Zwei Extreme führen zum Erfolg

Max Verstappen lieferte in Austin einige sehenswerte Duelle ab - teils außerhalb der Strecke
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Platz 6, Fernando Alonso: Pechvogel Alonso. Er holte das beste Qualifying-Resultat von McLaren-Honda nach dem Comeback der Japaner, doch Sekunden nach dem Start waren die Chancen auf eine Überraschung dahin. Ex-Ferrari-Kollege Felipe Massa und sein Williams räumten Alonso ab, der sich nach dem fälligen Boxenstopp auf die Aufholjagd begab.

Es funktionierte erstaunlich gut. Alonso wäre Fünfter geworden, wenn der Honda-Antrieb in der Schlussphase nicht mal wieder ausgesetzt hätte. So fiel der zweifache Weltmeister mal wieder unverschuldet ans Ende des Feldes zurück. Dass er den zehnten Platz mit einem kleinen Fehler an Ricciardo verschenkte, schmälert die gute Leistung etwas.

Platz 7, Lewis Hamilton: Weltmeister. Verdient. Doch in Austin übertrieb es Hamilton. Er erkannte am Start eine Lücke, die so nicht existierte. Er hätte Rosberg Luft lassen müssen. Eine Wagenbreite. Das Manöver war unfair. Zusätzliche Abzüge muss Hamilton für die erste Hälfte des Rennens einstecken, als er weder die Pace des aufholenden Rosberg noch die der Red Bull gehen konnte. Gleich mehrere Überholmanöver musste der dreifache Weltmeister hinnehmen.

Auf der anderen Seite sprechen einige Dinge für eine gute Bewertung: Die Wende auf Trockenreifen, mit denen sich Hamilton an Ricciardo und Kvyat vorbei hinter Rosberg in Position brachte, das Aufholen auf den neueren Reifen. Die Kontrolle über das Auto bei schwierigen Bedingungen. Hamilton leistete sich im Gegensatz zum Teamkollegen keinen Fehler. Und er begeisterte im 3. Freien Training.

Das gesamte Paddock wusste, dass das Ergebnis des Abschlusstrainings die Startaufstellung bestimmen könnte, wenn Hurrikan Patricia die erwarteten Niederschläge über dem CotA ausschütten würde. Hamilton nahm dem zweitplatzierten Vettel unter widrigen Bedingungen 0,863 Sekunden ab, Rosberg war mit demselben Material und Fahrfehler 1,957 Sekunden langsamer. Das war ein frühes Ausrufezeichen, dem anschließend einfache Punkte folgten.

Platz 8, Nico Hülkenberg: Ein weiteres Mal holte Sergio Perez für Force India die Kohlen aus dem Feuer, während sein deutscher Teamkollege kollidierte. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Der Reihe nach: Perez qualifizierte sich vor Regenkönner Hülkenberg, der in den Trainings nach ganz vorne geschwommen war. Im Rennen aber kam der Mexikaner überhaupt nicht mit den Slicks zurecht. Das nutzte Hülk und zog davon.

Schließlich folgte der Crash mit Ricciardo in Turn 12. Auf den ersten Blick schien es, als wäre der Le-Mans-Sieger eindeutig dafür verantwortlich, doch Force India lieferte eine einleuchtende Erklärung, die ihn entlastete. Hülkenbergs Frontflügel war beim Anbremsen kollabiert und runtergeknickt. Somit hatte er keine Chance, rechtzeitig zu verzögern und richtig einzubiegen. Ein technischer Fehler machte die gute Leistung zunichte, die zu einem Kampf mit Verstappen um Platz 4 geführt hätte.

Platz 9, Romain Grosjean: Eine schwierige Entscheidung, wem die letzten beiden Plätze im Driver-Ranking gebühren. Daniil Kvyat, Alexander Rossi und Romain Grosjean fuhren für mich auf ähnlichem Niveau. Den Ausschlag hat letztlich gegeben, dass die oberste Priorität für einen Fahrer immer bleiben wird, das Auto ohne individuelle Fehler um den Kurs zu bewegen.

Das machte Grosjean vorbildlich. Dem Lotus E23 mangelt es an Anpressdruck, der Mercedes-Motor ist der große Pluspunkt. Das bedeutet: Im Regen haben Grosjean und Maldonado riesige Nachteile, weil ihr Auto von einem Sekundenbruchteil zum anderen bockig ausbrechen kann. Der Franzose kam mit den Einschränkungen in Austin bestens klar. Grosjean war im Qualifying mehr als eine Sekunde schneller als der Venezolaner.

Trotzdem endete Grosjeans Rennen früh. Sogar früher als im TV-Bild zu sehen. Er bekam schon in der ersten Kurve einen Stoß von hinten. Der Unterboden und die Bremsen nahmen Schaden. Bei den drei Boxenstopps war nichts zu retten. Die Aufgabe war folgerichtig.

Platz 10, Alexander Rossi: Einen Rennwagen schnell um die Strecke zu bewegen, erfordert neben Talent auch eine Menge Übung. Lewis Hamilton war in seiner Rookie-Saison bei McLaren auch deshalb schnell, weil er zuvor zehntausende Kilometer beim Testen geschrubbt hatte.

Diese Erfahrung fehlt Rossi. Zusätzlich hatte er in Russland das Manor-Cockpit geräumt, um in der GP2 den Versuch zu unternehmen, McLaren-Supertalent Stoffel Vandoorne den Titel doch noch streitig zu machen. Er scheiterte und war trotz der zweifachen Umstellung in Austin unter Hurrikan-Bedingungen direkt wieder vor seinem Teamkollegen Will Stevens.

Der erste US-Amerikaner bei einem USA-GP seit Scott Speed fuhr zwar ein einsames Rennen, nachdem ihm Stevens beim Start unnötigerweise ins Heck gerauscht war, er hielt aber den Anschluss so gut es ging, um von Fehlern der Konkurrenz zu profitieren. Der Poker ging insofern nicht auf, dass Rossi keinen Punkt abstaubte. Er kämpfte aber mit Saubers Felipe Nasr, der in 42 Runden fünfmal in die Box fuhr, und egalisierte das beste Saisonresultat für Manor durch Roberto Merhi beim Großbritannien-GP ein.

Härtefall, Carlos Sainz jr.: Während Verstappen brillierte, legte sein spanischer Teamkollege eine bravouröse Aufholjagd hin. Sainz aber war für die Niederlage im Toro-Rosso-Duell selbst verantwortlich. Am zweiten Rennwochenende in Folge leistete er sich einen Unfall mit Nachwirkungen. Dazu kam eine Zeitstrafe, weil er mal wieder zu schnell in die Boxengasse fuhr. Sainz muss seine Fehleranfälligkeit schnell abstellen, Red Bull hat zu viele gute Talente in der Warteschleife.

Seite 1: Dreikampf der Extreme um die Spitze

Seite 2: Hamiltons Aggressivität und Hülkenbergs vermeintlicher Fehler

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