The same procedure as every year?

Von Dominik Geißler
Jenson Button fährt seit der Saison 2000 in der Formel 1
© getty

Vor dem Großen Preis von Großbritannien (alle Sessions im LIVETICKER) blickt Lokalmatador Jenson Button in eine ungewisse Zukunft - mal wieder. Ein Verbleib bei McLaren-Honda hängt stark von der Causa Stoffel Vandoorne ab, auch ein Teamwechsel oder gar ein Karriereende des Formel-1-Weltmeisters des Jahres 2009 sind möglich.

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Wenn am 27. November beim Großen Preis von Abu Dhabi das Saisonfinale ansteht, ist es soweit: Jenson Button steigt zum letzten Mal in seiner Karriere in einen Formel-1-Boliden. Dann beendet ein ganz Großer der Szene, ein Weltmeister seine Laufbahn - nach sage und schreibe 305 Grands Prix.

So zumindest lautet ein Gerücht, das sich seit Wochen und Monaten hartnäckig in den Kreisen der Königsklasse hält. Und das alle Jahre wieder aufpoppt. Doch stimmt es überhaupt?

Bereits nach der Saison 2014 hätte Buttons Laufbahn vorzeitig zu Ende sein können. "Ich war mir nicht sicher, ob ich fahren würde. Und es war nicht meine Entscheidung", sagte der heute 36-Jährige. Damals stand fest, dass Fernando Alonso zu McLaren zurückkehren würde. Die Frage war: Wer besetzt das zweite Cockpit: Jenson Button oder sein Teamkollege Kevin Magnussen, den der Brite mit 126 zu 55 WM-Punkten klar hinter sich ließ. Letztlich entschied sich das Team für Buttons Erfahrung.

Doch damit nicht genug. Auch vor der Saison 2016 stand hinter Buttons Beschäftigung ein großes Fragezeichen. Doch nun war der Grund ein anderer, Buttons Können wurde nicht bezweifelt. "Ron Dennis und das Team mussten mir zeigen, dass sich das Weitermachen lohnt", offenbarte der Weltmeister des Jahres 2009 gegenüber Sky Sports F1.

McLarens Qual der Wahl: Vandoorne oder Button?

Dabei hat McLaren ein Luxusproblem. Mit Stoffel Vandoorne steht ein hochtalentierter Youngster als Ersatz parat. Und der brennt auf ein Stammcockpit. "Jeder weiß, dass wir mehr oder weniger um den gleichen Platz fürs nächste Jahr kämpfen", so der amtierende GP2-Champion.

Beim diesjährigen Bahrain-GP ersetzte Vandoorne den verletzten Alonso. Mit Erfolg: Erst ließ er Button im Qualifying hinter sich, als der Routinier dann im Rennen vorzeitig ausschied, schnappte sich der 24-jährige Belgier bei seinem Debüt gleich seinen ersten WM-Punkt - und den ersten für McLaren-Honda im Jahr 2016.

Mit der Rolle des Ersatzfahrers wird sich Vandoorne in Zukunft nicht mehr zufrieden geben. "Vandoorne ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Zukunft", stellte Dennis klar: "Wenn ein Team glaubt, es könne den Belgier unter unserer Nase wegschnappen, dann hat sich dieses Team gründlich geirrt."

Einen 36-Jährigen gegen einen talentierten 24-Jährigen austauschen? Klingt plausibel. Doch: Was McLaren an Button hat, weiß das Team aus Woking genau.

Button als idealer Fahrer für die Saison 2017

Button fährt seine 17. Saison in der Formel 1. Der Engländer ist ein Teamplayer, kommt mit Alonso bestens klar. Er hat Erfahrung, kann wie kaum ein anderer Pilot Feedback an die Ingenieure geben, das Auto mitentwickeln. In der Saison 2017 kommt es genau darauf an.

"Neue Regeln werden eingeführt, die Autos werden wieder schneller - das ist eine tolle Herausforderung, die ich gerne annehmen würde", sagt er selbst. Zudem hat er weiter den nötigen Grundspeed, was er mit Platz 3 im Qualifying und Platz 6 im Rennen um den Großen Preis von Österreich 2016 bewies.

Dieser Stärken ist sich Button bewusst. Entsprechend ehrgeizig denkt er an die kommende Saison: "Ich möchte weiter vorne fahren und die Chance auf gute Resultate haben. Ob das ein Jahr mit Siegen oder mit Podestplätzen ist - ganz egal. Das ist mein Ziel. Sonst interessiert es mich nicht, in der Formel 1 zu sein."

Williams zeigt Interesse

Wenn Button diese Möglichkeiten bei McLaren-Honda nicht bekommt, weil der Traditionsrennstall Vandoorne vorzieht, könnte neben einem Karriereende auch ein Teamwechsel in Frage kommen. Williams wird verstärktes Interesse nachgesagt.

"Er ist sehr intelligent und weiß, wie man ein Auto entwickelt", lobte Vize-Teamchefin Claire Williams den 15-fachen GP-Sieger, der im Jahr 2000 sein Formel-1-Debüt für den Privatrennstall gegeben hatte: "Wenn sich diese Alternative bieten sollte, wäre sie attraktiv. Wir reden aber momentan mit vielen Piloten."

Bei Williams laufen die Verträge von Valtteri Bottas und Felipe Massa zum Saisonende aus. Ein Abgang des 35 Jahre alten Brasilianers scheint möglich. Er liegt mit 38 WM-Punkten 16 Zähler hinter seinem finnischen Teamkollegen (54).

Letztes Heimrennen vor der Brust?

Eine baldige Entscheidung in der Akte Button ist ausgeschlossen. McLaren hat angekündigt, die Öffentlichkeit erst im Herbst über die künftige Fahrerpaarung zu informieren. "Frühestens um den Monza-Grand-Prix herum", so Dennis: "Ende September haben wir eine Vorstandssitzung. Es wäre logisch, dann dort eine Entscheidung zu treffen."

Wie beim Britannien-GP 2014, als er um seinen Vater John trauerte, und beim Rennen 2015 kommt Button abermals mit dem Gefühl nach Silverstone, es könnte sein letzter Formel-1-Lauf auf heimischen Boden sein. Im Home of British Motor Racing konnte der "letzte Playboy der Formel 1" kaum Erfolge feiern. Während er in bislang 19 Ländern dieser Welt insgesamt 50 Mal aufs Podium gerast ist, blieb ihm dieses Glück beim Großen Preis von Großbritannien bisher verwehrt. Drei vierte Plätze (2004, 2010, 2014) waren Buttons beste Resultate.

Dass es an diesem Wochenende besser laufen wird, scheint höchst unwahrscheinlich. "Das schmerzt. Diese eine Sache fehlt. Es muss ja kein Sieg sein, aber eben ein Podium. Doch das werden wir auch diesmal nicht schaffen", bedauert Button.

Bezüglich der Emotionen vor seinem womöglich letzten Heim-GP hat er eine klare Meinung: "Es ergibt keinen Sinn zu denken: 'Oh, das könnte mein letztes Rennen hier sein', weil ich sonst diese ganzen Gefühle nochmals durchleben muss, wenn es nicht so sein sollte." Auch darin hat der Altmeister schon seine Erfahrung.

Jenson Button im Steckbrief

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