Kollektiver Ausrutscher oder Realität?

Schnell weg! Lewis Hamilton verlor in Barcelona das Mercedes-Duell gegen Nico Rosberg
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Platz 6, Carlos Sainz jr.: Was genau im Rennen los war, weiß wohl selbst Toro Rosso nicht. Vom bisher besten Startplatz seiner kurzen Karriere fiel der Spanier wie Teamkollege Max Verstappen immer weiter zurück. Hatte Renault nur für das Qualifying genug Leistung freigegeben?

Trotzdem schaffte es der Rallye-Legenden-Sohn, im Schlussstint auf den Medium-Slicks wieder an das A-Team von Red Bull heranzurobben. Daniil Kvyat musste sich in der letzten Runde überholen lassen. Dass die Stewards für das Überholen abseits der Strecke keine Strafe zeigten war richtig: Sainz jr. vermied so einen Crash und nahm den Fuß noch vom Gas.

Platz 7, Lewis Hamilton: Nach den brillanten Vorstellungen zum Saisonauftakt wirkte die Leistung des Weltmeisters in Barcelona im Vergleich schlecht. Es war aber ordentlich, auch wenn er gegen den wiedererstarkten Rosberg eindeutig verlor. Fast drei Zehntel Rückstand im entscheidenden Qualifying-Abschnitt waren zu viel.

Dass Hamilton den Start vermasselte, die Räder durchdrehen ließ und nur durch einen Strategie-Kniff seines Teams wieder auf Platz 2 kam, gibt einen weiteren kleinen Abzug. Nichtsdestotrotz: Hamilton bleibt der unangefochtene Favorit auf den Titel, Rosberg muss seine aufstrebende Form erst bestätigen. Ob sich Hamilton deshalb herausnehmen kann, Mercedes öffentlich bloßzustellen?

Für mich hat er damit eine Grenze überschritten: Selbst der vermeintliche Superstar muss sich in sein Team einfügen. Er darf keine Sonderrechte fordern, wenn sie der Politik des Team widersprechen. Aber dieser Eindruck ändert nichts an seiner Leistung, die solide war.

Platz 8, Romain Grosjean: Der achte Platz am Sonntag mag auf den ersten Blick ein durchwachsenes Ergebnis sein. Da der aber unter widrigsten Bedingungen zustande kam, bekommt der Franzose von mir eine gute Leistung attestiert.

Vor Teamkollege Pastor Maldonado qualifiziert, bugsierte Grosjean nach einem guten Start und einem vermeidbaren Ausrutscher in der Startkurve seinen Lotus nach und nach vorsichtig an der Konkurrenz vorbei. Der Verlust des vierten Gangs führte zum Ende der Aufholjagd.

Platz 9, Sergio Perez: Nur Platz 13 für den Mexikaner beim Spanien-GP. Dennoch war er für mich eine der positiven Lichtblicke an diesem Wochenende. Dass Force India aufgrund der Aerodynamik-"Killerstrecke" Probleme bekommen würde, hatte das Team erwartet. Am Ende waren nur die Manor auf eine Runde langsamer.

Am Sonntag drehte Perez dann allerdings auf. Er überholte direkt Teamkollege Nico Hülkenberg, hielt bei seinem extremen Schlusstint 30 Runden auf den weicheren Medium-Slicks aus und bekam so die Oberhand gegenüber Sauber-Schwede Marcus Ericcson. Schlecht war das sicher nicht.

Platz 10, Will Stevens: Der Manor-Fahrer aus Großbritannien ist im Feld konkurrenzlos - weil sein Team so schlecht ist. Oder nicht? Es ist die wichtigste Frage bei der Beurteilung der Leistung von Stevens und Teamkollege Roberto Merhi.

Für mich zählt, dass der Brite Merhi Qualifying für Qualifying und Rennen für Rennen in die Tasche steckt. Obwohl ihm vor seinem Formel-1-Debüt in Abu Dhabi niemand das Talent dazu attestiert hätte. Stevens nutzt Merhis Schwäche und bewegt das schlechte Auto effektiv und sicher um die Strecke. Das einzige Manko: Seine Start sind zu schlecht. Da fällt er regelmäßig hinter den Spanier zurück.

Härtefall, Pastor Maldonado: Ich gebe zu, dass jeder Vorfall mit dem Venezolaner in einem Kopf einen Reflex auslöst: Unfall? Maldonado? Ist doch nichts Besonderes. Dabei hat sich der 30-Jährige verbessert und zerstört nicht mehr bei jeder Session sein Auto. In Barcelona musste der Lotus allerdings mal wieder dran glauben.

Besonders ärgerlich: In Runde 3 ließ er Romain Grosjean in Turn 3 viel zu wenig Platz auf der Innenbahn, löste die teaminterne Kollision ohne Druck aus und riss dabei die Endplatte seines Heckflügels ab. Maldonados eigenes Rennen war gelaufen, als die FIA ihn direkt nach seinem Reifenwechsel nochmal an die Box bestellte: Die herumflatternde Platte musste aus Sicherheitsgründen komplett weg.

Wie Maldonado zuvor mit seinem beschädigten Auto fuhr, war unbestritten gut. Doch dass es soweit kam, muss ihm angelastet werden. Ein teaminterner Crash ohne Not? Das darf einfach nicht vorkommen -erst recht, wenn die eigene Zukunft unsicher ist und der Rennstall öffentlich Leistung trotz Sponsorengeldern fordert.

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