Was wirklich bei Red Bull los ist

Von Dominik Geißler
Ricciardo, Sainz Jr., Kvyat und Verstappen (v.l.n.r.) sind Teil der Red-Bull-Familie
© getty
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Welche Folgen hat Kyvats Degradierung für seine Karriere?

"Es ist keine Hinrichtung von Kvyat, sondern eine tolle Chance, seine Karriere und sein Talent weiterhin unter Beweis zu stellen", stellte Marko nach der Entscheidungsverkündung klar. Horner bestätigte: "Dany darf seine Entwicklung bei Toro Rosso fortsetzen. Er erhält die Gelegenheit, sich wieder in Form zu bringen und sein Potenzial zu zeigen."

Ja, Kvyats Weg in der Formel 1 ist noch nicht zu Ende. Die Degradierung ins B-Team aber ist ein harter Schlag für den jungen Mann aus Ufa. "Die Entscheidung war für mich ein Schock", gab er auf der Pressekonferenz vor dem Spanien-GP zu: "Ich finde, dass ich alles für Red Bull getan habe".

Die Chance auf eine Rückkehr zu Red Bull? Gering. "Ich bezweifle es", gestand auch Kvyats Managerin Oksana Kossatschenko gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS ein.

Marko gab sich zwar hoffnungsvoller und sagte, dass die Möglichkeit "ganz klar" vorhanden sei, "sonst hätten wir ihn ja nicht zu Toro Rosso gesetzt". Dass es an Alternativen mangelt, die die nötige Qualität besitzen, um mitten in der Saison in die Formel 1 einzusteigen, verschwieg er aber.

Mit Verstappen und Ricciardo hat Red Bull zudem seine Wunschbesetzung. Einzig ein Abgang des Australiers würde Platz schaffen. Doch selbst dann scheint Kvyats erneuter Aufstieg eher unwahrscheinlich.

Seine einzige Chance: Ab jetzt Ergebnisse liefern, seinen neuen Teamkollegen Carlos Sainz Jr. in den Schatten stellen und zurück zu alter Stärke finden. Dass er das nötige Potenzial in sich trägt, hat die Vergangenheit gezeigt.

Darüber hinaus muss man Kvyat insoweit in Schutz nehmen, als dass er mit Ricciardo einen Fahrer als direkten Gegner hatte, der zweifelsfrei zu den Top-5-Piloten im gesamten Feld gezählt werden kann. "Wir haben einen fantastischen Fahrer verloren - und einen fantastischen Fahrer bekommen", sieht Toro-Rosso-Renndirektor John Booth den Fahrertausch dementsprechend entspannt: "Das sieht man, wenn man sich anschaut, was er in der GP-Serie gemacht hat."

Kann Kvyat daran nicht anknüpfen, könnte auch das Kapitel Toro Rosso nach der Saison beendet sein. Mit Pierre Gasly hätte das Team aus Faenza einen talentierten Youngster in der Hinterhand. Und dass Marko und Co. vor Radikalentscheidungen nicht zurückstecken, wurde in den vergangenen Jahren mehrfach deutlich: Jean-Eric Vergne, Jaime Alguersuari und Sebastien Buemi - sie alle mussten ihren Hut nehmen. Dann müssen sich Managerin Kossatschenko und ihr Schützling bei anderen Teams umsehen: "Für uns ist das Wichtigste, dass er im Formel-1-Fahrerlager bleibt. Und er wird bleiben."