben hat.

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