"Kahns Erbe ist für Rensing zu groß"

Von Interview: Rene Scheufen
Georg Koch stand in der Bundesliga für Düsseldorf, Bielefeld, Kaiserslautern und Duisburg im Tor
© Getty

Georg Koch wird heute 37 Jahre alt. Der langjährige Bundesliga-Torhüter hat schon schönere Geburtstage erlebt. Im August 2008 explodierte ein Knallkörper in unmittelbarer Nähe des Torhüters. Ein "Fan" von Austria Wien hatte im Derby gegen Rapid Wien den Knallkörper auf den Rasen geworfen. Koch erlitt einen Hörsturz, sein Vertrag bei Rapid wurde aufgelöst.

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Im Interview mit SPOX spricht Koch über die Folgen der Attacke, Comeback-Pläne und die besten deutschen Torhüter.

SPOX: Herr Koch, alles Gute zum Geburtstag! Die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es Ihnen?

Georg Koch: Mir geht's gut, danke. Ich bin sehr guter Dinge.

SPOX: Sie werden heute 37. Wie und wo feiern Sie?

Koch: Auf dem Trainingsplatz!

SPOX: Sie wollen also Ihre Karriere fortsetzen.

Koch: Auf jeden Fall! Ich bin ja ein positiver Mensch.

SPOX: Wie macht sich das Knallkörper-Trauma noch bemerkbar?

Koch: Momentan fühle ich mich richtig gut. Das Schwindelgefühl ist weg. In den letzten Tagen konnte ich im Training wieder volle Belastung gehen, habe also im Moment keine Probleme.

SPOX: Was empfinden Sie dennoch, wenn Sie an die Täter denken?

Koch: So was kann man nicht einfach abhaken, bevor nicht irgendetwas gegen diese Leute gemacht wird. Ich hoffe, dass man diese Leute, die mir das angetan haben, auch dementsprechend bestrafen wird.

SPOX: Sind die Täter schon von der Polizei ausgemacht worden?

Koch: Ja, es gibt einen 16-Jährigen, den man als Tatverdächtigen bzw. als Täter überführt hat. Wie es jetzt aber genau weiter geht, kann ich nicht sagen. Da muss ich mich mit meinem Anwalt kurzschließen. Der hat die Akteneinsicht gerade erst bekommen.

SPOX: Machen Sie auch die Sicherheitsvorkehrungen in den österreichischen Stadien für die Tat mitverantwortlich?

Koch: Ich kann nicht beurteilen, ob die Richtlinien zu lasch sind. Entscheidend ist einfach, dass die Entwicklung in den letzten Jahren verheerend ist. Die Knaller werden immer wieder geworfen, und man ist nicht konsequent damit umgegangen, diese Taten zu bestrafen. Man hat es einfach durchgehen lassen. Und leider ist es immer so, dass erst gehandelt wird, wenn so was Außergewöhnliches passiert - wie in meinem Fall. Man hätte einfach viel früher durchgreifen müssen.

SPOX: War der Vorfall auch ein Grund dafür, dass Sie Ihren Vertrag in Wien aufgelöst haben?

Koch: Nein. Als ich zu Rapid Wien gekommen bin, sollte ich Helge Payer als Stammkeeper ersetzen, der damals schwer krank geworden ist. Aus meiner Sicht war das eine Hilfe von mir gegenüber Rapid-Coach Peter Pacult. Aber es gab auch eine klare Absprache mit mir und Helge, der immerhin Nummer drei der österreichischen Nationalmannschaft war: Wenn er wieder fit ist, spielt er. Und da ist ja auch klar, dass ich ihm mit 36 Jahren den Platz nicht streitig mache. Ich sollte ihn fördern - und meine Förderung für ihn sieht so aus, dass ich ihm den Platz bei Rapid nicht wegnehme.

SPOX: Stimmt es, dass Sie sich derzeit in Düsseldorf fit halten?

Koch: Ja. Ich bin dort im Reha-Zentrum und trainiere auch jeden Tag dort.

SPOX: Ist da etwa eine Rückkehr zu ihrem Ex-Klub Fortuna Düsseldorf geplant?

Koch: Nein. Da ist nichts dran.

SPOX: Gibt es Gespräche mit anderen Vereinen?

Koch: Priorität hat für mich zunächst nur, wieder komplett gesund zu werden. Über alles andere habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Die Vereine werden schon zwangläufig auf mich zukommen (lacht). Bis Juli habe ich ja auch noch genug Zeit.

SPOX: Und bis dahin sind Sie de facto arbeitslos?

Koch: Nachdem ich in der Winterpause keinen neuen Verein gefunden habe, bin ich zunächst mal bis mindestens Juni arbeitslos. Aber es war schwierig, in meiner Situation noch irgendwo reinzurutschen - da hätte ich schon viel Glück gebraucht.

SPOX: Bleiben wir noch kurz bei Ihrem Ex-Verein Fortuna Düsseldorf. Halten Sie den Aufstieg in die Zweite Liga für realistisch?

Koch: Ich hoffe es! Jeder weiß, dass die Fortuna mein Verein ist. Die Spiele habe ich immer verfolgt, der Klub liegt mir einfach am Herzen. Ich würde es mir auch für den Trainer Norbert Meier wünschen. Der Verein braucht das: Die finanziellen Vorteile, die die Zweite Liga mit sich bringt, würden dem Verein helfen, die Strukturen zu verbessern. Sonst tritt man auf der Stelle und kommt nicht vorwärts.

SPOX: Kommen wir zu Ihren Torhüterkollegen: Wen halten Sie für den besten deutschen Keeper?

Koch: Ganz klar: Rene Adler.

SPOX: Keine Diskussion?

Koch: Natürlich können wir über Manuel Neuer und Frank Rost sprechen. Wir haben immer gute Keeper in Deutschland gehabt. Aber man muss an die Zukunft denken. Und die gehört eindeutig Rene Adler.

SPOX: Und was ist mit Michael Rensing?

Koch: Tja. Was ist mit Michael Rensing? Er hat einfach das Pech, dass er ein Erbe antreten muss, was man am besten nicht antreten sollte. Die Fußstapfen von Oliver Kahn sind riesengroß, wohl zu groß. Es war klar, dass es schwierig wird, es den Bayern recht zu machen, egal welcher Torwart kommt. Aber ich finde es klasse, wie der FC Bayern den Michael stützt und hinter ihm steht. Das ist schon sensationell.

SPOX: Wird er sich auf Dauer durchsetzen?

Koch: Wirklich in Kahns Fußstapfen zu treten, das wird noch ein paar Jahre dauern. Es ist nun mal bei Bayern so, dass jeder auf dich schaut. Und wenn er nur ein oder zwei Bälle aufs Tor bekommt und einer ist drin, dann sagt jeder: "Den muss er aber halten!"

SPOX: Und im Hinblick auf die Nationalmannschaft? Ist dort ein Platz für ihn?

Koch: Ich denke schon, dass dort auch Platz für Michael Rensing ist. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Bundestrainer Joachim Löw mit Rensing, Neuer und Adler nach Südafrika fährt. Einen erfahrenen Keeper braucht er.

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