Präsident Platini vor ruhigem UEFA-Kongress

SID
Michel Platini
© DPA

Zagreb - Die Wogen der Wahl von Düsseldorf sind längst geglättet. Michel Platini kann ein Jahr nach seiner von sportpolitischen Zwistigkeiten begleiteten Inthronisierung als UEFA-Präsident entspannt zum Kongress der 53 Mitgliedsverbände der Europäischen Fußball-Union fahren.

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In Zagreb erwarten den Franzosen am 31. Januar weder Kritik noch Konflikte. Mit in dieser Form kaum für möglich gehaltener Fähigkeit zur Diplomatie hat der 52-Jährige nicht nur Eckpfeiler seines ehrgeizigen Programms durchgesetzt, sondern auch noch die Zweifler besänftigt. "Es gibt inzwischen ein freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis zu allen führenden Repräsentanten des deutschen Fußballs, das sich bereits bei der Vergabe der Frauen-WM 2011 bestens bewährt hat", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger zum einjährigen Amtsjubiläum Platinis.

Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte im Januar 2007 noch die "Sozialromantik" Platinis beklagt. Doch der UEFA-Boss hat es in einem sportpolitischen Spagat geschafft, die von ihm vor der Wahl hofierten kleinen National-Verbände mit weiteren Europapokal-Plätzen zu befriedigen, und die Fußball-Schwergewichte des Kontinents dennoch nicht zu vergraulen.

Düsseldorf und Zagreb trennten nicht nur 1000 Kilometer, sondern auch ein Jahr, schrieb Platini doppeldeutig im jüngsten UEFA-Magazin. "Wörter sind wichtig, um ein Programm zu präsentieren. Aber es sind die Ergebnisse, die zählen. Ich hoffe, jeder kann sehen, dass mein Programm von Düsseldorf nicht nur eine Liste guter Absichten war, sondern ein Programm, das wir sofort in die Tat umgesetzt haben", sagte Platini.

Als Pfund wuchern kann der frühere Weltklassespieler nicht nur mit der Umstrukturierung von Champions League und UEFA-Cup. Aus der Reform wurde zwar nur ein Reförmchen, aber alle UEFA-Mitglieder können mit dem neuen Verteilungsschlüssel der Europapokal-Plätze leben.

Ein Meilenstein ist die vor Wochenfrist verkündete Gründung der European Club Association, mit der der Verband die Spitzenclubs besänftigt und langwierige Rechtsstreits um die Abstellung von Nationalspielern verhindern kann. Den fast dreistelligen Millionenbetrag an Kompensationszahlungen innerhalb der nächsten vier Jahre kann die UEFA durch ihre "Geldmaschine" Champions League offenbar problemlos verkraften.

Im Expocenter von Zagreb werden keine weiteren Umwälzungen erwartet. Einziger mit Spannung erwarteter Programmpunkt ist der Bericht über eine mögliche Ausdehnung der EM-Teilnehmer von 16 auf 24 Mannschaften. Wahrscheinlich wird der Antrag mehrerer Länder (darunter Schottland, Schweden und Irland) letztlich abgelehnt.