Vettel regiert Budapest im Schumi-Stil

Von Alexander Maack
Saisonziel erreicht: Sebastian Vettel feierte in Ungarn den zweiten Sieg für Ferrari
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Platz 6, Daniel Ricciardo: Der Australier war der bessere Red-Bull-Fahrer in Budapest. Er holte Startplatz 4 vor Räikkönen, war nur 0,035 Sekunden langsamer als Vettel. Im Rennen setzte er den herausragenden Speed aus dem 2. Freien Training um, presste sich an Hülkenberg mit Leichtigkeit vorbei. Auch das Überholmanöver auf der Außenbahn gegen Hamilton nach dem Restart war Spitzenklasse.

Doch die Berührungen mit Bottas und beiden Mercedes? Das war zwar spektakulär, für mich aber etwas zu viel. Ricciardo verbaute sich durch die Kollision mit Rosberg seine Chance auf den Sieg, schließlich war Vettel wie Rosberg auf Mediums unterwegs. Ricciardo hatte Glück, dass sich die übrigen Konkurrenten selbst eliminierten, sodass er die neunte Podiumsplatzierung seiner Karriere, die erste in der Saison 2015 feiern konnte.

Platz 7, Valtteri Bottas: Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen bekam Bottas den neuen Frontflügel schon in Ungarn und rechtfertigte die Bevorzugung durch ein gutes Rennen. Er hielt mit den aus meiner Sicht in Budapest schnelleren Red Bull Schritt, bis ihm nach dem Restart von Verstappen unglücklich der Hinterreifen aufgeschlitzt wurde. Die sichere Punktefahrt war vorbei.

Platz 8, Daniil Kvyat: Der Zweitplatzierte im Rennen, der jetzt der zweitjüngste Pilot der Formel-1-Gesichte auf dem Podium ist, nur auf Platz 8 im Driver-Ranking? Ja, ich habe einen Grund dafür. Vettel, Räikkönen, Hamilton, Rosberg und Ricciardo lagen vor ihm. Auch Hülkenberg hatte gute Chacnen, seinen Vorteil bis zum Ziel zu verteidigen. Kvyat wäre unter normalen Bedingungen wohl nur Siebter geworden.

Der Russe präsentierte sich eiskalt und fuhr sein abgestaubtes Resultat ins Ziel. Schon am Start hatte er sich allerdings unter dem Eindruck der Schweigeminute für Jules Bianchi einen Verbremser geleistet und die Reifen zerstört. Durch die Vibrationen kam er nicht an Hülkenberg vorbei, als es möglich war. Als Ricciardo von Red Bull vorgezogen wurde, verfluchte er das Team per Funk. Kvyat war nicht so schnell, wie es sein Resultat vermuten lässt. Immerhin erkannte er das selbst.

Platz 9, Jenson Button: Viel schlechter als Alonso war Button eigentlich gar nicht. Er fuhr die meiste Zeit knapp hinter ihm her. Letztlich fuhren trotzdem drei Fahrer zwischen ihm und dem Teamkollegen durchs Ziel, weil der Brite sich mit etwas älteren Reifen nicht verteidigen konnte.

Platz 10, Marcus Ericsson: Der Sauber kam mit dem buckligen Hungaroring überhaupt nicht zurecht. Trotzdem holte Ericsson einen Punkt. Er war das gesamte Wochenende über schneller als Teamkollege Felipe Nasr und erklärte dies mit neugewonnener mentaler Stärke. Selbst als er in der ersten Runde hinter Roberto Merhis Manor zurückfiel, ließ er sich nicht entmutigen.

Härtefall 1, Nico Rosberg: Eins vorweg: Rosberg konnte nichts dafür, dass er nach dem Restart auf verlorenem Posten kämpfte. "Bis Nico vor der Garage stand, hatten wir genau zwölf Sekunden Zeit, die Reifen bereitzustellen. Es war aber nur ein Satz der harten Garnitur da", verriet Mercedes anschließend. Die bereitliegenden Reifen für einen Notstopp hätte das Team ausgetauscht, wenn die übrige Renndistanz eine Runde weniger betragen hätte oder die Fahrer eine Kurve weiter vom Boxeneingang entfernt gewesen wären. Rosberg wählte die Reifen nicht, er bekam sie vom Team verpasst.

Mit den Mediums war kein Angriff auf Vettel möglich, stattdessen hatte Ricciardo Vorteile. Trotzdem war Rosbergs Wochenende schwach. Er kam nie an Hamiltons Potenzial heran, nachdem die Mechaniker ihn am Freitag mit falschen Federn auf die Strecke geschickt hatten und den Lapsus erst am Samstag ausbesserten. 0,6 Sekunden fehlten im Qualifying, knapp zwei Sekunden fehlten ihm pro Rennrunde: Rosberg war viel zu langsam.

Warum ich ihn dann vor Hamilton sehe? Rosberg akzeptierte seine Lage und versuchte, Platz 2 zu retten. Ein kluger Schachzug beim Blick auf die WM-Wertung. Leider machte ihm der aufgeschlitzte Reifen durch die Berührung mit Ricciardo einen Strich durch die Rechnung.

Härtefall 2, Lewis Hamilton: Als ich am Sonntag mit dem Dienst begann, wusste ich schon, wer im Driver-Ranking ganz oben stehen würde: der Weltmeister. Alle Trainings und das Qualifying dominiert, kein erstzunehmender Rivale in Sichtweite. Zu früh gedacht. Was Hamilton im Rennen fabrizierte, passt auf keine Kuhhaut. Er schätzte es selbst richtig ein, als er sagte, dass er bei jeder Entscheidungsmöglichkeit die falsche wählte.

Kiesbett nach schwachem Start und überambitioniertem Angriff auf Rosberg, Kollision mit Ricciardo, Ausrutscher gegen Massa und Bottas. Das war viel zu übermotiviert, viel zu verbissen, viel zu leichtsinnig. Zum zweiten Mal in Folge hätte sich Hamilton einen Ausfall durch dumme Aktionen in Ungarn verdient gehabt. Er rettete noch Punkte und baute sogar die WM-Führung aus - aber nur auf Rosberg. Mittlerweile hat Vettel nur 41 Punkte Rückstand.

Untauglich, Pastor Maldonado: Das Rennen des Lotus-Piloten im Stenogramm: Crash mit Perez auf dümmste Art verschuldet, bei der fälligen Durchfahrtsstrafe mit massiver Geschwindigkeitsübertretung (11,6 km/h) geblitzt und die nächste Drive-Through kassiert und dann auch noch unter Safety-Car-Bedingungen überholt.

Sobald Maldonado die Chance auf Punkte hat, scheint sein Temperament immer wieder mit ihm durchzugehen. Mittlerweile hat er die Hälfte der Strafpunkte gesammelt, die eine Sperre nach sich ziehen würden. Weiter so, Pastor! Das wird schon noch was mit dem Sonderurlaub!

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