Löw rechnet trotz Verletzung mit Ballack

SID
Fußball, Deutschland, Löw
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Frankfurt/Main - Rechtzeitig zum ersten Länderspiel des Jahres gegen EM-Gegner Österreich durfte sich das Geburtstagskind Joachim Löw über unverhoffte Spielpraxis von Jens Lehmann beim FC Arsenal freuen.

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Der von Personalsorgen geplagte Bundestrainer, der am 3. Februar 48 Jahre alt wurde, musste sich nach einer Schrecksekunde bei Kapitän Michael Ballack auf einen weiteren Ausfall eines EM- Kandidaten einstellen: Oliver Neuville muss für das Prestigeduell der deutschen Nationalmannschaft in Wien höchstwahrscheinlich wegen einer Blessur am Sprunggelenk passen.

"Er kann nicht auftreten und kann sich nicht vorstellen, dass er spielen kann. Es ist wahrscheinlich, dass er absagt", berichtete Löw nach einem Telefonat mit dem Stürmer des Zweitliga-Spitzenreiters Borussia Mönchengladbach.

Dafür plant der Bundestrainer fest mit Lukas Podolski, der nach einem leichten Bandscheibenvorfall wieder "belastbar und einsatzfähig" sein soll, sowie Ballack: Der 31-Jährige hatte beim 1:1 des FC Chelsea im Premier-League-Spiel in Portsmouth bei einem Zusammenprall eine Platzwunde am Kopf erlitten.

Leistungsbezogene Bezahlung 

Diese wurde in der Kabine genäht, mit einem Turban-Verband konnte Ballack weiterspielen. "Ich gehe davon aus, dass es kein größeres Problem ist", meinte Löw, der die Partie im Fernsehen verfolgt hatte und das Länderspiel-Comeback seiner Leitfigur geradezu herbeisehnt: "Gerade bei ihm ist es wichtig, dass er zurückkommt", betonte Löw.

Ballack bezog vor der Zusammenkunft der Nationalmannschaft in Frankfurt/Main auch deutlich Stellung zu den EM-Prämienverhandlungen mit dem DFB. Der Kapitän votiert für eine stark leistungsbezogene Bezahlung.

"Ich war immer ein Verfechter davon, dass, wenn wir etwas gewinnen, das auch belohnt werden sollte, dass es sich an der Leistung orientiert", sagte Ballack. Bis zu 250.000 Euro pro Mann sind als EM-Titelprämie im Gespräch, wenn die Spieler erst ab dem Halbfinale Prämien kassieren.

Erfreut nahm der DFB-Trainerstab das unerwartete Liga-Comeback von Jens Lehmann beim 3:1-Sieg des FC Arsenal bei Manchester City zur Kenntnis. "So schnell geht's im Fußball: Almunia ist verletzt - und Jens spielt", kommentierte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke.

"Gut, dass Jens gespielt hat" 

Löw äußerte sich zurückhaltender, das Spielpraxis- Problem seiner Nummer 1 sieht er damit nicht gelöst. Lehmann durfte zwar erstmals seit dem 19. August 2007 wieder in der Premier League ran, aber nur, weil der spanische Stammkeeper Manuel Almunia wegen einer Daumen-Verletzung passen musste. "Möglicherweise sieht es nach dem Länderspiel schon wieder anders aus", bemerkte Löw.

"Ich denke nicht, dass Arsene Wenger sich jetzt auf der Position des Torhüters wieder umentscheidet", äußerte der Bundestrainer in Bezug auf den Arsenal-Coach. Groß auszeichnen konnte sich Lehmann in seinen 90 fehlerlosen Minuten nicht.

"Jens war wenig beschäftigt", sagte Löw, der auch diese Partie im TV verfolgt hatte, "aber es war gut, dass er gespielt hat." Beim Gegentor von Gelson Fernandes war Lehmann machtlos, seine stärkste Szene hatte der 38-Jährige bei einer beherzten Rettungstat gegen Darius Vassell.

Das ein oder andere Experiment 

Gegen EM-Gastgeber Österreich darf Lehmann weitere wertvolle Spielpraxis sammeln: "Es ist davon auszugehen, dass Jens in Wien spielt", sagte Löw.

Angesichts der langen Ausfall-Liste, die von den Stammkräften Torsten Frings und Christoph Metzelder, der nach seiner neuerlichen Fußsohlen-Verletzung wohl um eine Operation herumkommt, angeführt wird, stellt Löw "das eine oder andere Experiment" in Aussicht.

In den Schalkern Heiko Westermann und Jermaine Jones stehen dafür auch zwei Debütanten im Kader. Ein echter Probelauf für das EM-Vorrundenduell mit den Österreichern wird die Partie aus deutscher Sicht nicht: "Wir müssen wieder improvisieren", erklärte Köpke: "Bei der EM wird eine andere Mannschaft auflaufen als am Mittwoch."