Referenzstrecke? Reifenmörder!

Von SPOX
Alessandro Zanardi fuhr bei der Barcelona-Premiere 1991 für Jordan von Startplatz 20 auf Rang 9 vor
© getty

Der Große Preis von Spanien in Barcelona (alle Sessions im LIVE-TICKER) gilt als Referenz für die Aerodynamiker. Doch der Circuit de Catalunya bietet mehr als einen realen Windkanal. Die Reifen sind extrem gefordert, Überholmanöver vergleichsweise schwer.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Streckendaten:

  • Name: Circuit de Barcelona Catalunya
  • Ort: Montmelo
  • Länge: 4,655 Kilometer
  • Runden: 66
  • Renndistanz: 307,104 Kilometer
  • Kurven: 9 Rechtskurven, 7 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Keine Strecke kennen Teams und Fahrer auch nur annähernd so gut wie den Kurs in Barcelona. Klar, schließlich wird dort in jedem Winter auf Teufel komm raus getestet. Jeder Saison? Nein, 2014 flog der Tross lieber nach Bahrain. In diesem Jahr könnten die Ingenieure mit den neuen Autos deshalb ein paar Überraschungen erleben.

Zum Europa-Auftakt rücken zudem alle Teams, die es sich leisten können, mit umfangreichen Neuerungen an, um Rückstände aus den ersten Rennen wettzumachen oder einen Vorsprung zu verteidigen. Verkehr ist am Freitag auf der Strecke also gesichert.

Traditionell gilt der High-Downforce-Kurs in Barcelona aufgrund seiner perfekten Mischung aus schnellen und langsamen Kurven sowie der langen Zielgeraden als Maßstab für die Leistungsfähigkeit eines Autos. Aerodynamische Schwächen zeigt die Rundenzeit gnadenlos auf, Überholmanöver waren in der Vergangenheit kaum möglich. Der letzte Sektor fordert durch die 2007 installierte Schikane eine ausgezeichnete Traktion.

Doch im Pirelli-Zeitalter wird auch die Wichtigkeit des Qualifyings in Katalonien durch den Umgang der Autos mit den Reifen verzerrt. 2013 war Fernando Alonso der erste Pilot überhaupt, der nicht aus den ersten beiden Reihen startete und trotzdem gewann. Er brauchte vier Reifenwechsel. Auch 2012 gewann mit Pastor Maldonado der Reifenflüsternde Williams. Besonders die lange, schnelle Rechtskurve 3 belastet die linken Reifen extrem.

Auch an diesem Wochenende hat das Wetter einen Einfluss auf das Rennen: Der Wind nahe der Mittelmeerküste ist unberechenbar. Er dreht sehr oft und kann jede auch noch so ausgeklügelte Abstimmung von jetzt auf gleich zunichtemachen. Immerhin haben die Autos durch die festgelegte Übersetzung keine Probleme mehr mit dem Drehzahlbegrenzer, dafür können die DRS-Manöver aus der Start-Ziel-Geraden und zwischen Turn 9 und 10 beeinflusst werden.

Statistik:

  • Sieger 2013: Fernando Alonso (Ferrari), 1:39:16,596 Stunden
  • Pole-Position 2013: Nico Rosberg (Mercedes), 1:20,718 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2013: Esteban Gutierrez (Sauber), 1:26,217 Minuten
  • Rekordsieger: Michael Schumacher - 6 (1995, 1996, 2001, 2002, 2003, 2004)

Reifen:

Hard und Medium. "Der spanische Kurs ist eine der herausforderndsten Rennstrecken der Saison", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery: "Die langen und gleichzeitig schnellen Kurven belasten die Reifen stark, weshalb der Abrieb hoch ist." Neben den Fliehkräften fordert auch der raue Asphalt die Slicks. "Das richtige Set-up zu haben, ist essenziell, um den Verschließ zu kontrollieren. Wenn du das nicht machst, zerstörst du die Hinterreifen und verlierst schnell deine Pace", sagt Jean Alesi.

Auch die Gummis selbst sollen helfen, das zu verhindern. Pirelli die härtesten Mischungen mit nach Spanien, um einen Boxenstoppexzess zu verhindern. 2013 kamen die Piloten insgesamt 79 Mal an die Box. "Durch unsere Änderungen in diesem Jahr hoffen wir, dass die Mehrheit der Fahrer nicht mehr als drei braucht", so Hembery.

Wetter-Prognose:

  • Freitag: leicht bewölkt, 23 Grad, 20 Prozent Regenrisiko
  • Samstag: wolkig, 24 Grad, 20 Prozent Regenrisiko
  • Sonntag: wolkig, 21 Grad, 20 Prozent Regenrisiko

Die OPTA-Fakten zum Rennen:

  • Michael Schumacher gelangen die meisten Siege (6), die meisten Pole Positions (7), die meisten schnellsten Runden (7) und die meisten Podiumsplätze (12) beim Grand Prix in Spanien.
  • Während den 43 Grand Prix-Rennen in Spanien sammelte Ferrari 12 Siege, 13 Pole Positions, 14 schnellste Runden und 34 Podiumsplätze.
  • Mercedes erreichte in Spanien erst ein Mal das Treppchen: 1954 wurde Juan Manuel Fangio Dritter. Im selben Jahr wurde das Team zum ersten Mal in der Formel 1-Geschichte Weltmeister.
  • Sebastian Vettel startete in Spanien noch nie von der Pole Position.
  • Das letzte Regenrennen in Spanien liegt mittlerweile schon 18 Jahre zurück. 1996 beendeten lediglich sechs Fahrer das Rennen.
  • Fernando Alonso gewann sein letztes Formel 1-Rennen 2013 in Montmeli. Beim China-GP 2014 erreichte er zum ersten Mal in dieser Saison das Podium. Länger als vier Rennen benötigte er dafür zuletzt in der Saison 2011.
  • Mercedes besetzte alle vier Poles der bisherigen Saison (3 mal Lewis Hamilton und 1 mal Nico Rosberg). Zudem beendeten beide Fahrer das Qualifying immer unter den ersten vier Plätzen.
  • Nico Rosberg, aktuell Führender der WM-Gesamtwertung, konnte alle bisherigen Rennen auf einem der ersten beiden Plätze beenden (1 Sieg und 3 zweite Plätze). Teamkollege Lewis Hamilton gewann zum ersten Mal in seiner Formel 1-Karriere drei Rennen in Folge.
  • Mercedes führte das Fahrerfeld während allen 224 gefahrenen Runden der ersten vier Saisonrennen an: Lewis Hamilton 164 und Nico Rosberg 60 Runden lang.
  • Am Sonntag vor 28 Jahren, am 11.05.1986, erreichte Nico Rosbergs Vater Keke zum 17. und letzten Mal in seiner Formel 1-Karriere das Podium (beim Großen Preis von Monaco).

Zeitplan:

Artikel und Videos zum Thema