Schwere Entscheidung im Haus Jansen

SID
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© Getty

München - Beim Anpfiff des Klassikers zwischen Bayern München und Borussia Mönchengladbach hat Marcell Jansens Familie die Zerreißprobe noch vor sich. Soll sie aus alter Anhänglichkeit der Borussia die Daumen drücken, oder ihrem Marcell, der für die Bayern aufläuft?

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Der Hauptdarsteller der Familie jedenfalls hatte dem Auftritt gegen seine Fohlen mit leuchtenden Augen entgegengefiebert, wenngleich trotz Extra-Portion Vorfreude auch eine kleine Sorge mitschwang. "Große Krise in der Familie, die eine Hälfte hält zu mir, die andere hofft, dass Gladbach mal ein Heimspiel im DFB-Pokal bekommt", gestand der 20-malige Nationalspieler.

Das Heimspiel im DFB-Pokal wollte Jansen selbst seiner heiß und innig geliebten Borussia keinesfalls gönnen, denn sein ganzer Ehrgeiz gilt nun dem FC Bayern.

Für die stolze Summe von über zehn Millionen Euro war der 21-Jährige vor der Saison nach 14 Jahren von Mönchengladbach zum Rekordmeister gewechselt und hatte dort trotz verletzungsbedingte Anlaufschwierigkeiten gut eingeschlagen.

Hitzfeld lobt Jansen

"Er hat die Erwartungen erfüllt, dass er ein guter Transfer für uns ist. Er ist ein offensivstarker Spieler. Im Defensivbereich hat er Fortschritte gemacht, wo er aber weiter Fortschritte machen muss", ordnete Trainer Ottmar Hitzfeld die ersten Leistungen des erstaunlich reifen Jung-Nationalspielers ein.

In acht der elf Bundesliga-Partien lief Jansen für den FC Bayern auf, doch als Stammspieler will sich der bodenständige Linksverteidiger nicht bezeichnen. "Das ist ein schönes Wort, das es in meinem Wortschatz aber nicht gibt. Darüber kann man sich gerne nach meiner Karriere unterhalten", sagte der dynamische und laufstarke Zweikampfspezialist.

"Ich habe noch nichts erreicht"

Das Fußball-Geschäft sei sehr schnelllebig "und ich habe noch nichts erreicht, sondern bin noch in der Entwicklung". Erst wenn Willy Sagnol und Philipp Lahm beide wieder fit sind, wird man den Stellenwert Jansens wirklich einordnen können.

Beim 1:2 der Bayern vor der Saison im Testspiel in Gladbach war es noch Spaß, im DFB-Pokal gegen "die Jungs aus meiner C- und D-Jugend" wurde es dagegen Ernst. "Es sind zwei Vereine mit großer Tradition, die ich beide super finde", gestand der Hip-Hop-Fan und hegte neben dem Weiterkommen einen Wunsch.

Gladbach in die Bundesliga

"Das beste wäre, wenn Gladbach in der Bundesliga spielen würden." Dann aber könnte Jansen seiner Borussen-Leidenschaft - er verfolgt "alles bei Gladbach" und ist in seinem Wohnzimmer in Ottobrunn vielleicht der größte Fan - nur noch eingeschränkt nachgehen.

Mit acht bis zehn Leuten reiste sein Familientross vom Niederrhein an die Isar, um Marcell Jansen im Trikot des neuen Klubs zu sehen - und vom Lieblingskicker einen Schlafplatz zugewiesen zu bekommen. "Die, die für mich sind, kriegen das schöne Gästezimmer", scherzte Jansen, "bei den anderen müssen wir mal gucken".