Toto, fahr doch mal den Williams vor!

Pascal Wehrlein schaffte es mit Manor in Monza zum zweiten Mal in Folge in Q2
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Platz 6, Lewis Hamilton: Der Weltmeister startete katastrophal. Mercedes' Achillesferse demonstrierte er ein weiteres Mal. Sobald die Kupplung überhitzt, spannt sich der Bogen des Silberpfeils kaum. Statt zu greifen und das Auto nach vorne zu katapultieren, rutscht die Kupplung. Vortrieb? Fehlanzeige. Doch bei Hamilton war in Monza etwas anders.

Normalerweise schaltet ein Pilot hoch, wenn er beim Start das Drehmoment nicht auf die Straße bringt. Dann greifen die Teile wieder ineinander, dann geht's nach vorn. Bei Hamilton aber war davon nichts zu sehen. Erst im vierten Gang beschleunigte der Mercedes wirklich. Der Weltmeister erklärte, er habe keine Schuld. Ich zweifle. Es kommt zu oft bei ihm vor.

Trotzdem gebührt Hamilton Respekt. Er betrieb nicht nur ordentliche Schadensbegrenzung, in dem er auf Platz 2 fuhr. Er hatte einen Tag zuvor eine fabelhafte Qualifikation absolviert. Der Abstand zu Rosberg: 0,478 Sekunden. Das ist in Monza keine Welt, das ist eine Galaxie.

Platz 7, Daniel Ricciardo: Kein Shoey, Ricciardos Leistung war dennoch mehr als akzeptabel. Der Red Bull ist aufgrund seiner Konstruktion für Monza weniger geeignet. Zu viel Anpressdruck selbst bei kleinstmöglichen Flügeln.

Immerhin: Der Australier setzte Bottas so lange unter Druck, bis der Williams-Pilot Probleme mit seinen Reifen bekam, dann griff er an. Mit der Brechstange schlüpfte Ricciardo in der ersten Schikane vorbei und feierte direkt danach mit einem Shaka, dem Surfergruß - während der Fahrt wohlgemerkt. Nach dem Manöver war Freude auch angebracht.

Platz 8, Nico Rosberg: Der Deutsche hat erstmals in seiner Formel-1-Laufbahn in Monza gewonnen. Der WM-Zweite hat den Rückstand in der Gesamtwertung auf läppische zwei Punkte verkürzt, vor Ende der Sommerpause waren es noch 19. Trotzdem hat Rosberg ein Problem. Er ist langsamer als Hamilton. Bedeutend langsamer. Eine halbe Sekunde nahm Hamilton dem Deutschen im Qualifying ab. Bei drei richtig harten Bremszonen. Viel? Viel zu viel.

Monza ist eine Strecke, die wie gemacht für Hamiltons Stil ist, das ist sicher. Doch wie soll Rosberg mit seinem Teamkollegen im Lauf der Saison mithalten, wenn er so viel langsamer scheint? In dem er genau das macht, was ihn in dieser Saison mit Hamilton auf Augenhöhe bringt: Ständig Leistung bringen. Keine Fehler machen. Denn auch wenn Rosberg kaum durch brillante Aktionen strahlt, er macht Rennen für Rennen einen guten Job. Er fährt kontrolliert. Er sammelt Punkte.

Rosberg profitierte von Hamiltons Startproblemen, dann verwaltete er die Führung. Dass er nicht gefordert wurde, kann ihm nicht angelastet werden. Er schonte sein Material. Das könnte sich am Saisonende auszahlen. Wenn Mercedes eine Ausbaustufe des Motors an den Start bringt, dann bekommt Rosberg sie allein. Hamilton ist an die Power Units gebunden, die er in Spa nutzte.

Platz 9, Sergio Perez: Solide aber unspektakulär war die Leistung des Mexikaners in Monza. Er startete von Platz 8, er brachte Platz 8 ins Ziel. Perez kam etwas besser als Hülkenberg mit dem Force India zurecht, dem die richtige Balance im königlichen Park in diesem Jahr fehlte. Bei Force India kommt es fast an jedem Wochenende darauf an, die erste Runde erfolgreich hinter sich zu bringen. Den Vorteil hatte Perez in Italien auf seiner Seite.

Platz 10, Esteban Gutierrez: Top-Leistung im Qualifying. Startplatz 9 für Haas. Doch im Rennen schmiss der Mexikaner seine hervorragende Ausgangsposition wieder weg, weil er nach dem Start auf Platz 20 zurückfiel. Trotzdem hat er Respekt für die Leistung am Samstag verdient. Deshalb bekommt er von mir einen Punkt.

Härtefall, Carlos Sainz jr.: Toro Rosso schwächelt. Kein Wunder. Red Bulls Juniorteam hat die Vorjahresmotoren von Ferrari im Heck. Sainz holte das heraus, was möglich war. Er schaffte den Sprung in Q2 und hängte sich an Romain Grosjeans Haas. Der 15. Rang mag schlecht aussehen, er war es aber nicht.

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