Fordert Eau Rouge endlich wieder Mut?

Mark Webber und Fernando Alonso zeigten 2011 ein aufsehenerregendes Duell in Eau Rouge
© getty

Die Sommerpause der Formel 1 ist endlich vorbei! Auf der Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps treffen sich Sebastian Vettel und Co. zum 58. Belgien-GP (alle Sessions im LIVE-TICKER), der die berühmteste Kurve im Kalender wieder zu einer echten Herausforderung für die Fahrer machen könnte. Auch die Ingenieure sind gefragt: Neue Teile, ein hoher Vollgasanteil und schnelle Kurven wollen unter einen Hut gebracht werden.

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Streckendaten:

Name: Circuit de Spa-Francorchamps

Ort: Spa-Francorchamps

Länge: 7,004 Kilometer

Runden: 44

Renndistanz: 308,052 Kilometer

Kurven: 9 Rechtskurven, 10 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Spa ist Legende. Ob die fahrerisch anspruchsvolle Kombination aus Rivage, Pouhon und Fagnes oder die rasend schnelle Linkskurve Blanchimont oder die längste Vollgaspassage der Formel 1 - langweilig wird diese Strecke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 250 Stundenkilometern nie. Doch der Rekord von 23 Sekunden mit Gaspedal am Bodenblech zwischen La Source und Les Combes wackelt.

2014 müssen die Fahrer in der berühmten Eau Rouge wohl endlich wieder aufpassen. Im V8-Zeitalter war die frühere Mutkurve zum langweiligen Vollgasknick mutiert. "Aufgrund des geringeren Abtriebs wird es in diesem Jahr bestimmt schwieriger sein, Vollgas zu fahren", sagt Adrian Sutil: "Es wird interessant zu sehen, wie die Autos mit der Eau Rouge zurechtkommen und ob wir sie noch immer Vollgas nehmen können." Nicht mal die Computersimulationen lassen bisher einen eindeutigen Schluss zu.

Die Setuparbeit ist dafür einfach: Während die Frontflügel steil angestellt werden, um Untersteuern in den schnellen Kurven zu vermeiden, werden am Heck schon die Neuentwicklungen für die Highspeedstrecke in Monza eingesetzt. Um das Auto stabil zu halten, müssen sie zudem hart abgestimmt werden. Das Testpensum wird am Freitag dennoch groß: Auch wenn die Fabriken zwei Wochen lang geschlossen waren, bringen die Teams viele Neuerungen mit. Caterham plant gar eine B-Variante seines CT05 mit neuer Nase und hat für die Validierung Audi-Werkspilot Andre Lotterer verpflichtet.

5 Fragen zum deutschen Debütanten: Wer ist Andre Lotterer?

Der entscheidende Faktor für Erfolg ist häufig pures Glück. Beim ständig wechselnden Ardennen-Wetter, das scherzhaft mit "vier Jahreszeiten an einem Tag" umschrieben wird, und der Länge der Strecke kann allein der Zeitpunkt des Boxenstopps einige Sekunden ausmachen - zumal das Qualifying feucht werden soll. Im Rennen wird es ebenso chaotisch: Nur vier der letzten zehn Sieger starteten von der Pole und die Safety-Car-Quote im selben Zeitraum lag bei 80 Prozent.

Der Vorteil des Kurses ist, dass die Fahrer an mehr als einer Stelle die Möglichkeit zum Überholen bekommen. Neben den DRS-Zonen auf der Zielgeraden und zwischen Eau Rouge und Les Combes bietet sich auch die Bus-Stop-Schikane ganz am Ende der Runde an. Auch die Ingenieure sind gefordert: Der Spritverbrauch ist durch den immensen Vollgasanteil sehr hoch, die Verbrennungsmotoren werden zwischen Eau Rouge und Radillon extrem belastet, weil das Öl gleichzeitig hin und her sowie hoch und runter gedrückt wird. Es besteht die Gefahr, dass keine Schmierung vorhanden ist - Metall auf Metall bedeutet Motorenplatzer.

Reifen:

Soft und Medium. Pirelli bringt dieselben Mischungen nach Belgien, die schon vor der Sommerpause in Ungarn eingesetzt wurden, wo die Temperaturen doppelt so hoch waren. Beim Vergleich mit dem Vorjahr wird klar: Die Slicks für Belgien sind weicher geworden, von 2011 bis 2013 wurde noch der härteste Gummi eingesetzt. Jetzt sollen mehr Strategievarianten im Rennen möglich sein.

"Spa erfordert anpassungsfähige Reifen, die trotz des breiten Spektrums unterschiedlicher Strecken- und Witterungsverhältnisse konstant gute Leistungen bringen. In Spa sind Abrieb und Verschleiß der Reifen bekanntermaßen sehr hoch, schlicht weil hier enorm große Energiemengen auf sie einwirken", sagt Motorsportdirektor Paul Hembery.

Besonders die schnellen Kurven belasten in Verbindung mit dem geringen Abtrieb der Autos die Struktur der Reifen in Quer- und Längsrichtung extrem. In der Eau Rouge wirken etwa gleichzeitig 1G negative Kompression und eine Querbeschleunigung von 5G. Durch die flachen Flügel steigt zudem die Gefahr von stehenden Rädern beim Bremsen.

OPTA-Fakten zum Rennen:

  • Es wird der 58. Grand Prix von Belgien sein. Nur vier Grands Prix in der Formel-1-Geschichte haben mehr Austragungen vorzuweisen, außerdem waren nur drei Orte häufiger Gastgeber: Monza, Monaco und Silverstone.
  • Der Grand Prix von Belgien fand bisher auf drei verschiedenen Strecken statt: Zolder, Nivelles und Spa-Francorchamps, wo seit 1985 alle belgischen Formel 1-Rennen gefahren werden.
  • Kimi Räikkönen ist unter den aktiven Fahrer mit vier Siegen der erfolgreichste in Belgien, sein Teamkollege Fernando Alonso hat hier noch nie gewonnen.
  • Force India feierte die einzige Pole Position der Teamgeschichte in Spa (Giancarlo Fisichella, 2009).
  • Nach Nico Hülkenbergs Ausfall in Ungarn ist Alonso der einzige Fahrer, der in allen elf Saisonrennen Punkte einfahren konnte. Zudem ist er jetzt der Fahrer mit den meisten zweiten und dritten Plätzen der Formel 1-Geschichte (65), gefolgt von Michael Schumacher (64).

Statistik:

Sieger 2013: Sebastian Vettel (Red Bull), 1:23:42,196 Stunden

Pole Position 2013: Lewis Hamilton (Mercedes), 2:01,012 Minuten

Schnellste Rennrunde 2013: Sebastian Vettel (Red Bull), 1:50,756 Minuten

Rundenrekord: Sebastian Vettel (Red Bull, 2009), 1:47,263 Minuten

Rekordsieger: Michael Schumacher - 6 (1992, 1995, 1996, 1997, 2001, 2002)

Wetter-Prognose:

Freitag: bewölkt, 14 Grad, 20 Prozent Regenrisiko

Samstag: Regenschauer, 13 Grad, 60 Prozent Regenrisiko

Sonntag: bewölkt, 14 Grad, 20 Prozent Regenrisiko

Zeitplan:

Freitag, 10 Uhr: 1. Training

Freitag 14 Uhr: 2. Training

Samstag, 11 Uhr: 3. Training

Samstag 14 Uhr: Qualifying

Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Kontrukteurs-WM

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