Deutsche Weltmeisterinnen sind filmreif

SID

Frankfurt/Main - 30 Paar Schuhe, jede Menge Haarspray und viel Humor - die Fußball-Weltmeisterinnen haben auch ihre Feuertaufe als "Schauspielerinnen" mit Bravour bestanden.

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Der in Frankfurt als Vorpremiere gezeigte Dokumentarfilm "Die besten Frauen der Welt" lieferte interessante Einblicke in das Innenleben der deutschen Nationalmannschaft auf dem Weg zum WM-Titel in China. "Der Film ist toll. Die Mädchen und ihr Teamgeist sind sehr gut und witzig rübergebracht worden", urteilte die ehemalige Nationalspielerin Steffi Jones, die vom 1. Januar an das Organisationskomitee der Frauen-WM 2011 in Deutschland leitet.

Mittelfeldspielerin Renate Lingor befand: "Alles ist sehr authentisch. Genau so war es."

Monatelang hatte das Team um Regisseurin Britta Becker die Mannschaft von DFB-Trainerin Silvia Neid begleitet. Vom Fitnesstest im Juni in Köln bis zur triumphalen Rückkehr nach dem 2:0-Sieg im Finale gegen Brasilien auf den Frankfurter Römerberg. Entstanden sind 90 kurzweilige Minuten, liebevoll zusammengeschnitten aus 120 Stunden Rohmaterial.

Regisseurin hatte Bammel 

"Es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Die Film ist auch deshalb gut, weil die Mädchen so klasse gespielt haben. Natürlich lebt der Streifen auch vom Erfolg der Mannschaft. Ich hatte selbst Bammel vor dem Viertelfinale gegen Nordkorea", gestand die Regisseurin, die zur Produktionsfirma von Filmemacher Sönke Wortmann gehört.

Dessen "Deutschland - ein Sommermärchen" von der Männer-WM 2006 hatte Millionen Fans in die Kinos und vor den Fernseher gelockt.

Britta Beckers Film, der im Januar im Fernsehen zu sehen ist, hebt sich angenehm ab vom Männer-Epos um "Schweini und Poldi".

Die Spielerinnen kommen in Interviews ausreichend zu Wort, und schnell wird klar: Sie haben auch etwas zu sagen. So erfahren die Zuschauer nicht nur, was Linda Bresonik vom chinesischen Essen hält ("Frittierte Hühnerfüße sind nicht meine Welt") oder warum Shoppen neben Fußball für Lira Bajramaj das Größte ist, sondern auch einiges über die Probleme von Spielführerin Birgit Prinz als "Star wider Willen". Lingor: "Viele verstehen Birgit jetzt besser."

Neid übt leise Kritik

Cheftrainerin Silvia Neid hätte sich "noch mehr über die harte und akribische Arbeit, die hinter dem Erfolg steckt", gewünscht. Zwar sind ihre Kabinenansprachen nicht so emotional wie die von Ex-Teamchef Jürgen Klinsmann, dafür aber fachlich fundiert.

"Hinreißend und außergewöhnlich" fand ARD-Programmdirektor Günter Struve vor allem die witzigen Beiträge der Spielerinnen, die zuweilen Slapstickqualität erreichen. "Ich habe bestimmt 30 Paar Schuhe. Findet ihr das viel?", fragt etwa die 19-jährige Bajramaj.

Schön auch, wie Bresonik, die eigentlich lieber Männerfußball guckt, mit den Kolleginnen vom Bett aus genüsslich am TV das 0:4-Debakel der USA im Halbfinale gegen Brasilien verfolgt. "Eine Minute vor Schluss. Wieso feuern die Amis sich noch an? Die müssten doch jetzt anfangen zu heulen."

Und endlich erfährt die Männerwelt auch, was vor den Spielen in der Umkleidekabine so abgeht: Die Damen veranstalten eine Art Haarspray-Orgie. Neid: "Schließlich muss doch alles gut sitzen."