Capello neuer englischer Nationaltrainer

SID
capello-schrei514
© Getty

London - Ein Trainer aus dem Land des Weltmeisters soll den englischen Fußball zurück an die Spitze führen: Fabio Capello wird neuer Trainer der notorisch erfolglosen Nationalmannschaft des Fußball-Mutterlandes.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der englische Fußballverband FA teilte mit, sein Vorstand habe der Berufung des Italieners bestätigt - vorbehaltlich der Klärung letzter vertraglicher Details.

Capello, der nach Medienberichten einen Vierjahresvertrag mit Ausstiegsklausel nach der nächsten Weltmeisterschaft 2010 mit einem Jahresgehalt von umgerechnet 8 Millionen Euro erhalten soll, hat keine Erfahrung als Nationaltrainer - und ist nun dennoch der bestverdienendste Nationalcoach der Welt.

Zweiter Nicht-Engländer auf diesem Posten

In England war der 61-Jährige nicht zuletzt als Torschütze bei Italiens erstem Sieg über England 1973 im Wembley-Stadion bekannt.

Capello folgt Steve McLaren, der nach der verpassten Qualifikation für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz seinen Hut nehmen musste. Nach dem Schweden Sven-Göran Eriksson ist er der zweite Nicht-Engländer auf diesem Posten.

Weltstars auf der Bank?

Die bei früheren Trainerberufungen oft amateurhaft wirkende FA hat mit dem Italiener einen erfolgsverwöhnten und knallharten "Löwenbändiger" engagiert. Denn Capello ist einer der erfolgreichsten Vereinstrainers Europas. Er gewann in 16 Jahren neun nationale Titel und führte den AC Mailand 1994 zum Gewinn der Champions League.

Der am Spielfeldrand oft aufbrausende Italiener ist bekannt dafür, auch Weltstars auf der Bank schmoren zu lassen. England-Idole wie der frühere Kapitän David Beckham und Michael Owen erfuhren dies unter Capello bereits am eigenen Leib bei Real Madrid.

Mentale Blockade

In der Presse stellte Capello, der den englischen Nationaltrainerposten als "schöne Herausforderung" bezeichnet hatte, bereits eine Diagnose für das Versagen der "goldenen" englischen Fußball-Generation um Beckham und Co.

"Es ist klar, dass das National-Trikot zu schwer auf den Schultern dieser großen Champions wiegt. Da gibt es eine mentale Blockade - wie sonst kann man ihr Ausscheiden bei der Qualifikation erklären", sagte er der Boulevardzeitung "The Sun" und deutete an, seine Aufgabe nicht zuletzt als die eines Psychiaters zu sehen.

Anerkennung von Gerrard und Eriksson

Capellos Berufung, die sich seit der öffentlichen Absage des portugiesischen Star-Trainers Jose Mourinho Anfang der Woche abgezeichnet hatte, stieß auf viel Zustimmung. "Er ist ein guter Mann und ein guter Trainer. Mit ihm kann man nicht falsch liegen", sagte Capellos Vor-Vorgänger Eriksson, mit dem England bei der Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 im Viertelfinale an Portugal gescheitert war.

"Es ist ein Job, der eine große Persönlichkeit braucht, und die hat Capello", sagte der Nationalspieler und bisherige Co-Kapitän Steven Gerrard vom FC Liverpool.

Ungemütlichere Zeiten für Mittelfeldstars

Für die angriffsfreudigen englischen Mittelfeldstars wie Gerrard oder Frank Lampard könnten unter Capello, der wohl seinen eigenen Stab auf die Insel bringen wird, allerdings ungemütlichere Zeiten anbrechen.

Der Italiener gilt als Freund von eher defensiv talentierten Spielern. Beckham dagegen, der bei Englands 2:3-Niederlage gegen Kroatien sein 99. Spiel im "Three Lions"-Dress bestritt, dürfte dagegen unter seinem alten Vereinstrainer noch die Chance zum 100. Auftritt bekommen.