Ein Milliardärssohn watscht alle ab

Lance Stroll ist mit 18 Jahren der jüngste Fahrer im aktuellen Formel-1-Feld
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Platz 6, Fernando Alonso:

Ein Wunder ist geschehen! McLaren-Honda sammelt trotz aller Trennungsgerüchte die ersten Zähler der Saison. Und das, obwohl Alonso mit einer theoretischen Strafe von 40 Startplätzen vom 19. Rang aus das Rennen aufnahm.

Mit all seiner Erfahrung hielt sich der zweifache Weltmeister aus dem Gröbsten heraus und behauptete seinen Wagen auch auf der 2,2 Kilometer langen Geraden. Allerdings: Bei aller Freude um die WM-Punkte werden Alonso und Co. wissen, dass ein Top-10-Ergebnis nur aufgrund des skurrilen Rennverlaufs möglich war.

Platz 7, Sergio Perez:

Wie so viele Piloten an diesem Tag rechnete sich auch Checo Siegchancen aus. Mit einem starken Start machte er gleich zu Beginn auf sich aufmerksam, verteidigte sich bis zu dessen Ausfall gut gegen Max Verstappen und machte seinen Job auch nach seiner Fast-Aufgabe vor der Unterbrechung gut. Am Crash mit Teamkollege Esteban Ocon war Perez schuldlos. Seine Laune dürfte das aber nach dem vorzeitigen Rennende nicht gesteigert haben.

Platz 8, Pascal Wehrlein:

Mit einem Sauber den Sprung ins zweite Quali-Segment zu schaffen, ist immer eine besondere Leistung. Gerade dann, wenn beim Schweizer Rennstall Krisenstimmung herrscht und Teamchefin Monisha Kaltenborn nur Tage zuvor ihre Koffer packen musste. Wehrlein gelang dies.

Am Sonntag erlebte der Mercedes-Junior dann ein Rennen mit Höhen und Tiefen. In der ersten Hälfte kam er auf dem Baku City Circuit nicht wirklich zurecht, fand im Anschluss aber die notwendige Pace, um auf Attacke zu schalten. Das tat er zwar zunächst nicht sonderlich geschickt, als er Teamkollege Marcus Ericsson an den Hinterreifen fuhr, biss sich dann aber so am Schweden fest, dass Sauber Wehrlein mit einer Teamorder vorbeischob und ihm so zum nächsten WM-Punkt nach dem Spanien-GP verhalf.

Platz 9, Valtteri Bottas:

Über eine Runde Rückstand, am Ende Platz zwei - das Rennen des Finnen war irre und hätte auf den ersten Blick auch eine bessere Position im Driver-Ranking verdient gehabt. Dass doch "nur" der neunte Rang herauskam, hat mehrere Gründe.

Zum einen ließ sich Bottas in der Qualifikation von Hamilton deklassieren. Über vier Zehntel Rückstand sind auf den Teamkollegen einfach zu viel. Zum anderen verschuldete der Rosberg-Nachfolger den Rückfall auf den letzten Platz selbst, indem er beim Verteidigungsversuch gegen Räikkönen in Kurve zwei über den Curb bretterte und mit dem Iceman kollidierte.

Den Anschluss ans Feld fand Bottas anschließend nur dank der Safety-Car-Phasen. Loben muss man ihn aber für seinen Kampfgeist, der ihn im wahrsten Sinne des Wortes bis zur Ziellinie trug und noch auf den zweiten Platz führte.

Platz 10, Esteban Ocon:

Der junge Franzose machte eigentlich alles richtig. Im Qualifying kommt er jedes GP-Wochenende näher an Perez heran - diesmal fehlten nur noch wenige Hundertstel - und auch im Rennen kann er immer besser mithalten. Allerdings bekommt Ocon ein dickes Minus auf seinen Arbeitsnachweis. Die Kollision mit dem Teamkollegen war nicht nur ungeschickt, sondern auch völlig unnötig. Er hätte Perez mehr Platz lassen müssen. Ob die harte Attacke eine Retourkutsche für dessen teaminternes Verhalten in Kanada war?

Härtefall, Sebastian Vettel:

Rein fahrerisch zeigte der viermalige Weltmeister am Sonntag eine fast tadellose Leistung. Beim Start reagierte er stark auf Bottas' hartes Bremsmanöver, gegen Hamilton ließ er im Schluss-Stint trotz älterer Reifen nichts anbrennen. Nur bei den Restarts wirkte Vettel nicht ganz wach. Auch das Qualifying lief mit P4 nicht nach Plan.

Entscheidend für die Nicht-Berücksichtung in den Top 10 war aber seine Ramm-Attacke gegen Hamilton. Bewertet man die Gesamtleistung eines Fahrers am GP-Wochenende, so müssen auch Dinge wie sportliches Verhalten und Fairness miteinbezogen werden.

Damit ist nicht gemeint, dass ein aggressiverer Fahrstil gleich negativ beurteilt wird - Formel-1-Weltmeister wie Schumacher, Senna und Co. waren auf der Strecke nicht umsonst Egoisten. Vielmehr geht es darum, dass ein Fahrer bei aller Härte die Regeln achtet. Vettel tat das mit seinem Manöver keineswegs und ging damit mehr als nur einen Schritt zu weit.