Weltmeisterin Rottenberg beendet DFB-Karriere

SID
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Kassel - In Weltmeisterin Silke Rottenberg verliert die deutsche Frauen-Nationalmannschaft eine ihrer größten Persönlichkeiten. Zwei Tage vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Wales erklärte die 36 Jahre alte Torhüterin überraschend ihren Rücktritt aus der DFB-Elf.

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Das 126. Länderspiel in Kassel wird für Rottenberg somit zur Abschiedsvorstellung nach 15 Jahren auf internationaler Bühne. "Es war eine supergeile Zeit", sagte die Keeperin am Dienstag. "Dieser Schritt fällt mir nicht leicht. Der Abschied tut weh."

Als Grund für ihren Rückzug zehn Wochen vor Olympia nannte die Euskirchenerin zunehmende Verletzungsprobleme. Zudem wollte sie das Duell mit Nadine Angerer um den Platz im Tor in China nicht auf die Spitze treiben.

Konzentration auf Frankfurt

"Nadine hat eine sehr gute WM gespielt. Und sie hat ihre Form gehalten, so dass es keinen Grund gibt, sie aus dem Tor zu nehmen", gestand Rottenberg, die beim 1. FFC Frankfurt noch ein Jahr spielen will.

"Silke ist ein Gewinner-Typ. Wenn, dann will sie auch in der ersten Reihe stehen", sagte FFC-Manager Siegfried Dietrich, der den Rücktritt mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht: "Einerseits verliert die DFB-Elf eine weitere Galionsfigur. Andererseits bin ich froh, dass sie sich noch ein Jahr voll auf unseren Klub konzentrieren kann."

Bei WM nur Ersatz

Die Sportsoldatin der Bundeswehr war viele Jahre die Nummer 1 im DFB-Tor. Nach einem Kreuzbandriss im Knie Anfang 2007 verlor sie den Stammplatz. Zwar schaffte sie dank ihrer Willensstärke noch vor der WM in China das Comeback, doch eine Wadenblessur warf sie erneut zurück. "Die Erkenntnis wuchs, dass ich nicht mehr an das Leistungsniveau vergangener Jahre anknüpfen kann", sagte Rottenberg.

Bei der WM 2007 blieb ihr nur der Platz auf der Bank. Bundestrainerin Silvia Neid vertraute der fast sieben Jahre jüngeren Angerer, die mit ihren Leistungen großen Anteil am Titelgewinn hatte.

Auch wenn Neid das Duell um die Nummer 1 vor Olympia noch einmal eröffnete, war Rottenberg klar, dass ihr in Peking erneut nur die Zuschauerrolle bleiben würde. So trat sie den freiwilligen Rückzug an. Eine richtige Entscheidung, die größten Respekt verdient. Sie habe zudem das "Gefühl, dass es besser ist, den Platz für eine jüngere Torhüterin frei zu machen".

Anerkennung von Zwanziger

Erste Anwärterin für das Olympia-Ticket ist Ursula Holl (25) aus Bad Neuenahr. "Ich finde es schade, dass Silke aufhört, kann ihre Entscheidung aber verstehen. Was sie erreicht hat, ist außergewöhnlich, ist bombastisch", lobte Neid.

Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger würdigte Rottenbergs Verdienste: "Silke Rottenberg ist eine großartige Sportlerin. Vor 15 Jahren begann sie eine Erfolgsstory ohne Gleichen. Alle Titel unserer Frauen-Nationalmannschaft sind seither eng mit ihrem Namen verbunden. Aber nicht nur sportlich, auch menschlich ist sie ein Vorbild. "

Höhepunkt bei WM 2003

Rottenberg, die am 7. April 1993 gegen die USA (2:1) ihr Länderspiel-Debüt feierte, gewann im Frauenfußball alles was es zu gewinnen gab. Dreimal (1997, 2001, 2005) wurde sie Europameisterin, je zweimal (2003, 2007) holte sie die WM-Krone und Olympia-Bronze (2000, 2004).

Ihr wohl bestes Spiel im DFB-Dress absolvierte sie bei der WM 2003 in den USA, als sie den Titelverteidiger und Gastgeber beim 3:0 im Halbfinale mit unglaublichen Paraden zur Verzweiflung trieb. Im selben Jahr wurde sie zur Welttorhüterin gekürt.