DFB wehrt sich, DFL schweigt

SID
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Frankfurt/Main - Der DFB wehrt sich - die DFL schweigt. So unterschiedlich reagierten die ins Visier des Bundeskartellamts geratenen Dachverbände des deutschen Fußballs auf die Hausdurchsuchungen in ihren Frankfurter Zentralen.

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Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will nach Aussage seines Generalsekretärs Wolfgang Niersbach "alle rechtlichen Mittel ausschöpfen und einen externen Anwalt für Kartellrecht hinzuziehen". Niersbach: "Die beschlagnahmten Unterlagen haben Null-Brisanz. Es geht eher gegen minus eins. Die hätte ich ihnen jederzeit fotokopieren können." Der DFB, der die Verhältnismäßigkeit des Vorgehens scharf verurteilte, erwägt eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die ermittelnde Behörde.

Auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) reagierte mit Unverständnis. "Die Maßnahme einer Hausdurchsuchung hat uns schon deshalb stark irritiert, weil wir dem Kartellamt in der Vergangenheit jederzeit alle Unterlagen, teilweise unaufgefordert, zur Verfügung gestellt haben", sagte DFL-Geschäftsführer Tom Bender.

Vesper kritisiert die Behörden-Maßnahme

Michael Vesper, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), kritisierte die Behörden-Maßnahme. "Ich finde sowohl das Vorgehen als auch den Vorwurf gleichermaßen unverständlich. Denn DFB und DFL sind eine Einheit und keine Konkurrenten. Es ist geradezu absurd, da ein Konkurrenzverhalten hineinzudichten", sagte Vesper der dpa. 

Am Vortag hatten drei Vertreter des Kartellamts und zwei Beamte der Kriminalpolizei bei einer vom Amtsgericht Bonn angeordneten Durchsuchung der DFB-Geschäftsräume Unterlagen beschlagnahmt. Es bestehe der Verdacht "wettbewerbsbeschränkender Absprachen", hatte eine Sprecherin des Kartellamts in Bonn erklärt. Auch bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) wurden die Geschäftsräume im Frankfurter Westend durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt.

Noch keine Erkenntnisse 

Das Bundeskartellamt hat noch keine Erkenntnisse aus den Durchsuchungen ziehen können. Das Material sei jetzt erst einmal in Bonn und werde nun ausgewertet, sagte die Sprecherin am Mittwoch. Unabhängig von diesem Verfahren sei die Fernsehvermarktung bereits seit längerem Gegenstand der Untersuchung. Laut DFB hatte die Kartellbehörde "ausdrücklich erklärt, dass die angeordnete Durchsuchung in keinem Zusammenhang mit den aktuellen TV- Ausschreibungen der DFL steht".

Auslöser der Aktion war offensichtlich ein Bericht der "Sport- Bild" vom 4. April 2007 über einen Konflikt zwischen dem Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen und dem DFB um den Leverkusener Sponsor RWE. Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der vom 15. März bis 7. August Interims-Präsident des Ligaverbandes war, war mit den Worten zitiert worden: "Es kann nicht sein, dass der DFB und der Ligaverband oder auch seine Vereine sich gegenseitig Konkurrenz bei den Sponsorenverhandlungen machen."

Holzhäuser: "Kann den Vorgang nicht bewerten" 

Dazu sagte Holzhäuser am Mittwoch der dpa: "Dass die Bildung einer Arbeitsgruppe per se eine Ordnungswidrigkeit darstellen soll, kann ich mir nicht vorstellen. Den Vorgang an sich kann ich nicht bewerten, weil ich keine Einzelheiten kenne."

Die damalige Forderung der Liga habe sich auf die Frage bezogen, ob und inwieweit der DFB von seinen Sponsoring-Einnahmen den Vereinen etwas abgeben solle. "Das ist zwischenzeitlich im Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL zumindest ansatzweise geregelt", meinte Holzhäuser. 

Harte Kritik von Zwanziger

Niersbach wunderte sich, "dass man 10 Monate braucht, um sich zu erkundigen. Das ist schon aberwitzig". Wenn auf jeden vagen Verdacht hin eine Ordnungswidrigkeit von einer Hausdurchsuchung begleitet werde, "hätten die Behörden viel zu tun. Das hat uns schockiert", so Niersbach. Der Ligaverband sei Teil des DFB und es bestehe ständiger Informationsaustausch.

"Wir arbeiten in gemeinsamen Gremien. Da gibt es eine totale Transparenz und nicht die Spur von Geheimhaltung. Wir tauschen uns mit der DFL sowohl in Marketing- und Fernseh-Angelegenheiten wie in Fragen der Sicherheit aus", sagte Niersbach im DSF.

DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte der Zeitung "Die Welt": "Was in diesem Staat passiert, ist nicht mehr nachvollziehbar. Wo sind wir denn, wenn Kommunikation schon gleich die Bildung eines Kartells sein soll? Wo kommen wir denn da hin, wenn in Zukunft jeder Verkehrsteilnehmer wegen eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens mit einer Hausdurchsuchung rechnen muss?"

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